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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Die zweite Generalversammlung des christlichen Kunstvereins für Deutschland am 15., 16. und 17. September 1857 in Regensburg, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0192

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Figuttn, lagen auch einige Muster rwr. Das
crste cine Kasula non schwerem rothcm At-
las. Das Kreuz besteht aus Arabeskcn, die
von Gold- nnd Silberstoff ansgeschnitten und
auf den Grund von rothem Sammt aufgesetzt
sind. Eine um die aufgenähten Stückchen ge-
zogene Goldschnur dient zur Befestigung der-
selben und verbindet die einzelnen Stücke zu
einer ganzcn kräftigcn Contour.

Aehnlich stnd auf einer Dalniatik von
rothem Atlas die Stabstickereien aus Gold-
stoff geschnitten und auf rothsammtene Strei-
fen gesetzt und mit Goldfaden eingefaßt.

Eine andere Dalmatik ist weniger wegen
ihres schon der Rennaissance angehörenden
Stoffes, als wegen der Form merkwürdig.
Man weiß, wie die Dalmatik, das Gewand
des Diakons und Subdiakons, unter dcm Re-
giment der Schccre und des Pappendeckels
ihre ursprüngliche schöne Form verloren hat.
Ueber den Arm hängt gewöhulich ein vier-
eckiger Lappen, dessen Herkunft und Bestim-
mung Nicmand errathen könnte, wenn man
nicht noch wüßte, daß der Levitenrock vor Zei-
ten Aermel gehabt hat und noch wclche haben
sollte. Die genannte Dalmatik nun, obgleich
den mittelalterlichen gegenüber schon bedeu-
tend beschnitten und faltenarm geworden, hat
doch noch die Form ver Aermel, mit zwei
Schnüren zum Zubinden derselben, erhalten.

Jn der Weißzeugstickerei ist bemerkens-
werth ein kunstreich gearbeitetes Altartuch in
Filet, aus der Kirche St. Jakob in Strau-
bing. Wir dürfen uns hierunter aber nicht
etwa die heute beliebten Filetarbeiten denken
mit großen Maschen und dick eingeflochtenem
Vaumwollfaden, an welchem höchstens in
großer Entfernung die Jmitation eines ge-
schmacklosen Rosenbouquets sichtbar ist, son-
dern diesc alten Stickereien, wie deren noch
eine großeAnzahl sich auf unsere Zeit gerettet
hat, sind auf ganz cnggestelltem Netze mit ver-
schiedener Technik gcarbeitet, und gewähren
bet den mannigfalttgsten und geschmackvollsten
Formen eine sast unverwüstliche Dauerhaf-
tigkeit.

> Aehnliche Ftletarbeiten sind einem letnenen
Tauftuche streifenförmig eingcsetzt.

Eme Altardccke, welche vom bcendigten
Morgengottesdienste an den Altar zu bedecken
bestimmt war (daher wohl die Benennung
Vespcrtuch, vs^xsrule) aus der Sttftskirche zu
Straubing, ist mit vielfarbiger Wolle
auf Leinwand gestickt. Die Farben sind fast
ganz verblichen, die Stickerei aber doch noch
so weit crhalten, daß es möglich ist, dte ergie-
bige Technik dersclben nachzuahmen, durch
welche man in ziemltch kurzer Zeit und ohne
großen Aufwand große Flächen von Ueber-
decken, Vorhängen u. dgl. geschmackvoll mit
den vcrschiedensten Figuren bedecken kann.

An dtese Eremplare von Letnwandstickeret
schließt sich ein Corporale an, das mtt einer
sogenannten spanischen Spitze garnirt ist. Die
Spitze, wteMühlräder geformt, tst wohl eines
der frühesten Beispiele von einer um das Cor-
porale gelegten ausgezacktcn und durchbroche-
nenen Verzierung.

Eine btschöfliche Mütze, Mitra, Jnful,
vom heil. Wolfgang herrührend, Eigenthum
der St. Emeramktrche in Regensburg. Auch
dic Btschofsmütze hat sich der Herrschast der un-
abhängigenParamentschneidercifügenmüsten,
von dteser aber, im Gegensatz zum Meßge-
wand, eine ungebürliche Erhöhung zu er-
sahren gehabt. Die Mütze des hetl. Wolf-
gang hat noch dic ältere Form, die in Pro-
portion steht mit dem Körper des Tragenden.

Die beiden Spitzen der Vorder- und Hinter-
seite sind mit Goldborten eingefaßt. Diese
Goldborten sind wieder durch eingcstickte, aus
Goldplättchen bestehende, mit Korallen und
Perlen eingefaßte Ornamente verziert.

Aus ähnlichem Stoffe sind die Bänder der
Mitra gearbettet.

Von einer andernJnful, deren Entstehung
tn den Schluß des 12. Jahrhunderts gesetzt
wtrd, besitzt die Klosterkirche Seligenthal bei
Landshut noch den Stoff der betden Spitzm,
ohne Futter und Borten. Auf jeder derselben
ist mtt cyprischem Golde ein heiliger Mar-
tyrer eingestickt nebst dcm Namen in späthro-
 
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