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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Reichensperger, August: Die neuen Wandteppiche für den Chor des Kölner Domes
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Bock, Fr.: Die Anfertigung kirchlicher Gewänder in der Prager Erzdiözese durch die Ursulinerinnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0108

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Figureiigruvpni in reicher archllektonischer
Umrabmung gcradezu iiberdeekt ist. Es liegt
iu der Nakur der Sache, daß die Krilik hier
ein reiches, leicht auszubeurendeS Feld findet,
;umal es nicht möglich war, die Kompvstkiou
als Gaiues ror Begiim der Anöfuhruiig her-
zustellen und die Totaimirkung sich zu ver-
gegenwärtigen, überdieß aber auch die Aiittel
zur Neberwindung der große» Schwierigkeiten
der Ausführung, bei welcher so viele Hände
mitzuwirken batten, erst uach und nach sich
ergebeu konnten. Jn mehr als Einer Bezie-
hung mußte maii hi>>r, wie man wohl zu
sagen pflegt, erst durch Fallen bas Gehen ler-
nen. Gänzlich unberechtigt würde es aber seyn,
falls die Kritik vom Standpunkte der mo-
dernen Stasfeleimalerei aus etwa geübt
werben sollte. Wie bei den gemalten Fensiern,
so muß auch hier die Besonderheit des Ma-
rerials, überhaupt der zu Gebote stehenden
Kllnstmittel, sowie der Zweck der Arbeit und
der Raum, in dem sie Platz nehmen soll, auf's
Strengste in Betrachl zu ziehen sepn. Webe-
rei, Stickerei und Aialcrei stnd ihrem inner-
sten Wescn nach von einander verschieben, und
es ist geradezu fehlerhaft, bei Ersteren nach
den Effekten der Letzteren zu streben, wie vst
auch dieser falsche Weg eingeschlagen wird.
Wenn z. B. in der Gvbelins-Manufaktur zu
Paris häufig berühnue Gemälde, welche durch-
aus nicht zu diesem Zweckc angesertigt worden
sind, als Muster zu gewirklen Tapeten ge-
braucht werben, so liegt darin eine Vcrken-
nung dcr obersten Prinzipien. Wenn es stch
aber gar, wie es hier dcr Fall ist, um ein
wahrhafi monlliiientales Werk handelt, so darf
»ur die Totalwirkung in's Auge gefaßi wer-
de»; es muß dem Ganzen, in welchem es
einen vorzugsweise dekorativen Zweck zu er-
füllen hat, sich überall dienstbar erweisen.
Hält man diesen Gesichtspunkt fest, so wird,
nnseres Erachtens, auch die strengste Krilik
nicht umhin können, dem Conservator I. A.
Rambvur, welcher mit seltener Opferwillig-
keit dte Komposilionen geliefert hat, und den
Franen Kölns, die eine Reihe von Jahren

hindurch, unter den maiinigfachsten Hemm-
nissen nnb Schwierigkeiten, das Werk voll-
führt haben, große Anerkeniiung zu zollen.
Ohne die energischste, aufopferndste Leitung
wäre es geradezu unmöglich gewesen, so viele
vereinzelte Kräfte eine so lange Zeit hindurch
einem solchen Zwecke dienstbar zu machen und
das Nnternchmen zum guten Ende zu führen.
Dem Bernehmen nach steht eine Monogra-
phie über letzteres zu erwarteu, auf welchc es
gestaitet seyn möge, Diejenigen zu verweiseu,
welche sich näher sür den Gegenstand in-
teressiren.

Abgesehen davon,daß derKölnerDomdurch
die Arbeit um einen berrlichen Schmuck be-
reichert worden ist, hat auch die Sacke der
christlichen Kunst in derselben eine erhebliche
Förrerung gefundeii, unb zwar nach einer
Seite hin, wo es sehr Noth lhui und wo sich
noch weitere Früchte erwarten lassen, ja sich
bereits ergeben haben. Nicht leicht kann etwas
ersprießlicher für diese Sache seyn, als wenn
die Frauenwelt derselben wieder, wie es in
früheren Zeiien derFall war, ihre thäkigen
Sympathien zuwendei, wenn sie mit Hand
anlegt, um die in der Architektur und Bild-
nerei waltenden Prinzipien auch in allem Zu-
behör z»r Erscheinung zu bringen, indem die-
sen Prinzipicn damit zugleich der Weg in die
weiiesten Lebenskreise gebahnt wtrd.

L. IdoiobenspsiAer.

Die Ansertigung kirchlicher Vewänder
in der Prager Crzdiözese dnrch die
Nrsulinerinnen.

Jn der Prager Erzdiözese ist vor Kurzem
ei»e ersprießliche Einrichtung getroffen wor-
den, die auch !n andern Diözesen Siachahmung
finden dürfte, nämlich die Anfertigung von
Paramenten und kirchlichen Ornaren ist, wie es
in srüheren besseren Zeilen der Fall war,

einer geistlichen Genossenschaft überiragen wor-

den. Das Kloster der Ursulinerinnen in Prag

Lirchknschinuck. 1807. VI.

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