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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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2. Heft
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Bock, Fr.: Ueber Entstehung, Form und ornamentale Ausstattung des Röckleins (Rochet, Chorhemd)
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Bock, Fr.: Technische Erklärung der Beilagen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0034

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23

Unterlage bei den Stickereien dient, ein höchst
leichtes FaLrikgewcbc von änßerst geringer
Dauerhaftigkeit; ein leichter Druck, ei» nn-
zarter Tritt, namentlich wenn es als Besatz
einer Albe am Fuße angcwandt wird, reicht
hin, um die darin angebrachte Stickcrei stellen-
weise zn zcrstören; anch macht diescs gaze-
artige. gardinenmäßige Flittergewebe, wic das
nicht zu läugncn ist, einen sehr modernen,
leichten und tändelnden Effekt; diese Tüll-
spitzen eignen sich deßwegen ausgezeichnet zu
zierlichen Schleieru, zu Fensterbehängen, zu
Garnirungen von Ballkletdern und zu allcn
andern modernen Utensilien, die viel Pomp
und Effekt machen, aber nur wenig Geld
kosten sollen. Was nun aber den Salvn oder
das Empfangzimmer schmückt, was sich zier-
lich an Nipptischsachen ausnimmt, oder was
dem modernen Fraueuputz zur billigen Zierde
gereicht, das darf man nicht an priester-
lichen Gewändern und selbst am Altare an-
bringen, denn cin solches Beginnen hicße
de» modernen Modegeschmack mit seinem prun-
kendeu, unkünstlertschen Flitterwerk auch dem
Aliare aufhalsen wollen. Was die Kirche und
ihre Diener bei den heiligsten Verrichtungen
schmückt, das sollte sich vom weltlichen Land
und eitlerZicrcreiunterscheiden, solltedenun-
verkennbaren Stempcl der innern Tüchtigkeit,
Dauerhaftigkeit und Gcdtegenheit an sich tra-
gen, uud darf am allerwenigsten das Auge der
Umsteheuden durch leeres, ftitterhaftes Ge-
pränge bestcchen wollen.

Zwettens tst aber auch die Technik dcs
Stickens auf einem solchen Tüllstoff als Un-
terlage und sind die meistens dabei auge-
wandten Muster sehr mangelhaft, unkünstle-
risch, vielfach unschön zu uennen. Die Tcchnik
des Stickens beschränkt sich bei solchen soge-
nannten Kirchenspitzen in Tüll heute meistens
darauf, daß cntweder die kleinen feincn Ma-
schen des Tüllgewebes mit Banmwolle ausge-
füllt werdcn oder cs wird der Tüll mit einem
andern düunen Gewebe nnterlegt, wodurch i»
beiden Fällen cin sehr uiikünstlerisches Dessin
erzielt wird. Der Werth dieser technischen

Ausführung steht allerdings mit der kunst-
losen, leeren und geisteöarmen Komposition
des Desstns im Einklaug. Gewöhnlich be-
zieht man zu solchen Kirchenspitzen in unge-
bührlicher Breite aus einem ou-Aros-Geschäft
für Stickereien ein moderiies Muster vom
neuestcn Datum, daS auch uoch auf andern
weltlichen Dekorations-Zwecken mit Erfolg
köunte ausgeführt werdeu; oder man erholt
sich Naths in eiuer jener vielen Damen- und
Musterzeitungen, die für alle möglichen Zwecke
oft die hirn- und geistlosesten Dessins seilbie-
ten; ost hat maii aber auch irgcnd einen be-
scheidenen ralentvollen Küustler in der Nähe,
der es natürlich tm Jnteresse des veredelnden
Geschmackes gerne überninimt, die zierlichsten
Festons, Guirlanden, Blumenbvuquete und
Fruchtkörbchen für solche Zwecke zu kompo-
niren.

Das Vorstehende mag einstweilen geuügen,
nmdaraufhinzuweisen,daßbeiAnfertigungvon
Kirchenspitzen, hinsichtlich ihrer Muster und
der technischen AusführuNg, ein anderer Weg
eingeschlagen werden muß; cs würde also einem
späteren Artikel* obliegen, zu zeigen und durch
Zeichnungen nahe zu legen, wie denn eigent-
lich im Muster und in der Technik der Besatz
zu etncm Röckletn, Albe ic. ciuzurichteu sey,
damit der profane moderne Anstrich, der die-
sem Ornameiite heute in der Regel anklebt,
entfernt werden könne. Bock.

Technische Crklärung der Deilagen.

t»,». 1. Kreuz (nurikrisin) zu einem
Meßgewund in gothischen Vrna-
nienten, die einein Ältartnch aus
dern XVI. Jahrhundert entlehnt sind.

Die beifolgende Farbeuskizze zeigt eiue Au-
oidnuiig der Farben, die aus die unten bespro-
chene, rcichere Ausführung, dabei auf Feru-
wtrkuug berechnet ist. — JndemmandtcZcich-

* Die Rcdaktioii wünscht im Jnteresse ihrer
verehrten Leserinneu, daß dicser Artikel nicht
langc anf sich wartcn lasse.

Anm. d. Ned.
 
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