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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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8. Heft
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Ueber zwei Mißbräuche
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0146

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27

dte maii noch hie iind da finder, i» welchem

Fall das Velum die giöfitc Dimension lraben
mufi. Wir machen hier dic Bemerkung, dafi
der Zops,wenn er auf der einen Scite nber-
auö knauserlg thnt (wenigstens der deutsche
Zopf) auf der andcrn Seite wieder unnütz
angreist: so hat inan in Deutschland uament-
lich allgemein eine Pallenbedeckung, die sowohl
überflüsslg, als zweckwidrig und kirchlich ver-
boten ist. Man ließ stch zum seidenen Kelch-
velum und zur Bursa noch eine Palle gleichen
Stoffs fertigen, während sie nur ein Linnen-
weißzeugstück seyn darf, etwa der neunte Theil
eines Corporale's. Verwende man die ^ Elle
Stoff nebst Borten, oder die Stickerei, die
man zur Bedeckung der Palle nöthig hatte,
an das Kelchvelum, und es wird ein nicht ge-
ringer Beitrag zu dcssen Erweiterung vor-
liegen. Es wäre zu bedauern, wenn bei neueu
kuustgerechten Arbeiten unnöthige Ausgaben
gemacht oder der Zweck dicses Gewandstückes
außer Acht gelassen würde. Nur auf dem
Grnnde der kirchlichen Vorschrift wird man
die ächte Kunst segensreich Pflegen.

Ein anderer Punkt betrifft die Chorröcke:
auch hierin ist man fast allgemein vvn der
ktrchlichen Vvrschrift abgekommen und hat sich
in wtllkürlicher Mode ergangcn. Nach kirch-
lichcr Vorschrift, die dem Missale vorgedruckt
ist, ist nur den Prälaten und Dom- und
Stiftsherrn erlaubt, Rochette, d. h. Chorröcke
in Form einer verkürzten Albe, also mit en-
gen Aermeln und enganliegendcm Gewand zu
iragcn; auch weite, mit Falten versehene
Chorröcke, wenii sie enge-Aermel haben,
dürfen andere, als die oben angeführten Kle-
riker nichl tragen. Jenen wird also, wenu
sie auf den Sinn und Getst der Kirche achten,
keine andere Form zu wählen übrig bleiben,
als die des weitärmeligen, sog. Aloysius-
Chvrrockes, der in zweierlei Weise ausgestattet
werdeu kann. Entweder läßt man die visr
Theile (die vier Flügel eines sog. Flügel-
Chorrockes) eine förmliche Glocke bilden, ohne
daß die zwei Seitentheile auch nur thetlwetse
zu Aermeln zusammcngefaßt werden, was die

ursprnngliche Form gewesen zu seyn scheint.
Oder aber es werden die beiden Seitenstücke
von unten tn der Höhe eines Fußes zu weiten
Aermeln gebildet, wciter oben aber alle vter
Theile zu etner Glocke verbunden; die Aermel
sind dann so lang als die zwet Hinter- und
Vorderstücke und haben dteselben Spitzen oder
sonsttge Randverzierung. Jn diesem Falle
wird auch d^: obere Halssaum so verziert,
daß kein schwarzer Kragen nöthig ist, der, nur
in anderer Farbe, gleichfalls ein Vorrecht der
kirchltchen Würdenträger ist.

Die verehrtcn Leserinnen werden dem Ge-
wande, nachdem dte kirchlich gutgeheißeneForm
in Umrissen angegeben ist, lcicht von selbst
einc schiniickere Ausgestaltung zu geben ver-
stehen. Da dicses Gewand besonders häufig
Gegenstand einer Opfergabe ist, so liegt es in
ihrer Hand, das Bessere. wieder bald zur
Geltung zu bringen. lll.

Techiusche Erklärung der Deilagen.

Eine Korrespondenz im 6. Hcft dcs I. Ban-
des hat den Wunsch ausgedrückt, es möchte zu
der Stola in Nro. 3 ein cntsprechendes Kasel-
kreuz, sowie zu der Kasel tn^ro. 4 eine Zeich-
uung mitgetheilt werden, durch die Stola und
Manipel angemessen ergänzt werden könnte.
Dankbar für diesen Wink gcben wir nun beide
verlangten Gegenstände aufdemMusterbogen.

»tro. 1. Kaselkreuz, passend zu der in
Nro. 3 mitgetheilren Stola. Jn Betreff der
technischen Ausführung könnten wir einfach
auf dte genannte Nummer verwetsen, in wel-
cher die Erklärung nebst einem Farbenmuster
gegeben tst. Da aber vielleicht nicht alle Leser
dieses Heftes auch Besitzer des ersten Bandes
sind, so sey das Nöthige in Kürze angemerkt.
Um die bandartigen Streifen (a) aus welchen
das Dessin besteht, auszufüllen, legt man
Schnüre von dünnen Korallen oder rothen
Schmelzperlen auf und faßt sie auf beiden
Setten mit Goldperlen (b) ein. Dte Orna-
mente (o) und der Kranz im Kreuze (I>) wer-
den mit blauen, (ä) mit Goldperlen gestickt.

Als Grund dient ein schwerer seidenerUni-
stoff. Es versteht sich von selbst, daß die in's
Gewicht fallende Arbeit auch etne sehr starke
Leinwandunterlage erfordert. Um mehr Farbe
 
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