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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Die zweite Generalsammlung des christlichen Kunstvereins für Deutschland am 15., 16, und 17., September 1857 in Regensburg, [2]
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Handelskrisen und Kirchenschmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0182

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59

Sehr zweckmäßig wäre gewiß auch, weim
dte Einzelvereine von ihren Publikatwnen,
Vereinsgaben u. dgl., welche sie in die Häudc
ihrer Mitglieder legen, wenigstens auch Etn
Eremplar jedem verbündeten Diözesanvereiu
mttzuiheilen verpflichtet würdeu. Es liegt ja
im eigenen Jnteresse der Herausgeber, solche
Arbeiten, die doch immer ein allgemeines Jn-
tcresse darbieten, aufsolchem Wege zu weiterer
Kenntniß zu bringen.

Auch das würde den Dank vieler Mitglie-
der erwerben, wenn die Eiuzelvereine, welche
derartige Arbeiten verösfentltchen, den Mit-
gliedern anderer Vereine dte Erwerbung dcr-
selben durch namhasten Rabatt erleichtern
würden.

Handelskrisen vnd Kirchenschlnulk.

Was hat unser friedliches Streben mit den
Welthändeln, Börsenkrisen und indischen Krie-
gen zu thun? Sehr viel. Das Band, das
uns mit diesen großen Begebenheiten zusam-
menknüpst, ist gar ein fetnes uud doch starkes,
nämlich die Seide.

Wir arbeiten daran, diesen kostbaren Stoff
schön und fest zum Lobe des Allerhöchsteu zu
verarbeiten, die Fabrikanten bemühen stch ihn
herzustellen, der Handel verbreitet ihn uach
allen Theilen der Welt, die Börse macht ihn
theuer und die Krise — wohlfeil.

Non allen Seiten nehmen die Befürchtun-
gen und Klagen der „Panik", wie man jetzt die
industriellen Entwicklungskrankheiten neunt,
deutlichere Gestaltungen an. Namentlich iu
eintgen Geschäftsartikeln stellt es sich heraus,
wie große Wirkungen ein einzelues Ereiguiß
in den weitcsteu Kreisen machen kann.

Wir wollen nicht vom Tabak reden, der
sich nicht verkaust, noch von den Blech- uud
Semilorwaaren, die liegen bleiben. An jenem
gewtnnt der Wohlstaud und die Wohlaustän-
digkeit wenig, an letzterem verliert die Aesthe-
tik nichts. Aber die Seide!

Schon vor einem Monate schrieb man aus
Wien, wie sehr die dvrtige Seidenindustrie

an den indischen Hänbeln betheiligt scy. Viele
Firmen im Seidenhaudel, die im Lauf der
letzten Jahre einen starken Erport nach Ost-
indicn hattcn, hätten diesen schon gänzlich
verloren.

Noch trauriger sind die Nachrichten aus
Lyon. Die Lyoner Häuser, die viele Seiden-
waaren nach Amerika ausführen, sehen in
Folge der Stockungen zu New-Uork dieseu
Markt gesperrt und sich genöthigt, ihre eige-
nen Fabrikate wieder zu kaufeu. Folge davon
ist Arbeiilosigkett, aber auch Abschlag der
Waare.

Schon sind Tausende von Arbettern in
Lyon verdienstlos und wird besonders aufAn-
regung des Kardinal-Erzbischoss Bonald für
sie gesammelt. Die Arbeiteinstellungen auch
in andern Zndustriezweigen drohen tmmer
großartiger zu werden. Das ist nun freilich
ein Unglück, besonders für die zunächst Be-
theiligten. Aber ist es nicht auch die natür-
liche Folge einer krankhaften Steigerung und
Ueberreizung der Jndustrie?

Als seit etwa zwei Jahren die Produktion
so unmäßig zunahm, auf allen Gesichtern der
Fabrikanten und Arbeiter die Freude glänzte,
bei letztern vielfach stark spiritnös gefärbt, und
der Produktionshimmel voll Baßgeigen hing,
fiel es uns schwer, so unbedingt in diese Freude
einzustimmen. Wohinaus sollte es auch mtt
einer Produktion, dte so schrankenlos sich aus-
dehnte, daß sie nahe daran war, selbst dcm
Ackerbau die ihm nöthigen Kräste zu ent-
ziehcn. Wer soll endlich konsumiren, wenn
Alles produzirt? Zudem ist für die meisten
Arbciter diese Ueberfülle an Arbeit und Ver-
dtenst von moralischem und socialem Schdden.
Sie ergeben sich der Genußsucht und Ver-
schwendung, und von den sieben fetten Jahren
haben sie, wenn der Mangel wieder kommt,
nichts mehr übrig, ja noch Das verlernt, was
sie früher konnten: Sparen und Entbehren.
Wie sollte sonst auf Einen Schlag mit der
Arbeiteinstellung schon dte bittere Noth da-
fiehen?

Doch hierüber nachzudenken, ist ja hier nicht
 
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