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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Laib, Friedrich: Praktische Fragen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0086

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69

Mit diesen Bemerkungen haben wir einer
zweiten praktischen Frage das Wort einge-
räumt, die an die erste anschließt; einerFrage,
welche vielleicht diejenigen unserer Gönnerin-
nen, die mtt dem meisten praktischen Vcrständ-
niß stch unserer Sache zuneigen, am ernsthas-
testen, ja mit ciniger Besorgniß aufwerfen:
vDiese schönen Sachen stehen uns allzu hoch,
ihrer Ausfiihrung stellt stch die schwere, lang-
wierige Arbeit und das kvstbare Material ent-
gegen! Warum denn so theure Arbeits-
muster?"

Also zu theuer. Etn Einwand, dem man
prakkischen Takt und Fürsichiigkeit nichr ab-
sprechen kann. Versuchen wtr es, ihn zu
lösen.

Vor Allem geben wir die Versicherung, die
auch manche in unserer Korrespondenz aufge-
worfenen Fragen vorläufig beantwortet, daß
wir unser festes Augenmerk darauf richten,
mit der Zeit Muster und Anleitungen zu
geben, durch die auch mit geringen und ge-
ringsten Mitieln Schönes und Würdiges her-
gestellt werden kann.

Uud nun stellen wir der Frage eine Gegen-
frage gcgenüber: „Jst es denn ein so großes
Uebel, daß zum Dienste des Allerhöchsten das
Schönste und Kostbarste verwendet werde?
Gold, Seide und Edelgestein, wo mag es
würdiger an seiner Stelle seyn, an einem ver-
weslichen Letbe oder am Altare des Aufer-
standenen, auf welchem unserc Hoffnung einer
verklärten Unsterblichkeit ruhet? Die kost-
baren Erdprodukte, stehen sie nicht dem Zweck
ihrer Erschaffung am nächsten, wenn sie zur
Verherrlichung dessen-veiwendet werden, der
sie gemacht? Das nicht zuzugeben, stellte uns
in Widerspruch mit der Sinnesweise aller
Jahrhunderte, bcsonders jener, in welchem der
chrtstliche Geist, aus frischcr Quelle fließend,
auf's Reinste und Reichste seiue Gaben ausgoß.

Für Gott und seinen Dienst das Veste!
Das war von jeher Grundsatz Aller, dte Gott
dienten, und ist es noch. Bewets die reichcn
Schenkungen derKaiser und hohen Herrn und
Frauen von Konstantiuus an, der tauscnde

von Perlen uud Edelsteinen für die Aus-
schmückung der Basiliken stiftete, bts zur hei-
ligen Kunegundls, die eigenhändig an kirch-
lichen Gewändern arbeitete. Beweis die kost-
baren Gefäße, auf welche die Klöster und
Stifter ihre Schatzpfenninge verwendeten.
Beweis die großartigen Dome, die das ger-
manische Volk im Mittelalter aufbaute und
die wir Fortgeschritkene kaum restauriren
können. Beweis jedes neu anfangende Klö-
sterchen, das überall die Spuren der Armuth,
ja Entbehrung blicken läßt und nur auf seine
Kapelle alle Mittel der Schönheit und Pracht
wendet. Beweis endlich das Landvolk in den
ärmsten Pfarrkirchen, das, wcnn es auch nicht
Gold und Edelsteine zu opfern hat, doch seine
feinsten selbstgesponnenen Linnen freudig zum
Leichenluch des Herrn hingibt, die schönsten
Blumen pstegt, damit dieKirchen zu schmücken,
und bei Kollekten zu solchem Zwecke sich nie
theilnahmlos finden läßt.

Wir können uns auch aufden gcoffenbarten
Willen Gottes selbst berufen, der im alrcn
Bunde für die heiligen Opfer und die Aus-
stattung der Opferstätte das Kostbarste, was
dte Erde hervorbringt, zu verwenden befahl.

Die Söhne Jsraels brachten mit andäch-
tigem Herzen die Erstlinge dem Herrn, um
das Zelt des Zeugnisses zu bauen. Armbän-
der, Ringe, allerlei goldenes Gefäß, Hyazinth
und Purpur, und zwetmal gcfärbten Carmot-
stn, Byssus u. s. w. brachten ste freiwillig.
Und die Fürsten brachtcn Onychsteine, Spe-
zereien und süßes Räucherwerk. Beseleel, der
geschickte Küustler, war von Gott namentlich
berufen, das Werk zu leitcn, und zu diesem
Behufe mit dem Geiste Gottes, mit Weisheit,
Verstand, Wissenschaft und aller Erkenntniß
erfüllt. Die Bretter der Stiftshütte wurden
vergoldet und ruhten auf silbernen Fußge-
stellen u. s. w. So wird das Werk beschrieben
2. Mos. Kap. 35 u. ff.

Nicht weniger reich wnrden die priester-
lichen Kleider gefertigt, Kap. 39. Hyazinth
und Purpur, Karmoisin und Byffus, Gold
und Steine, Weberei, Stickerct, Guß und
 
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