Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI Heft:
4. Heft
DOI Artikel:
Technische Erklärung der Beilagen, [4]
DOI Artikel:
Miszellen / Korrespondenzen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0075

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

habe,); für den untern Saum: si erZo sxo
lavi xeZes vestros, Oominus et maAister, et
vos äebetis alter altsrius xe6es larare. (So
nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße
gcwaschen habe, so sollt ihr auch, einer dem
andern, die Füße waschen.) — Für den
Schlußsaum: vomiue uon tantum xsäes,
(Herr, nicht nur die Füße,); für die Arme:
seä et manus, (sondern auch die Hände,); für
den Halssaum: et oaxut. (und das Haupt.)
— Für den Fall, wo nur für den untern
Saum eiue Verzieruiig beliebt wtrd: (juam
sxeoios! xeäes svanAsIiraotium paosm, svan-
AeIIrs.ntium bona! (Wie schön sind die Füße
derer, die den Fri, den rerkünden, die frohe
Botschaft vom Guten bringen!) —Lt ro§a-
bant sum, ut vsl Lmbriam vsstimsnti esus
tanKersnt, st guioungue tstiAerunt, salvi
kaoti sunt. (Und sie baten ihn, nur den Saum
seines Kleides anrübren zu dürfen, und Allc,
die denselben anrührtcn, wurden gesund.) —
^mbulabunt msoum in albis, guia cÜAni sunt.
tzui vioerit, sio vsstietur vestimsnris albis.
(Sie werden mit mir wandeln in weißen Klei-
dern, denn sie sind cs werth Wer überwin-
det, wird so mit weißen Kleidern bekleidet
werden.) (Ueber die technische Ausführuug
der Spruchbäuder verweiseu wir auf Heft 3,
resp. 1 des Kirchenschmucks.) U.

Miszellen.

Jn tem reichcn Domschatze zu Gran (Pri-
matialsitz vvn Ungarn) befinden sich lcidcr keine
sehr alten Meßgewänder mehr vor, wahrschein-
lich, weil sich der Mctropvlit mit seinem Ka-
pitel bei den ränberischen Einfällen der Türken
im 17. Jahrhundert vstmals flüchten mußte; nur
einige reiche Figur- nnd Perlstickereien auf einem
kostbarcn Meßgcwand und cinigen Dalmatiken von
qoldgemustertem Genneser Sammt des 16. Jahr-
hunderts haben sich erhaltcn, sämmtlich als Haute-
reliefs mit starkcn Unterlegnngen, fast plastisch ge-
stickt; in neuester Zeit haben sie eine zwar koslspie-
lige, aber keineswegs stplgerechte, im Geiste der
alten Verfertiger gehaltene Wiederherstcllung durch
den Unverstand eines Wiener Schneiders erhalten.

(Ein Curiosum.) Bei einer Nachsuchnng in
einer berühmten Kirche fand sich unter andern über-
ladenen und steifen Gvldgewändern in dem bekann-
ten schwülstigen bvtanischen Slyle der Lyoner Fab-
rikanten eine Kasel .— der Leser rathe — von
Stroh! .Natürlich modern ausgeschnitten, nach
neuester Fapon in Länge und Breite gcslutzt. Die
Verziernngen und Gallvns darauf waren ebcnfalls
von Stroh, ähnlich wie man sie auf Florentiner
Damenhütenfindet. AlswirunserVerwundernuber
ein Kirchengewand ausdrückten, das weder Kunst-

noch materieklen Wcrth besitze, und uns ncbenbei
nach der Entscheidung der Congregation der Ritcn er-
kundigten, die Solches erlaubte, ward uns der ein-
fache Bescheid gegeben, es sey das das Meßge-
wand, das bei der ersten Meffe von Weihnachten,
der „Hirtenmeffe" nämlich, gebraucht werde!

Schondie jüdischen Rabbinen geben den Granat-
äpfeln, die voll Körner sind, die Deutnng anf die
Gerechten, weil diese vvll der Körncr des Gesctzcs
seyen, daher auch der Hohepricster als Träger dcr
Gebote an der tunion superlmmsrLlis, dcm Schnl-
ter-Obcrkleid, abwcchselnd neben den Glöcklcin oder
„Zungen des Gesetzes" symbolische Granatäpfcl
angehcftet trug (2. Mvs. 28, 33). Statt der Gra-
natäpfel finden wir am Tabernakclfest Citronen,
wie noch jetzt in cinzelnen Gegenden gebränchlich
ist, wenn dcr neugewcihte Priester seinen Gang
zum ersten heil. Meßopfer antritt. Kein Wnnder
alsv, wenn der Granatapfel früher bei der Orna-
mentirung vvu Stvffen, sowie iu der Skulptur so
HLufig zur sinnbildenden Darstellnng kam.

Von Karl dem Großen erzählt Eginhard, er
habe eine solche Mcnge an goldenen nnd silbernen
Gefäßen und priesterlichen Gewändern der Kirche
zum Geschenke gegebcn, daß nicht cinmal dic Thür-
steher, die niedrigsten Kirchendiener, beim heil.
Opfer in ihren Privatkleidern zu dienen nöthig
hatten.

Korrespondenzen.

Aus Schwaben. (Korresp.) Für die Pfarr-
kirche zu Altorf-Weingarten — einer durch ihre
Wallfahrt zum heil. Blute bekanntcn ehemaligen
Bcnediktiner-Abteikirche — wird eben eine ganze
Kapelle — bestehend aus Kasel, Chor-Mantel und
zwei Dalmatiken nebst Schultervelum — gefertigt.
Hiefür belaufen sich die Kosten auf 2315 fl. 55 kr.

Es ist g»wiß sehr lvbenswerth, wenn reichere Kir-
chen durch die Liberalität der Stiftungsverwaltung
mit Paramenten ausgerüstet werden, die der Be-
deutung der Kirche und den an sie sich knüpfenden
historischen Erinnernngen entsprechen. Gott sey
Dank, die Zeit, in der für svlche Zwecke wedcr
Geld noch gcrechter Sinn vorhanden war, neigt sich
zu ihrem Ende. Aber auch dic Liberalität nnd die
Prachtliebe habcn ihre Grenzen und sind Gesetzen
unterworfen, die nicht verletzt werdcn dürfen; und
von diesem Standpunkt aus erlauben wir nns
einige Einreden. Wenn z. B. öffentliche Banten
der Kritik nnterworfen werden, so wird man uns
die Berechtigung zu öffentlicher Vesprechung nicht
abstreiten. Der Grundstoff derKapelle ist Seiden- i
nwiro, für Kreuz, Stäbe und Aurifrise karmvisin-
rother Seidensammt. Schon die Wahl der blcn-
dcndweißen Farbc ist gewiß keine glückliche, theils
 
Annotationen