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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Laib, Friedrich: Praktische Fragen, [2]
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Historische Notizen über die Kasula
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0087

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Gravirung wurdcn da;u vcrwendct, auch schon
Goldbrokat: „erzerschnittGoldblech und schlug
es zu Faden, um cs unter die andern Farben
einwirken zu können." Wie das Matcrial zu
dcn Opfcrgercithen daS kostbarste und edclste
war, so verordncte das Gcsetz, daß auch samnit-
licheOpfergaben von dcn Erstlingen und ohne
Fehl und Tadcl scyen,

Wenn das vorbildliche Opfcr des altcn
Bundes, das von dcm cucharistischen Opfer
kaum ein Schattcn ist, mit solchcn Ehren um-
kleidet werden mußte, kann es etwas geben,
was für die Zierde unseres Gottesdienstcs zu
kostbar wäre! Also: für Gott und seincn
Dienst das Kostbarste. Das versteht sich von
selbst, daß Niemand wollen kann, es dürfe
kein Altar andcrs als von Gold, keine Mon-
stranz ohne Edelsteine, kein Gewand ohne
echte Pcrlen scyn. Dcr Unterschied zwischen
Armuth und Reichthum wird immer bcstehen.
Abcr wie die Armuth das Rccht hat ihrem
Gottskatt des Lammes Turteltauben zu opfern,
so wird auch dem Reichthum immcr die Pflicht
blciben, das Heiligthum mit eincm heiligen
Lurus auszustatten.

An Gott dcm Herrn muß man nicht zu
sparen anfangen. Er bleibt uns Nichts schul-
dig und wird das, was wir ihm opfern, hun-
dertfältig zurückgeben.

Daber wird der entgegengcsetzte Grundsatz:
„för den Gottcsdienst das Schlechteste gut ge-
nug," sich niemals einer allgemeinen Geltung
crfreuen. Wer dicsem huldigt, hat auch dcn
Glaubcn schon über Bord geworfen u»d hat
überhaupt in diesen Dinge» kein Bedürfniß
mehr. Vor etwa zwei Jahren las man in
öffentlichen Blättern eine neue Art von Fen-
sterrouleaur empfohlen. Dem Preiscourant
war die Bemerkung bcigcfügt: „eine gerin-
gere Sorte für Kirchen und Schulen." Jch
glaube nicht, daß auch die ärmste Kirchenver-
waltung von diesem humanen Anerbieten Ge-
brauch machte. Ja, je ärmer die Leute sind,
desto entschiedener wollen sie, daß ihre Kirche
sich von ihren Wohnhäusern durch reichere
Ausstattung unterschcide.

Kehren wir nnn aber die Frage unserem
besondern Gcgcnstande, der Paramcntik zu,
so wird Niemand uns widcrsprechen, wenn
wir sagen, solid ist wohlseil, unsolid ist theuer.
Und da das Solide gewöhnlich mehr kostet,
so kann der Satz allerdings auch lauten:
Theuer ist wohlseil. Die Frauen, die mit An-
schaffung und Bcarbcitung von Webestoffen
zu thun haben, wcrdcn dicscm Satze am mci-
sten beistimmen. Warum aber denn vor einer
solidcn Anschaffung so zurückscheuen, warum
noch irgendwie mit schlechten, undauerhaften,
auf kurzen Glanz bcrechneten Stoffen sich
abgeben?

Die dauerhaftesten unb würdigsten aller
Gebilde stnd aber immer die Handarbeiten.
Durch vercintes Wirken des Kopfes u»d der
Hände, der Geschicklichkeit und der Gcduld
hervorgebracht, übertreffen sie das Werk der
willenlosen Maschine bei wcitcm, sowohl an
freiem Schwung der Form, als auch an Soli-
diiät und Daucr, also an innercr und äußerer
Würdigkeit.

Mag daher auch eine mit der Hand ange-
fcrtigte Srvla oder Aurifrisia mehr Aufwand
an Zeit und Matertal erfordern, so ist sie doch
auch mehr als verhältnlßmäßig werthvoller
als eine gewobene. Damit mag die muthige
Künstlcrin sich trösten, wenn ihr die unter-
nommene Arbeit große Mllhe verursacht. Sie
arbeitct nicht blos für dcn Augenblick son-
dcrn für Gcgcnwart und Zukunft. Jhr Wcrk
wird sie übcrlcben, viclcn kommenden Ge-
schlechtern thr Opfcr erzählen, ihnen zur Er-
bauung und Nachahmung dicnen. Dteß tst
ntcht zu theuer erkauft. '

Unsere Frage ist noch nicht erschöpft. Ein
nächstcs Mal mehr davon.

Historische Notizen über die Sasnla.

Soweit nur immer die Qucllen in die tiefste
christliche Vorzeit hinaufreichen, begegnet man
der „Kasula" als dcm eigentltchen pricster-
lichen Gcwande. Ebenso unläugbar aber ist
 
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