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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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4. Heft
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Technische Erklärung der Beilagen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0074

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59

Die Hcilsöffmmg der Kasel ist ein glcich-
scitiges Dreicck, und wir glanben hier auf
eine Symbolik dcr allerheiligsten Dreifaliig-
keit und auf mehrere mystische Zahlenver-
hältnisse aufmerksam machen zu dürfen. Jede
Seite des Dreiecks mißt iO" 6"' und zcrfällt
wieder in drei gleiche Theile, welche durch ein
Versterungsmnster des Cinfassungsbändchens
bezeichnet siud. wie der Farbdruckin Fig. g dar-
stellt. Das Bändchen hat 9^'" Breite «mn)
undjedes Mustermißt ll ^ " (Zahldergeheimen
Offenkarungj in der Länge (cm).* — Es sind
aber, wenn auch 9 Felder. doch nicht 9, son-
dern nur 8 Muster am Bäudchen vorhanden.
Dieselben sind so zusammeugestellt <s. Fig. 6),
daß Muster 1 (s Fig, 5k 3 Mal vorkommt
und ein Drcieck mit der Spitze nach oben da-
durch gebildet wird. Dic Zahlen 3und5 stnd
dagegen einfach, die Zahlen2nnd4 sind dop-
pelt, stehcn im Viereck und geben zusammen
die Zahl 12, und vielleicht ließen sich noch
mebrere Kombinationen und Beüehungen als
absichtlich vermuthen. Enrlich hat jeder der
beiden Schu tcrschenkel (Nro. Ine, lm), welche
vom Halsdreieck ausgehen, 33".

Die zierlichen, äußerst sorgfältig gearbei-
teten fünf Muster des Bändchcns (Farb-
druck Fig. 6, 1,2, g, t, g) tragen einen unver-
kennbar byzantinischen Charakter, namentlich
3 und 4. Silber und Gold bcstehen aus
guerliegenden Fäden, zwischen welchcn der
farbige Seirenfaden die Figurirung bildet.
Jedes Muster ist von eincr kräftigen, halb-
rund vorspringenden Leiste des Goldgewebes
eingefaßt. Die Goldfädcn sind zu dreien, die
Silberfäden zu zweien von einem Scidenfaden
gefaßt (Fig. 7). **

Endlich ist noch als eine der wichtigstcn
praktischen und bei der Nachbildung nicht zu
übersehcnden Einrichtungen an der Kasel zu
bemerken, wobei wir auf blro. 1 zurückgehcn,
daß an der inneren Seite des Gcwandes zwei
Vorrichtungen mit Bändern zum bequemeren
und zweckmäßigeren Tragen der Kasel ange-

' Die drei Stücke (Farbdruck Fig. 6, t, 1, 1)
machen hievon eine Ausnahme und messen nicht je-
des 3^", sondern das erstc 3" 10"', das zweite
oben in derMitte 4", das dritte unten 2" 9'" dieß
gibt aber zusammen doch nahezi, bis anf1'"11n-
terschied das Gesammtmaß der übrigen (nämlich
10" 7"' das eine, 10" 6'" das andere).

** Bei der zur Kasel gehörenden Stola von
höchst ansgezeichneter Ilrbeit sind die Goldfäden zu
^ gefaßt. Jn Fig. 8 haben wir noch darzustellen
versucht, wie die Silbcrfäden in Fig. 5, 3 das Mu-
ster überziehen.

bracht siud. Bei o, an der unteren Spitze des
Halsdreiecks, sind zwci starke Bänder ange-
iiäht, welche bis nah auf die Spitze des Vor-
derstückes derKasel hinabreichen. Sie werden
um den Leib geführl und vorn zusammenge-
bunden und sind uuumgäiiglich nothwendig,
der Kasel Haltuug u»d richtigen Fall zu gebeu.
Wir haben das Band nicht abgebildet, weil
es die übrige Zeichnung würde entstellt haben.
Ein zweites starkes Band (ess) ist an beiden
Endpunkren (e, o) befestigt; es läuft uuter
dem einen Schulterschenkel vou s noch auf-
wärts zwischen kleinen Querbändern, wie wir
ste in k>wo. I augedeuiet, daun au derRückseite
vorbei und am andcrn Schulterschenkel wie-
der abwäris bis s. Liach dem Anziehen der
Kasel wird dieses Baud so weit in die Höhe
gezogen, als es für die Armc dcs Priesters,
der oben das Gewand trägt, zwcckmäßig ist
und daun in der eutsprechenden Höhe in eiue
Schlinge gebundeu, die wieder unter die Kasel
eingelegt wird.

Mr« 3. Eine Mbenverziernng mit
Spruchbcindern. Jm letzten Hefre war
davon die Rede, daß nicht selten Schrifizei-
chcn auf Alben angebracht werd n. Hier
haben wir ein Beispiel, es ist der 132. Psalm,
der durch die Spruchbäuder läufk. Auf den
Säuineu an dcn Haudgelenken (5")i Love guam
bonum st guam juounclum Irabitnrs kratrss in
unum. (Wie ist es gut und süß, daß Brüder
beisammen wohnen.) AufdemHalssaum(5>>)-.
8!sut unAuentum in oapits, (Wie die Salbe
a»f dem Haupt,); auf dem Saum der Brust-
schlitze(5°)l guock ckesosnckit in barbum, barbnm
tpnron, (die herabflicßt in den BartAaronS);
auf dem untern Saum(5^): guock ckssosnckit in
oram vsstimsnti sjus, siout ros bsrmon, gui
ckesosnckit in montsm8ion, guoniam iUio mnn-
ckuvit ckominus bsneckiotionem st vitnm usgus
in 8asoulum, (die herabstießt auf Len Saum
seines Gewaudes, wie der Thau des Hermou,
der nicderfließt auf den Berg Siou: dorr hat
derHerr Segen uud Leben verliehen auf ewige
Zeiten.) Diese sinuige Verzierungsweise durch
hineingeschluugeue Bibelterte hat vielen Bei-
fall gefunven, uud da cs sehr leicht ist, Spruch-
bänder in ähulicher Weise in vorhaudeue Laub-
oruamente hineiuzulegen, so erlauben wir uns
schließlich, noch auf einige kürzere oder län-
gere Sprüche aufmerksam zu machen, die sich
zu diesem Zwecke eigucn. Für den Halssaum:
blxsmplum ckecki vobis, (Jch habe euch ein
Beisptcl gegeben,); für die Arme: ut gusmack-
mockum SA0 ksoi vobis, 8io st vos kaomtis,
(damit auch ihr thuet, wie ich euch gethan
 
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