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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Das Meßgewand des seligen Albertus Magnus
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0184

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versehrt gelassen, birgt jetzt die St, Andreas-
kirche in Köln.

Das merkwürdigste Stück davon ist das
Meßgewand.

Es hat die Form einer Glocke (Kampanula),
d. h. es ist ganz rund und mit einer Ocffnuiig
zum Durchzieheu des Kopfes versehen, so daß
es auf allen Setten gleich weit über den Leib
herabfließt. Das Gewand ist von schwerem
violettem Seidcnsammt. Die Hinter- und
Vorderscite tst mit etncm Palliumförmigeu
Kreuze geschmückt, dessen Settenbalken nicht
im rechten Winkel von dem Hauptbalken aus-
laufen, sondern schräg »ach der Schulter hin
steigen, wo die vordern und hintern sich ver-
binden. Dieses Kreuz, im Vergleich mit den
gegenwärligen Formen ziemlich schmal, besteht
aus Goldstoff und ist mit rothen und grüneu
Carreaur und Sternen besetzt. Die Srola
zu diescm Meßgewand ist lang und schmal und
reicht bis zum Ende der Albe. Auf ihr sind
die zwölf Apostel gestickt. Der Manipel ent-
hält zwei heil. Jungfrauen und zwei Domini-
kanerheiligen.

Eine gelungene Abbildung der beschriebenen
Easel in Farbendruck ist in dem zu Regens-
burg erschienenen Werke: Albertus Mag-
nus, sein Leben und seine Wissen-
schaft, vonvr. Sighart, enthalten, worin
nebst den Mittheilungen über diese Reliquien
auch manches Jnteressante über das Verhältniß
des Seligen zur Kunst gesagt ist.

Techinsche ErklSrung der Deilagen.

«tro. 1. Entwurf zu einer Kirchensahne
(vsxillum) im mittelalterlichen Styl.

Jn den letzten Decennien, wo das Jnteresse
für kirchliche Ornamente ein erhöhtes gewor-
den ist, haben sich leider untergeordnete Maler,
denen die Befähigung zu höhern Lei-
stungen abgehl, aufFabrikation vonFah-
ncnbtldern in Oel geworsen. So viel uns
bekannt ist, hat das Mittelalter statt der
Oelmalerei in steifen Bildern, die keine Be-
wegung zulassen, auf cine kiinstreichc Weise
die kirchlichen Banner und Fahnen init ge-

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stickten Bildern und Symbolen geschmückt,
wodurch etne sreie Bewegung und Faltenwurf
der Fahne, ohne daß die svlide gestickte Dar-
stellung Schaden litt, möglich gemacht wurde.
Erst mit dem Aufkommen und der allgemeinen
Herrschaft der Oelmalerei über alle andern
bilcenden Künste wurden im 16. und 17. Jahr-
hundert die gestickten Bilder und Symbole bei
Ausstattung größerer Kirchenfahnen verdrangt
und gefiel sich der Zopf darin, auf breiten
Schtldern zu bciden Seiten der Fahne, Oel-
malereien in einer unsoliden, schnell nach-
dunkelnden Technik darzustellen, dte nicht nur
hänsig alles Kunstwerthes eutbehrten und hin
und wieder der ernstern kirchlichen Richtung
Hohn sprachen, sondern auch ohne Noth die
Fahne selbst in ihrer freiern Bewegung stör-
ten und dieselbe sür den Träger erschwerten.
Heut zu Tage sind die Klagen über die steif
gemalten Fahnenbilder allgemeiner geworden
und hat man sich allen Ernstes gefragt, ob
die.Kunst des Stickens sich nicht auch wieder
bei ihrer jüngsten Erhebung dieses lang ver-
nachlässigten Zweiges kirchlicher Ornamentik
annchmen solle. Größere Bildstickereien von
den Schwestern v. a. K. I. in Aachen und
mehreren kunstgeübten Damen Cölns ausge-
führt, haben in den letzten Tagen den fak-
tischen Beweis uns beigebracht, daß die soge-
iiannte Mosaik-Stickerei tn ihrer Anwendung
auf figürltcheDarstellung stch vorzügltch eignet
zu Ausschmückung von.Kirchenfahnen, Ban-
nern rc.

Jn vorltegender Skizze haben wir es ver-
sncht, darzustellen, wie eine solche Fahne im
Ganzen und Großen ausführbar ist. Ohne
uns auf diese vorläufige Skizze, nach welcher
unmöglich eine korrekie Stickerei kann ange-
ferttgt werden, zu bcschränken, geben wir als
Erläuterung der Skizze hier nur an, daß die
ganze Fahne in eincm rothen gemusterten
Damast soll angesertigt werden; auf beiden
Seiten sind MedaillvnS zu sticken, wie ste die
Zetchnung angibt »nd in einer Größe, daß sie
sich bei dem Aufeinandernähen gegenseitig
vollständig decken. Auf der Rückseite kann
entweder etn salvator muncti in Mosaik gestickt
werden, stehend im glorifictrtcn Leibe, mit der
Fahne dcr Auferstehung odcr auch der Kirchen-
^ patron. Die Bildstickerei wird in Weise von
Mosaik, mit zusammengesetztem vielfarbigem
Seidentaffet so ausgeführt und zusammenge-
setzt, daß dadurch die Madonna mit dem Jc-
suskind, stehend auf dem Monde, umgeben
von der Sonne und der alten Schlange den
Kopf zertretend, gebildet wird. Wte eine solche
 
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