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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Die zweite Generalversammlung des christlichen Kunstvereins für Deutschland am 15., 16. und 17. September 1857 in Regensburg, [3]
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Ibach, Johannes: Einiges über Baldachine
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0193

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68

mamschcn Majuskeln, und zwar Stephanus
und Thomas von Canterburi. Halbmond-
förmige Ornamente auf beiden Seiten, wie
auch imJnnern, könntcn aufmaurtscheHände
schließen lassen, von welchen viele Webereien
und Stickereien angefertigt und tn ähnlicher
Weise mit dem Symbol des Jslam bezeichnet
worden sind.

Einiges über Dalbachine. *

Ein reiches Feld zur Entfaltung künstleri-
scher Thätigkeit bieten deu Paramentenvereinen
die Baldachine, Trag-oder Thronhimmel oder
auch schlechtweg Himmel geuannt, welche nicht
weniger als die Antipendien zum heiligen
Kirchengeräthe gehören. Glcich wie jene, so
hatten sich auch diese vor Alters einer ganz
besondereu Aufmerksamkeit zu erfreuen; heut-
zutage aber sind diese wie jene theilweise gänz-
lich in Vergeffenheit gerathen oder meistens
einer gänzlichen Geschmacklosigkeit anheimge-
fallen.

Die Baldachine sind, wie das bischöfliche
Ceremontal (Capitel XIL) lehrt, doppelter
Art: die einen sind über dem Altar und dem
bischöflichen Thron in viereckiger Form auf-
zuhängen, u»d müssen sich in der Farbe, wo es
leicht geschehen kann, nach der der übrigen
Parameute und nach der Verschiedenheit der
Feste richten; die anderen pflegen über dem
Vtschofc und über heiltgcn Gegenständen mit
vier, sechs oder acht Stangen von distinguir-
ten Laien getragen zu werden. Demnach
unterscheiden wir die firen und die trag-
baren Baldachine. Die erstere Art nun er-
letdet, wie gcsagt, beim kirchlichen Dienste
eine doppelteAnwendung, zunächstzur Ueber-
dachung und Verhüllung deS Altares
undweiter zurAusschmückung des bischöf-
ltchen Thrones. — Da es nämltch mit dem

* Wir geben diesen Aussatz, der viel Lehrreiches
enthält, unverändert, und erlauben uns nur, in den
wichtigsten Punkten eine uus nöthig scheinende Be-
richtigung oder Erläuterung beizufügen.

Amn. der Red.

Geiste des christlichen Alterthums uuverträg-
lich war, dieheiltgsten Geheimnisse dcs Altares
vor den Augen des ganzcn Volkes zu begehen,
und somit auch den Blicken der Unheiligeu
und Hetden Preis zu geben, so war man von
Anfang an darauf bedacht, entweder dem
Theil der Kirche, worin der Altar stand, eine
solche Gestalt zu geben, daß er zu gewissen
Zeiten abgeschlossen werden konnte, wie noch
heute die Griechen thun, oder deu Altar so
einzurichten, daß er selbst wieder als das Aller-
heiligste im Heiligen bei deu feterlichsten Hand-
luugen der heil. Messe sammt dem opferuden
Priester verhüllt werden konute.

Zu letzterem Zwecke gab man bereits in
dem füuften und sechstenJahrhunderte, * dem
Altare die sogenannte Ciborienform, deren
charakteristtsches Merkmal ist, daß zwei oder
vier ins Gevierte gestellte Säulen eine ver-
schiedenarttg gebildete Kuppel tragen, welche
den Altar überdacht und von welcher das
heilige Gefäß mit den consecrirten Hostien
(eine Taube, ein Stern rc.) herabhängt. Die
Seiten dteses, nach allen Seiten offenen
Tempelchens, in dessen Mitte und überall ge-
hörig abstehend der einfache Altartisch sich be-
fand, waren mit prachtvollen Teppichen be-
hangen, welche beim Anfaug der heil. Messe
geöffnet, und an der Säule befestigt, bei ge-
wissen heil. Handlungen aber, besouders bei
der heil. Wandlung geschlossen wurden, und
somit das allen Uneingeweihten verschlossene
Allerheiligste darstellten. Daß zu dtesen Cur-
tineu die kostbarsten und prächttgsteu Stoffe
gewählt wurden, und daß sie besonders reich an
bildltchen Darstellungen in Figuren und Or-
namentik waren, läßt uns nicht nur ihre Ver-
wendung in der unmittelbaren Nähe des Altars

* Schvn Coiistantüi der Große bante eine
große Anzahl von Ciborien; sie waren aber keine
Erfindung seiner Zeit: denn die Liturgie des heil.
Jakvbus, wic man allgenrein für gewiß hält, die
Liturgie der Kirche zu Jernsalem, setzt nothwendig
die Tetravela und damit das Ciborium vvraus.
Vrgl. „Studien über die Geschichte des christlichen
Altars von Fr. Laib und Or. Fr. Jvs. Schwarr"
§. 9, S. 25.
 
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