Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI issue:
10. Heft
DOI article:
Literatur / Miszellen / Korrespondenzen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0186

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
63

bisher theils mitdem Erlöschen kirchlich disziplinärer
Maßregeln — Geheimlehre — theils mit blvß
technischen Fortschritten der Kunst im Zusammen-
hang gebracht wurde, schon mit dem 9. Jahrhundert,
mit dem Zeitpunkt nämlich, wo mit der eigenthüm-
lichen Behandlung der heil, Neliquien eine dnrch
Leo IV. legalistrte Potenz sich geltcnd macht, welche
die neue Altarbildung grundlegte. Jn dieser zwei-
ten Periode ist zugleich der Ursprung jener Altar-
bauten zu snchen, die auch heute nvch, wenn gleich
erzesstv und mit weniger Geist nachgeahmt werden.
Weil die zarte Würdigung der hohen Bestiinmung
des Altars mit der reichsten Entfaltung der Knnst
in jener Periode sich am glücklichsten vereinigt
findct, so kvnnen die Schöpfungen derselben als die
nachahmungswürdigsten Muster der Gegenwart
gelten, wcßhalb die genaucste Kenntniß und Er-
forschung dieser Perivde von besonderem Werth ist.
Jm 14. Jahrhundert beginnen schon Gesetze zu
wirken, welche der Ausartung Bahn brechen, und
diese ist auch mit dem Erlüschen der gothischcn
Schöpfungen schon zur üußersten Gränze des Schick-
lichen vorgeschritten. Nach diescn Grundzügen sind
in den einzelnen Perioden bchandelt: Stellnng,
Nichtnng, Zahl der Altäre, Material und Con-
struktionsformcn, die Confessivn, der Altartisch mit
seinen Klcidern (vosteo nltnris) oder Frontalien
und Antizendien, das Ciborium, die Tetravela,
Aufbewahrung der Eucharistie, Altarkreuz, die li-
turgische Ausstattung durch Mazzen, Lcuchter und
Lampen, Schmuck der Altäre durch Blumcn, die
Schrankcn, Stufen, die Consckration, die Trag-
altäre: dabei bestrebten sich die Verfasser, in dcn
vcrschiedenen Perioden die Vcrändcrnng dcr einzel-
ncn Bildungcn fortwährend nachzuweisen und zn
begründen. Sie beabsichtigen mchr nicht, als einen
ersten Bersuch zu einer im Detail reicheren nud
in ihrem Resultat noch mehr gesicherten Geschichtc
des christlichen Altars: indem sie ihre „Studien"
hierüber der Oeffentlichkeit übergcben, dürfen sie
die Hoffnung anssprechen, znr Förderung dieses
Problcms etwas beizutragen. Soll das Ziel er-
reicht wcrden, das ihnen hier vvrschwebt, so müffen
Vvn kundigen Händen noch manche Forschungen zu-
sammengetragen nnd veröffentlicht werden. Zu
solchen Publikationcn eignet sich nebcn dem Kölner
„Organ für christliche Kunst" besouders auch unser
„Kirchenschmuck", znmal betreffs allerNotizen über
die Kleider des Altars, seinen Schmuck und seine
liturgische Ausrüstung.

Aber warum bringen wir die „Studien über die

Geschichte des christlichen Altars"hier zur Anzeige?
Der Grnnd liegt in dcr großen Wichtigkeit dersel-
ben für die kirchliche Gewandung, dieses Wort im
weitesten Sinne verstanden. Das Gebiet der christ-
lichen Kunst, welches in unserem Archiv vertreten
ist, hat seine Bedeutung vorherrschend seiner Be-
zichung zum Altar und zum christlichen Opferdienst
zu verdanken. Die Anschauung, welche man von
diesem hat, wird anch aufjenes Gebietzurückwirken,
und die verdiente Beachtung des einen und des
andern wird mit einander stehen und fallen. Die
llebereilistiminiing der Denkweise über die zum
Cnlt nothwendigen Gegenstände mit den früheren
Jahrhnnderten hat für den Katholiken mehr als
einen blos archäologischen Werth, und so darf es
also nicht im mindesten auffallen, daß wir unsern
Anhaltspunkt für den „Kirchenschmuck" in der Ge-
schichte nur nach obigcn Andeutnngen speziell in
der Geschichte des christlichen Altars suchen. Diese
Wechselbeziehung herrscht aber nicht blos im Allge-
meinen: auch im Einzelnen ist das Verständniß des
Zwecks, der symbolischen Bedeutung nnd der da-
von bedingten formellen wie materiellen Beschaffen-
heit der meislen in unser Bereich fallenden Uten-
silien davon abhängig. Eine lebhafte und an-
schauliche Kenntniß von den verschiedenen Entwick-
lungen des Altars muß alsv auch das vom „Kir-
chenschmuck" verfolgte Ziel wesentlich unterstützen.
Sobald man der richtigen Prinzipien wieder Mei-
ster geworden ist, wird man bei Neubildungen des
Altars selbst und bei seiner Ausrüstung weniger
Fehler begehen, und wenn svmit nicht mehr die
Willkür oder unbegriffene Nachahmungssucht, son-
dern das Gesetz des Zwcckes und der Tradition
herrscht, sv kann man anch die bildende Kunst mit
mehr Rnhe schalten und walten laffen. 8ckv.

MiszeUen.

StiftUNg. — Die Hochgcborene Frau Gräfin
Jeanette Esterhazy hat auf dem Gottesacker vvn
Maria-Hiezing, cinem vielbesuchten Wallfahrts-
ort bei Wien, einc geräumige gothische Kapclle er-
baut. Der Berichterstatter, dem wir diese Mitthei-
lung verdanken, sctzt die treffende Bemerkung hinzu:
„Mancher, den nun der schwere Grabstein für nn-
mcr nicderhält, würde gern aufstehen, und nicht
eine Kapelle, viclleicht einen Tempel bauen; er hat
es gelernt, was es heiße: Du sollst Gott, Deinen
Herrn über Alles lieben, mit Allem ihm die-
nen, mit Allem, was du hast nnd was du bist,
dcnn aüch du hast Allcs von Go^. Alles für
Alles! Das ist die Rechnnn^ der Ewigkeit.
 
Annotationen