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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [4]
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Vorschlag über einen zu gründenden Paramentenverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0105

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tern den königlichen Mantel, und zu beiden
Seitcn fällt dahcr, jedoch nicht!n eiteler Ncber-
fülle, das Haar schlicht auf die jungfräuliche
Schulter. Da es nicht möglich ist, alle Sa-
chen zugleich abzumachen, fo werdcn wir den
letzten Punkt, wo und wie Haarsülle bei hei-
ligen Bildern zu behandeln ist, für eine pas-
sende Gelegenheit auffparen müssen. Jn der
Rechten hält die ewig Jungfräuliche eine drei-
zweigige Blume (die Lilie), wahrscheinlich als
Andeutung auf die heil. Dreieinigkeit, die seit
dem Ausspruche des Wortes: „und ich will
j Feindschastsetzenzwtschen Dirund demWeibe"
das Gefäß des Heiles auserkor. Mit der
Linken wird der Heiland gehalten, der auf
dem mütterlichen Schooße stehend, dem Be-
schauer ganz zugewandt tst. Von den Füßen
ist nichts zu sehen als die Spitze des rechten,
nicht nackten, aber beschuhten Fußes, denn
nur ein solcher kann nach den Vorstellungen
der Alten, sicher gegen Biß und Stich, der
Schlange den Kopf zertreten. Die spätern
Jahrhunderte folgten auch solcherlei keuschen
Vorbildern, dte an ihren Madonnen sorgfäl-
ttg alles Nackte vermieden. An den Seiten
sind sieben achteckige Sterne angebracht. War-
um achteckige? Diese deuten auf die acht Se-
ligkeiten, dte uns der Heiland brachte, also
auf die Mutter, durch welche der Heiland ge-
bracht ward. Derselbe achteckige Stcrn findet
sich auch auf der westlichen Domwand zu Köln
als Dreikönigenstern. Daß die Siebenzahl
auf den heil. Geist, den Ueberschatter, zielt,
liegt am Tage, und da die Alten nichts ohne
Grund thaten, so wird die Vertheilung: drei
rechts auf der Ehrenseite, vier links ebenfalls
die bedeutungsvollen Beztehungen zur heil.
Dreieinigkeit, verkündet in den vier Evange-
lten, ausdrücken sollen. Ueber die Eugel,
deren Königin Maria in der lauretanischen
Litanei genannt, hier gebildet wird, sage tch
nichts, als was der Anblick lehrt. Wie sie
später, obgleich Boten Gottes, ohne Füße, so
werden sie hier ohne Arme dargcstellt, denn
! sie bedürfen dteser Körperlichkeit nicht.

Jedoch ich glaube, Verehrteste! daß der

Brief wiederum etwas zu lang gerathen ist,
und tch will meine Bemerkungen über die Be-
deutung der Farben sür nächstens aufsparen
und schließeu mit dem süßen Ave. Lr.

Vorschlag über einen zu gründenden
Paramentenverein.

Wtr begrüßten freudtg den äußerst prakti-
schen Vorschlag im fünsten Heft des „Kirchen-
schmucks", ktrchliche Parameutenvereine der
dort angedeutcten Art in's Leben zu rufen.

Es ist immer unsere feste Ueberzeugung ge-
wesen, daß der „Kirchenschmuck" durch die
Predigt der richtigen Grundsätze bei Hcrstel-
lung kirchlicher Gewänder, durch Vorweisen
der guten alten Muster und dte Anleitung zur
technischen Ausführung derselben nicht wohl
eine nachhaltige Wirkung auf das Gebiet der
kirchlichen Stickerei und auf die Restauration
der einzelncn Kapelleu haben werde, wenn
ntcht Geist, Kapital und Arbeit bleibend in
Vcreinen organtstrt, nach dem Einen Ziel der
alten Schönheit und Dauerhaftigkeit bei rela-
tiv geringen Kosten streben. Es ist cin auf
den ersten Bltck schwieriges Unternehmen,
deffen Begründung wir versuchen; nach retf- !
licher Ueberlcgung hat es uns nicht unmöglich
geschienen, dasselbe in die That überzufttzen, j
wenn nur Muth uud Ausdauer nicht fehlen.

Wir haben uns vor Allem damit beschäf-
tigt, wie den zu gründenden Paramentenver-
einen die unumgänglich nothwendigen Geld-
mittcl beschafft werden könnten. Ein Para-
mentenverein, der zwar über knnstbegcisterte
und kirchlich gesinnte Mitglieder, aber über
uur geriuge Mittel verfügt, mag sich in man- j
chen Fällen durch Rath und Anregung er-
proben, etne durchgreifende Wirksamkeit wird
er nicht entfalten. Der von uns gewünschte
Paramentenverein, wir sprechen es offen aus,
stützt stch zum großen Thetl auf das materielle
Jnteresse; wtr würden einen solchen Verein,
wenn er uns neben der Dauerhaftigkeit und
Schönheit der gelteferten Paramente nicht auch
 
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