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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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3. Heft
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Fey, André: Die Albe
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Bock, Fr.: Technische Erklärung der Beilagen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0057

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44

genannte Schriftsteller, daß auch Schristzcichen
nicht ungebrciuchlich seyen. (Das nächste Heft
wird ein solches Muster bringcn.)

Wenn wir nicht gleich Anfangs des bekann-
ten mittelalterlichcn Schmuckes dcr Albe, der
sogenannten Parura Erwähnung thaten, so
gcschah dieß blos in der Meinung, die Frage
über diese Verzicruugsart gchöre uicht wesent-
lich hierher. Die Parura odcr Paratura, cin
vicreckiges seidenes, der Farbe der Kasel cnt-
sprechendcs, häufig nüt reicher Stickerei ver-
ziertes Ornament, welches obcrhalb des Ge-
wandsaums vorue und hinten auf die Albe,
sodann auf den Saum der Arme und häufig
auf die Brust derselbcn geheftet wurde, und
uach der Meinuug Vieler die Wundmale des
Herrn symbolisirte, war näinlich eigentlich
kcin integrirender Theil der Albe, sondern
vielmehr cin zum Gewand hinzukommcndcs
Gewandstück, cine Art von Vermittlung zwt-
schen Obcr- und Uuterkleid. Wir wiederholcn,
daß wir durch Uebergehung dieser Verzierung
dieselbe nicht auszuschließcn, sondern die Frage
über dicselbe hier, wo wir blos über die lei-
nene Albe sprachen, offen zu lafscn gewillt
silld. ä.v6iö

Technische Erklärmig der Deilagen.

tHo. 1. Eine Stole in Perlfticke-
reien. Unsere Bläiter haben sich nicht nur
zur Aufgabe gestellt, beffere kirchliche Muster,
die sich wieder an die schönen des Mittelalters
anfchließen, vor Augen zn führcn, sondern sie
streben auch allmälig dahin, das Sticken wie-
der zu einer selbstständigen Kunst zu erheben
und nach und nach die glatte, geistlose und
mehr mechanische Stramiustickerei von dem
Gotteshause, namentlich bei Dekoration der
priesterlichen Gewäuder, ferne zu halten. Deß-
wcgeii wird in diesen Blättern auch auf die
Variation in der Techuik des Stickens Rück-
sicht genommcn, und dazu tst vvrliegendes
Muster zu ciner Stole, aus dem sich auch mit
geringer Modifikation von geübter Hand ein
etwas breiteres Kaselkreuz formiren ließe, ge-
wählt. Es ist nach der äußerst reichen, in
echteu orientalischen Perlen gestickten äußern
Bordüre (nurikrisin, vorderer Stab) des alt-
ehrwürdigen, prachtvollen Kaisermantels an-

gefertigt, der heute uoch im geheimen Schatze
der Kaiserburg zu Wien aufbewahrt wird und
der langer als 600 Jahre bei den eheinaligen
feierlichen Kaiserkröuungen im Gebrauch ge-
westn ist.

Wir haben uns dabei einige kleinere Ver-
änderungen anziibringen erlaubt, ohne jedoch
die Gesainmtanordnnng und den einheitlichcn
Styl dcs Ornamentes zu alteriren.

Willman reicher zuWerke gehen, so spanne
man auf den Rahnien die früher bezeichnete
Leinwand, bedecke dieselbe znvor mir Flvß-
papier, wie früher angegeben wurde, und be-
festige darübcr mit Krcuzstichen zu beiden
Seiten eine schwere weißliche Uni-Seide (kein
Moirö), am besten doppelten Taffeta, der
etwas in's Gclbliche oder Röthliche spielcn
muß, namentlich darf man dazu kein schreien-
des blendcndes Kreideweiß nehmcn. Was auf
dem Farbendruck Roth in Perlen ange-
gebeu ist, befestige man daun zuerst in rothcn
Schmelzperlen, nicht zn dick, von der Stärke
Nr. 3 und der Farbe Nr. 3 oder 7 !n drei
Perlenschnüren uebeneinander, wie es di«
Zeichnung angibt; danu fasse man die rothen
Perlstreifen (wozu man dünne Korallen, wcnn
sie nicht zu theuer kämen, nehmen könnte, oder
doch rothe Schmelzperlen, die wo möglich die
Farbe der Koralle imitiren) nach beiven Sei-
teu mit Goldperlen ab. Weiter sticke man
die blauen Ornamente in 3 Reihen ueben ein-
ander, wobei eine gebrochene blaue Farbc von
dünnen Perlen zu wählen ist, die der Farbe
des Türkises nahe kommt. Die übrigenPerl-
stickereien führe man aus !n den Farben, wie
ste der Farbendruck angibt. Die in Gold
angedeutetenOrnamente nndromanischenMa-
juskelbuchstaben stnd in dünnen echten Gold-
fädeu in Plattstich zu sticken, wie die Zeichnung
den Stich andeutet. Deßgleichen ist auch das
Kreuz in Goldstickerei technisch so darzustellen,
wie es auf dcr Zeichnung angcdeutet ist. Die
auf dem Kreuze befindlicken rothen Perlen
niüßten wohlblaßrötblicheKorallenperlcuseyn,
und kann nian, i»n den mittlerenRing darzu-
stellen, keine cchteu Lothperlen uchnien, so
wähle nian dazu Wachsperlen, die aber nicht
hohl, sondern im Jnnern ausgegossen und
gefüllt stnd.

Will man noch das Muster in Bczug auf
Farbeu reicher machen, so unterlege man dte
inneren Medaillous, woriu stch die Buchstaben
und abwechselnd die Muttergotteslilien (Lsui-s
üo lis) befiudeu, mit eineni andern farbigen
Seidenstoff in heller, leichter, seegrüner Farbe
oder rosenroth, und besticke diese farbige Un-
 
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