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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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4. Heft
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Bock, Fr.: Etwas Gelehrtes über Stickkunst und Stickereien, und wie man in früherer Zeit diese Sachen benannt hat
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Technische Erklärung der Beilagen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0073

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58

Faulenzerkissen, KarpellS inid Nipptisck'sacheii
gedcinken- und kuustlos iu Wolleiistrumiu zu
sticken, Auch das ganze Mitielalter hiudurch
fiudet sich, uuseres Bediiukeus, keine Nach-
richt uber Wollenstrainin, ja uicht eiunial
der Name dafiir. Hätte aber die gelehrte
Roswitha, Acbiissin zu Gaudersheim, je ver-
steckrer Weise in den Händen ter Religiösen
ihres Klosters Siramiustickerei gefunden, so
wiirde dieselbe gewiß keinen Anstand geuom-
men haben, sie im mitielalterlichen Latein zu
bezeichnen als ein o^us Arossum «ino urts st
LIU6 stullio. Der Grund, daß man bei den
Alien ntchts über die oben'gedachte Technik
findet, ist eiufach deri man erdachte bei deu
ältern Kunstai beiten eiu schönes, kunstgerechtes
und geistreiches Muster uud ließ sich die Erfin-
dung uud Beschaffuug desselben ein Bischen
Müheund Nachdenken kosten,nii! andern Wor-
ten, man bezog noch uicht aus den geistesarmen
Beiliuer Fabriken die dürren schablonirten
FarbmusterausStrami», in dcncn sichdie Spe-
kulation und der Ungeschmack meistens die
Hand reichen, soudern die edle Stickerin hat
meistens ihr Muster selbst ersounen uud hat
deßwcgen auch ihr geistiges Eigenthum mög-
lichst kunstgerecht in zarter und delikater Tech-
nik ausgeführt.

Wien im März 1857. Ui. Uoole

Technilche Erklürung der Deilagen.

^IO 1. Die Kasel -es heil. Bern-
hnrd in der Münstcrkirche zu Aachen,

s. vben.

Zur Erläuterung der Abbtlduugen fügen
wir bet: Die, Zeichnung gibi das Gewaud in
Vi2 der natürllchen Größe, so daß nach nebeu-
steheudem Maßstab 1 Zoll Rhetn. — l Fuß
Rhein. (oder 31,z Centimeter) und 1 Liiüe
— 1 Zoll gilt. (Wir fügen des Näheren bei:
nb — — bo ^ 10" 6'" s27,z

üo — 9"6'" s24,g

—3X18" —sl40,g
clk —56"6"' —4'8"6"' si47,^6^j.
ss — bo —33"(32"6'")—2'9"s866msl.

so -58" —4'10" sl51,z L-j.

os — 46" — 3' 10" (3' 11") sl20 6-nss.
ko ^48" —4'^125,2^. i

§k^2Vr" l6„6-°j.

bi —4"(4V,"l sio.ic-nj.

4k—21" —1'9" s54,7 6n>,j.

om — VzN0—3V2" s9,7 6°>v.

mn—7'" s1,5 6-nj.

ox — gr —5" 6'" sI4,z 6°>sj.

Wie letchr erkläilich, sind die Maße etncs sol-
chcn Gewaudes uicht mit der Geuauigkett zu
geben, wie die Niaße von festen Gegeustän-
den. Eine giößere oder geringere Llnsrannuug
ändert das Maß mehr oder nünder beträcht-
lich. Daher sind an cinigen Stellen die Maß-
unierschiede verschiedener Messuiigen in (—)
eingeschlossen Die Maße in den s—j geben
das französische Metermaß, welches aus dem
beigesügten Niaßstabe an der uniern Seite bis
zu 10 Cenlimeiern verzeichnet ist. Die obere
Seite des Maßstabes gilc somit für die redu-
cirte Zeichuung, die untere als Normalmaß.)

Der Stoff der Kasel ist stahlblaue Seide,
welcher uusererLntin-Itoine-Seide am uächsten
kommt. Das ui sprüngliche Fntter ist feine
purpurrothe Leinwand, die gegenwärlig mit
Seire überkleidet ist.

Das Borderkreuz besteht aus 9 Schablonen
der beiden Muster uud 6, 5 Mal 2P und 4
Mal lZ in derOrdnung zusammeiigestellt, wie
dieAbbildung nachweist. Die Schablonen sind
ohne Verbiiidungsoruament etnzeln zum Ki euz
mtt aufgerichleren Querbalken zusammenge-
ordnet. Das Rückenkreuz ist um 2 Schablonen
größer (7MalL, 4Mal6), weil dasNacken-
stück hinzukominl und dieRückenseite auch »ach
unten um 2'/r" länger ist. Die Auordnung
der Muster ist in

tHlro. 2 (V21 der natürlichen Größe) dar-
gestellr. Für dtc Nachbildung ist zu beachten,
daß die obere Hälfte der vierten Schablone
(C, von oben gezählt), bei Ir, im Qnerdurch-
messer ss liegr, so daß die Länge der Linte
llk — 21" beträgt.

l»o. 3 u. 4 si»d die beiden Muster e»,
und « in uatürlicher Größe dargestcllr. Auf
dem Original wechseln sie in der Breire zwi-
schen 4—^V^Zoll, während die Läuge durch-
gängig 5^/2 Zoll beträgt. Jn der Ausfüh-
rung haben dieselben viele Unregelmäßigkeiten,
was theils durch die Ungleichheit uud Unge-
fügigkeit des Materials, der Perlen nämlich,
theils durch vielsache Ausbesserungen aus spä-
terer Zeit herrührt. Die runden Kreise <x)
sind aus rosenrother, sehr stark verbleichrer
Seide gestickt, jetzt sehr unregelniäßig ver-
theilt und wahrscheinltch bei späteren Aus-
besserungen, vielleicht wegen ihrer Verblei-
chung, theilweis mit Perlen ausgefüllt.
 
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