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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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9. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [3]
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Bock, Fr.: Institut für Anfertigung kirchlicher Stickereien im Filialkloster der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Köln, am Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0163

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getrenntm Palla. Der Bischof Valeranus
schreibt nämlich an den ErzbischofAnselm von
Canterbury, daß Einige bei der Consekration
den Kelch bedecken, die Einen davon mit dem
Corpvrale, die Andcrn dagegen mit einem zu-
saminengesalteteiiTuche.demSchweißtuch ähn-
lich, welches im Grabe Christi von den an-
dern Tüchern getrennt gefunden wurde. Au-
selm antwortet ihm hierauf unter Anführung
setner Worte. Johannes von Parma, der
siebente General der Minoriten, gebot seincm
Orden den Gebrauch einer vom Cvrporale
getrennte» Palla, wie Bona an dem schon
öfters angeführten Orte auS dessen Biogra-
phen geschopst hatte. Jn Gallien danerte der
alte Gebrauch am längsten, und in eiiiigen
Dtözesen sogar bis heute (tevrniei t. e. 29).
Was die römische Kirche betrifft, so ist aus
Jnnocenz III. ersichilich, daß Ende des 12.
Jahrhunderts die doppelte Palla schon allge-
mein im Gebrauch war (lib. 2. cke N^stor.
Nisus oux. 36). Diese neue, selbstständige
Kelchbedeckung, die von ihrer Abstammung,
der xullu oorporulis, den Nanien xullu ge-
schöpst, hat nicht gleich, wenigstens nicht über-
all, die jetzige Form angenvmmen. Zur Zeit
des Pabstes Jnnocenz III. scheint sie in der
römischen Kirche noch die ganze Ausdehnung
gehabt zu haben; wenigstens könnre man das
aus den schon angeführten Worte» des Pab-
stes schließen: guuin üiuoonus supor ulturs
totum oxtouäit. Anfangs des 15. Jahrhun-
derts ist die Form schon ganz der heutigen
gleich.

Der Zusammenhang der Kelchpalla mit dem
Corporale erklärt znr Genüge, waruin die-
selbe weder von Seide, noch sonst von andern
auch noch so kostbaren Stoffen seyn dars. Die
römische Ktrche hat dieses Gebot wiederholt
eingeschärst, und es ist nicht eimnal zugelaffen,
daß die Palla auf dem obern Theil mir einem
seidenen oder gestickten Besatz versehen sey.
(Door. 8. R. LowAr. IZ.LIurt. 1664. 18.
Ns.it. 1819. Letzteres ist von Pius VII. ap-
probirt.)

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Znstitut sür Anferligulig kirchticher Sti-
ckereien im Malktoster der Schmestern
vom armen Kinde Aefu in Kötn,
am Hof.

Den Leserinnen des Kirchenschmuckes cr-
mangeln wir nicht, vorläufig die kurze Mit-
lheilung zu machen, daß in jüngster Zeit auch
am Fuße des Kölner Domes ein Jnstitut in
kleineun Ilmsange gegründet worden ist, das
stch die lobenswerthe Aufgabe gestellt hat, die
von den Vorfahren zu liturgischen Zwecken sv
vielfach geübte Kunst des Sückens von ihrem
heutigen tiefen Verfalle wieder zu heben und
im Dienste der Kirche zu regeneriren. Schon
vor längerer Zeit wurde nämlich eine Filiale
des Ordens vom armen Kinde Jesu, dessen
Mmterhaus bekanntlich in Aachen stch befin-
det, in Köln begründet, und trägt schon heute
dieses Ordenshaus, trotz der kurzen Zeit sei-
nes Bestehens, durch religiöse Erziehung und
Ausbiidung armer verwahrloster Mädchen
seine reichsten Früchte. Ein anderes Verdienst,
das die Schwcstern vom armen Kinde Jesu
in Köln sich erworben haben, besleht nun,
wie wir EingangS andeuteten, darin, daß sie
eine Schule für biese Mädchen angelegr haben,
in welcher die verschiedenarrige, heute meist
nngekanntc Techuik des Stickeus wieder regel-
recht gelehrt und für kirchliche Ornamente
und Paramente möglichst kunst- uud stplge-
recht in Anwendung gebrachl wird. Zu die-
sem Zwecke hat das Mntterhaus des gedachten
Ordens in Aachen die Vorkehrung getroffen,
daß nicht nur die geeigneten küiistlerischen
Kräfte dem neuen Jnstitute zugeführt wurden,
sondern daß dasselbe auch mit vorzüglichen
Mustervorlagen im romauischen und gothi-
schen Style, den besten ältern Originalsticke-
reien entlehnt, reichlich ausgestattet wurde.
Erfreulich ist es wahrzunehmen, welche Ta-
lente und natürliche Anlagen unter geschickter
Leitung und Heranbildung bei solchen verlas-
senen und von der Natur körperlich oft stief-
mütterlich begabten Kindern zu Tage treten,
 
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