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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Bock, Fr.: Die Anfertigung kirchlicher Gewänder in der Prager Erzdiözese durch die Ursulinerinnen
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Bock, Fr.: Die neue Mitra des hochwürdigsten Bischofs von Paderborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0109

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hat es vor Kurzem übernommm, für die ver-
schicdenen Kirchen der Erzdiözese einfachere
wie reichere Meßornate anzusertigen, rie ihnen
von den Geistlichen und Ktrchenvorständen !n
Auftrag gegeben werden. Bei einer solchcn
Einrichtung kann nicht nur von hoher Stelle
dahin gewirkt wcrden, daß man bci der Wahl
der Stoffe vornämlich solchcn Zeugen den
Borzug gibt, die ein ernstes kirchliches Ge-
präge zeigen und sich durch ihre Gediegenheil
von der leichten, modernen Kaufmannswaarc
auszeichnen, die mit ihren bnnten überladenen
Effektmustern in letzter Zeit bis an den Altar
vorgedrungen war, sondern Ler Geistliche selbst
hat sowohl hinstchtlich derSolidität dcr Sloffe,
als auch hinstchtlich dcr Preise die Garantie
einer reellen und gelvissenhaften Bedienung,
die ihm in solchen Sachen nur erwünscht
sehn kann.

Dnrch die eben gedachte Einrichrnng ist der
Spekulation, die ost zum Nachtheil der Kir-
chensabrik und zum Hohn des besscrn kirch-
lichen Geschmackes sich diesen einträglichen
Jndustriezweig in neuester Zeir angeeigner
halte, Thor und Thür geschlossen, und haben
die Geistlichen der Erzdiözese die Sicher-
heit, daß ihnen nicht nur Gewänder geliefert
werden sür den heiligsten Gcbrauch, die zu
bescheidenen Preisen mit großer Pietät und
Sorgfalt angefertigt werden, svndern die auch
durch ihre Solidität und zweckmäßige wür-
dige Dessins stch auf den ersten Blick als Kir-
chenstoffe zu erkennen geben. Wie sehr es an
der Zeit ist, daß auch von Seiten der Hoch-
würdigsten -Bischöfl. Vikariate dtcsem Zweige
der christlichen Kunst, den fromme Häude tm
Miktelalter mit so vteler Vorliebe gepflegt
haben, entsprechende Aufmerksamkeit zuge-
wandt wird, geht schon aus dem Umstande
hervor, daß es in verschiedenen Dtözesen des
österreichischen Kaiserstaales nicht selten vor-
komnit, daß stch sogar Kinder Jsraels in aus-
gedehntem Maß aus den Paramentenhandel
geworsen habeu. l?r. Uoelr.

Die neue Miira dcs Hochwürdigsten
Kischoss von Poderborn.

Wir verfehlen nicht, alle Diejenigen, dte
sich für kirchliche Stickkunst interesstren, dar-
aus aufmerksam zu machen. daß in jüngster
Zeit ein Kunstwerk seiner Vollenbung ent-
gegengeführt worden ist, dem man mit vollem
Rechte dcn Namen etner „lliadelwirkerei"
(oxus nou xiotile) betlegen darf. Es haben
nämlich die Theologen der Universität Bonn,
durch freiwillige Beilräge, die Mittel beschaffr,
um gegen ihren früheren akademischen Lehrer
bct setnerErhebung auf den bischöslichen Stiihl
von Paderborn durch Ueberreichung einer knnst-
reich gestickten bischöfltchcn Milra den Ge-
sühlen des Dankes und der Hochachtung Aus-
druck zu geben. Diese Mitra isr nach einer
charakteristischen Composition im späiivmani-
schen Style streng nach alten Originalstlcke-
reien vvn Fiäul. Fögen in Köln mit größtem
Kuilstfleiß und Hingabe kürzltch in einer Weise
ausgesührt worden, daß die strengste Kunst-
kriiik nicht nur hinsichtlich der Tcchnik und
Farbenwahl, sondern auch hinsichtlich der vie-
len, ireffltch ausgeführten Bildstickereien im
feinsten Platlstich nicht umhin gekonni har,
der bescheidenen ^Künstlerin die größte stlner-
kennung ohne irgend eine Schmälerung zu
zollen. Diese Jnfirl selbst ist in eincr solchcn
Form und Diiuenstvn gehalten, daß sie sich
wieder den mittelalterlichen schönen Vorbil-
dern nähert, und proportivnal als Zierde und
Schutz des Hauptes dient, nicht aber wie dieß i
bei den meisteu Mitrcn Ler letzten Jahrhun-
derte dcr Fall ist, mir dem Körper des Tra-
genden hinsichrlich thrcr Größe und Ausdeh-
nung >n grellster Disharmonie steht und Lem
Haupte selbst eine ungebübrende Last bereitet.

Der Grundstoff dieser prachtvollen bischöf- l
lichen Mütze besteht aus einem besonders ge-
wirkten dcssinirten llrax ä'or, auf der vordern
Seite sind vertikal und horizontal zwei schmale I
reich ornamenlirte Bandstreifen (lig-uliio) ge-
stickk, wie sie an den älteren Milren des 12.
und 13. Jahrhunderts niemals fehlen. Zwi-
 
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