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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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7. Heft
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Technische Erklärung der Beilagen
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Miszellen und Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0133

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16

dinen) eines Prozession-Baldachins,
Traghimmels, in kleinen Zwischenräu-
men auf rothen Sammt oder Damast
angebracht.

3) Zu einem Kaselkreuze, indem man die
Blumen 2, 3 u. 4 auf dem Lang- und
Querbalken angemeffen vertheilt.

4) Als Verzierung von Knie- und Sitz-
kiffen.

Um diese Anweiidung davon zu machen,
werden die Blumen 2, 3 u. 4 nicht unmittel- <
bar aus den Grundstvff gestickt, sondern es
wird doppelte starke Letnwand auf den Rah-
men gespannt, und auf dieser werden dann
die Blumen ausgezeichnet und herausgeschnit-
ten. Dieser starke Linnengrund gewcihrr den
doppelten Vortheit, daß sich die Dessins er-
haben darstellen, und daß sie sich nichc auf-
werfen oder verziehen können.

Sind die Blumen auf dem leinenen Grunde
vollendel, so schneidet man sie aus und näht
sie an die Stelle, wohin sie bestimmt sind.
Ueber die Nahl werden 2 bis 3 Goldfäden
neben einander gelegt und durch Querstriche
mit gelber Nähseide befestigt. Diese dienen
zugleich zur Pefestigung der Plumen und zur
Bedeckung der 'Naht am Rande. Die Ranken-
ausläufer (siehe 2) werde» durch einen oder
zwei Goldsäden ansgeführt, dte man mit
Ueberstichsäden befestigt. Jn Ermanglung deS
Goldes kann man auch für die Umrandung
(s. 1 u. 2) stark gedrchie Seidenfäden ge-
brauchen.

Jst so der ausgeschnittene Leincngrund be-
festigt, so überstrtckr man die Figuren in lang-
gezogenen regelmäßigen Platistichen mit dich-
ter Füllseide.

Vorausgesetzt, daß der Grundstoff roth sey,
wendet man bei 4 dunkelgrüne, bei st hell-
grüne Füllseide an. Zu 6 n trd sich weißliches
Hellblau, zu 7 cin nicht zu dunkles Blau eig-
nen. Die Linien bei 8 sind dann sehr dunkel-
blau zu halten. Die Bläiter bei 9 u. 10 hell
und dunkel rosa oder hell und dunkel violett.

DerF arbdruck zeigl diese Farbanordnung,
die auch auf weißem Gruude so bleiben kann.
Hat man einen Grund von anderer Farbe, so
wird man für die Plumen auch wieder andere
Farben wählen können.

Miszellen.

Glückliche Familienereigniße haben allezcit An-
laß gegeben, der Freude und Dankbarkeil auch durch
fromme Schenkungen einen würdigen Ausdruck zu
verleihen. Eine verehrenswürdige Daine, die ver-

wittwete Großherzogin Stephanie hat diesen alten
Brauch auf eine rührende Weise wieder in's Leben
gerufen. Möchte ihr Beispiel vielerseits Nach-
ahmung finden! Znr Feier der Gebnrt eines groß-
bcrzoglichen Erbprinzen von Baden hat die hohe
Frau einen werthvollen Priesterornat der Pfarr-
kirche von Nmkirch zum Geschenke gemacht.

Korrespon-enzen.

R. 3. August. (Korresp.) Dieser Tage hätte
ich in meine Kirche fasr ein Geschenk bekommen,
von welchem der „Kirchenschmuck" auch Etwas er-
fahren svll. Eine Frau brachte mir zwei künstliche
Blumenbouquets, und stellte dabei das Ansinnen
an mich, dieselben an einem bestimmten Platze in
der Kirchc aufzustellen. Jch will keinen Versuch
machen, diese Blumen zu beschreibeu, oder sie nach
Farbe nnd Stoff, Ausführnng und Zusammenstel-
lung zu kritisiren. Auch die schönsteu künstlichen
Blumen habcn in der mehr oder weniger feuchten
und vor Staub nie vollständig abzuschließenden
Kirchc ein im Verhältniß ihres Preises nur zu ver-
gängliches Dasepn, und somit erhebt sich schon von
diesem Gcsichtspunkt aus die Frage, vb es einer,
zumal armen Kirche nicht bessex gerathen heißt,
von dieser Zierde ganz und gar abzustehen uud da-
mit einen jährlich wiederkehrenden Posten in dem
Ausgabe-Budget zu entfcrncn. Ob man im Alter-
thum die Kirche mit Blumen geziert habe, isr nicht
zweifelhaft,* und jetzt ist der Gebrauch von der
Kirche geduldet oder vielmehr erlaubt. Jm Allge-
meinen wird sich also nicht viel Erhebliches gegen
die Blumen sagen laffcn; kann uns der „Kirchen-
schmuck" keinen Rath gcben, wie man sich bei An-
schaffung von künstlichen Blumen am besten vvr
Schaden hüten kann? Aus cinen andern Punkt
muß ich zum Schlufse noch aufmerksam machen:
es ist ein arger Mißstand, daß es immer noch ein-
zelne Wohlthäter der Kirche gibt, welche nach eige-
nem Willen die Disprsitionen über die Verzierung
der Kirche treffen, statt sich vorher mit dem Pfar-
rer zu verständigen. Auf diese Weise wird es nie
müglich seyn, einen znsammenhängenden Plan der
Itestaurativn oder Ornamentation der Kirche und
Sakristei zn befolgen: die Kirche wird cine Gallerie
vder Kuustausstellungshalle, und während in ein-
zelnen tltensilien lleberfluß herrscht, wird man an
andern nothwemigen Sachen Mangel leiden. Jch
habe die Erfahrung gemacht, daß cs der nnge-
zügelten Liebhaberei für dic kunstlichen Blunien
am schwersten fällt. sich in die gewünschte Harmo-
nie einzufngen. Also auch darum isl nicht alles
Gold, was glänzt.

* Jn diescr Fassung ist die Behauptung rich-
tig; man hat die Kirche mit Blumen gcschmückt,
aber eine Aufstellung von Blumen auf den Altärcn
nach heutiger Art kannte das Alterthum nicht: sie
fiel sogar unter ein damals bestehendes allgemeines
Verbot. Anm. d. Red.
 
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