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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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4. Heft
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Fey, André: Die Kasel des heil. Bernhard
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Ein guter Rath aus alten Zeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0069

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54

zu entnehmen. Beugcn wir uns namlich vor
den klassischen Mustern einer christlichen Bor-
zeit, fliehen wir das Ueberladene, beginnen
wir auch nicht mit dem Rcichen, stellen wir
uns nicht, unsere Kraft überschätzend, sofort
eine zu große Aufgabe — das ist der Weg
auf den wir hinweisen. Andere Frauen auf
deutschem Boden hat cr bereits zu schönen
Resultaten geführt. ^nürs

Ein guter Nath ang alten Zeiten.

Dieser Tage fiel mir ein Buch in die Hände,
das schon um seinesTitels willen meine Aufmerk-
samkeit aufsich zog; dieser lautet: „Kirchenge-
schmuck. Das ist: Kurzer Begrissder sürnemb-
sten Dingen, damit eine jede recht und wohl
zugerichte Kirchen geziert und aufgebuzt seyn
solle, Allen Prelaten und Pfarrherrn durch
das ganze Bisthum Regenspurg sehr noth-
wendig. Durch Herrn Jacob Müllern, Heil.
Schrift Doctorn, und wohlermelder hohcr
Stift Regenspurg von Bäpstlicher Heiligkeit
verordneten Vikarium. Luuo vomiui 1591."
Es erschien zu einer Zeit, tn der nach des
Perfafsers Schilderung theils durch die Gcg-
ner der Religion, thcils durch die Faulheit
und Lässigkeit der Katholiken mehr Kirchen nie-
dergeriffen wurden oder überhaupt zu Grunde
gingen, als deren gebaut und hergerichtet wur-
den. Den erloschenen Eifer zu wecken und
recht zu leiten, war dic ausgesprochene Absicht
des Verfassers. Was uns hiebei besotlders
intcressiren muß, so steht letzterer bei seinem
Beginnen nicht aus dem Standpnnkte cines
bloßen Rathgebers. sondern er spricht mit der
Auktvrität des Fürstbischofs von Regensburg
bekleidet. Die gegebenen Anwcisungen stnd
Vorichristen des >n diesen Dingen allein mit
rechsmäßiger Gewalt betrauten Oberhirte».
Tarum ist gleich !m I. Kapitel zu lesen: „Wir
haben uns in diesem Büchlein nit allein unter-
standen, wie allerley heilige Dinge, so in dcr
Kirche heilig und gottselig sollen aufgehalten
werden (wiewohl wir dieß fürncmlich beab-

sichtigen), sondern auch wie das Kirchenge-
bäude an sich selbst svll gestaltct und geartet
seyn, soviel dicß Orts vonnöthen ist, zu lehren
und vorzuschreiben." Ilnd weitcr unten:
„Jm Fall aber etliche Kirchcn solche Mängel
hätten, und liesse sich ansehen, als ob dieselbi-
gen, ohne höchste Beschwerdte und Furcht vor
größcrcm Uebel, nicht könnten abgcwendet wer-
den, so sollen die Kirchenprelaten und Vor-
stehcr derselben dcssen uns mit ehestem be-
richten, damit wir, was in der Sache vorzu-
nehmen sey, an Statt und im Namen des
Hochwürdigen in Gott Durchlanchti-
gen Hochgeborncn Fürstcn und Herrn,
Hcrrn Philippen, confirmirten Bi-
schvfen von Regenspurg rc. zeitlich be-
rathen und beschließen können." Jn
cinem andern ähnlichen Falle „sollen eben-
mäßig der Orten geistliche Regenten oder
Kirchenpfleger uns des ganzen Handels vcr-
ständigen und ohne unser Bewilligung und
Vorwissen irgend ctwas — abzutragen vder
hinwegzuführen oder dieß zu thun andern zu
gestatten, bei hoher Strase, so wir uns
vorbehalten, im gcringstcn nicht un-
terfangen oder vermessen. Sobald wir
dann von allcn Sachen und dcn Verhältnissen
des Orts satten Bericht geschöpft, wollen
wir nach Ordnung und Ausweis des
geistlichenRechts und der allgemeinen
Concilien, sonderlich desTrientischen,
was zu thun odcr zu lassen, unverzüglich
abordnen und verschaffen." Jn solcher
Art sind in zehn Titeln Anweisungen gegeben:
über die Kirche und ihre einzelnen Theile,
über das heil. Sakrament des Altars, Sakra-
menthäuschen, über Gefäße, seidenen Haus-
rath, das heil. Oel und den Taufstein, das
Heiligthnm, über die Altäre und ihre Ver-
zicrung, die Sakristei, Linnenzeug und den
gemeinen Hausralh. Man begreift alsbald,
daß unter solchen Umständen bei Herstellung
oder Unterhaltung der kirchlichen Gewändcr
und einschlägiger Utensilien der Willkür we-
nig Spielraum gelaffen war, vorausgesetzt,
daß die gesetzgebende Gewalt mit Nachdruck
 
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