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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Technische Erklärung der Beilagen
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Literatur / Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0185

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Figural-Mosaik-Stickerei techntsch anszufer-
tigen sey, darüber werden wir uns noch des
Weitern verbreiten, und das Bild einer Ma-
donna, wie sie sür eine solche Fahnenstickerei
geeignet befunden werden dürfte, in erforder-
licher Größe veranschaulichen. Auch das
Uebrige der Ausführung, wie es dte vorlie-
gende Skizze veranschanlicht, soll in der nach-
sten Nummer erläutert werden. Hter sey nur
noch bemerkt, daß die Fransen nach unten
ziemlich lang und dicht gehalten werden sollen.
Sollte nach dem vorltegenden Muster, das
ganz genau in seiner äußern Form und orna-
mentalen Ausstattung uach ältern Ktrchen-
fahnen des 14. und 19. Jahrhunderts, wtc
wir sie auf größern Reisen noch häufig vor-
gefunden haben, gehalten ist, eine Ktrchen-
fahne ausgeführt werden, so glauben wir im
Voraus mit allem Nachdruck dagegen Ein-
sprache erheben zu sollen, daß diese Kirchen-
fahnen durchaus nach unten nichl in Weise
von Betthimmeln und Bettgardinen oder Sa-
lonvvrhängen in allen möglichen Formen,
rund, eckig oder spitz ausgezackt werden dürfen,
wie dte moderne Geschmacksrichtung Profanes
und Kirchliches vermengend, sie in den letzten
Jährzehnten irrthümlicher Weise allgemein
modifizirt hat. Die Kirchenfahne war tmmer
im Mtttelalter nach unten geradlinig abge-
schlossen und war diese Form von dem allen
byzantischen „lmlmrum" traditionell entlehnt.
Noch sey bemerkl, daß die Einschnitte, mit
Fransen besetzt, treu den mittelalierlichen Fah-
nen entlehnt, der Fahne nach unten hin etnen
leichten beweglichen Abschluß gewähren, wo-
durch beim Gebrauche dem Wtnde in seinem
Anschwellen wider dte Fahne setne Krafl be-
nommen und eine leichte flatternde Bewegung
dieser Zipfel herbeigeführl wird. 1?i. Lovic.

Htr». 2. Etn Cherub vergrößert.

Htr«. 3—11. LaufendeVerzierungen, die
in weißem oder farbtgem Zeichenfaden an den
Rändern von Linnenstücken angewendet wer-
den können.

Bei blro. 3 zeigt a und 1, wte durch theil-
weise Aussüllung des Dessin verschtedenartig
hervorgehoben werden kann.

Farbdruck. Ein Fußteppich.

Literatur.

Studien über die Geschichte des christ-
lichen Altars. Von Fr. Laib und vr. Franz
Jos. Schwarz, leitenden Mitgliedern des Rotten-
burger Diözesanvereins für christliche Kunst.

Herausgegeben von dem Kunstverein der Diözese

Rottenburg. 12Bogen in4". Mit 16 litho-

graphischen Bildertafeln und einem Farbendruck.

(Selbstanzeige).

Jst es nicht eine sehr auffallende Thatsache,
daß bei der jetzt vorherrschenden Neigung zu ar-
chäologischen Studien das wesentlichste Stück aller
der zum heil. Culte gehörigen lltensilien noch keine
organische Behandlung gefunden hat? Man kennt
die Geschichte des christlichen Alters kaum mehr
oberflächlich. Man weifl, daß die Altäre ehemals
Ciboricnaltäre waren, und daß sie sich später zu
dem entwickelten, was wir jetzt bauen. Aber wann
und nach welchen Gesetzen? Welches war die wir-
kende Ursache dieser augenfälligsten und noch so
vieler andern intereffanten Umgestaltungen? Die
Frage ist eine historische; man hat sie aber bisher
uicht immer auf diesem Wege gelöst und vffenbare
Lücken nur durch Muthmaßungen ausgefüllt. Das
Resultat könnte also nur sehr lückenhaft und un-
sicher seyn. Thiers und Maulcon haben im 17.
Jahrhundert, jener seine „Hauptaltäre derKirchen",
dieser seine „liturgische Reise" geschrieben. Jener
ist Parteimann im Jntereffe eines janseeistisch an-
gesteckten Purismus, dieser hat Skizzen aus Frank-
reich aufgezeichnet, das zwar das Land der „grvßen
Nation", aber deßwegen noch nicht der Erdball
und nicht die Kirche ist. Von beiden hat keiner
eine Entwicklungsgeschichte des christlichen
Altars versucht, wenn nicht etwa Jahrzahlen und
unzusammenhängende Daten, aus den verschieden-
steu Zeiten unkritisch zusammengestellt, schon eine
organische Geschichte sind. Von solcher Beschaffen-
heit waren die Quellen, aus deneu man bisher
hauptsächlich geschöpft hat. Selbst der verdienst-
volle Biutermi ist über den breitgetretenen Pfad
im Wesentlichennicht hinausgeschritten, und so ist's
alleu denen ergangen, die sich seitdem an thn ge-
halten haben. Unter solchen Umständen ist ein
Versuch, die organische Entwicklungsgeschichte des
Altars vvrerst zu fundamentiren, in sich selbst ge-
rechtfertigt. Die Nedakteure des „Kirchenschmucks",
welche von dem Rottenburger Diözesanverein für
christliche Kunst mit diesem Versuch betraut wur-
den, haben bei der Lösung deffelben im Gegensatz
zu der bisherigeu Behandlungsweise ihr Haupt-
augenmerk darauf gerichtet, einen Einblick in dic
fortschreitende Bildungsgeschichte des christlichen
Altars zu gewinnen und die Perioden derselben
festzustellen. Nach der von ihnen gewonnenen
Ueberzeugung schließt die erste Periode, deren Ende
 
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