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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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1. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [1]
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Sonst und Jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0013

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und Patronen wechselnd. A»ch dte Alben
hatten in alter Zeit ihren gesttckten Theil,
und daß das Spitzenwerk ebenfalls unter die
frommen wcibltchen Werke gehört, wird
wohl nicht bezweifelt werden.

Zweitens bedürfen nicht nur die Kathedra-
len, sonoern alle größeren Kirchen Wand-
teppiche in den Chören, und vor den Altären
Fußteppiche. Von den großen Tcppichen
schweige tch, in welche früher die Kirche förm-
lich eingekleidet wurde, ebenfalls von den
Thürteppichen, die tn gesticktem Bildwerke
schon von Epiphanios zu Anablatha erwähnt
werden; denn an solchen Reichthum und Ueber-
fluß darf unsere Zeit noch nicht denken. Bei
den Fußtepptchen (Stickerei in Wolle) er-
wähneich schon gleich ein Gesetz, daß nichts
Heiliges, kein Kreuz, Kelch, Gotteslamm,
noch sonst cin heiliges Symbol darauf abge-
bildet werden darf; denn schwerlich tritt man
mir Füßeu, was man ehrt, und schwerlich
ebenfalls würde etne gute Tochter das gestickte
Bild threr Mutter als Fußteppich gebrauchen.
Wir werden später erörtern, wie der 148.
Psalm dte ganze Schöpfung zum Lobe des
Herrn auffordert, und in diesem Geiste haben
die Damen von Paderborn ihren neuen Tep-
pich gefertigt.

Ueberhaupt bitte ich, diesen Psalm und den
Gesang der drei Knaben oft wieder und wie-
der zu lesen; denn sie sind der Schlüssel für
allen Kirchenschmuck, der eben keine Bedeutung
hat, wenn er nicht mit aller Welt, lebendi-
ger und todter, einstimmt in das Lob des
Herrn.

Drittens giebt es Kisfenwerk zum Knieen
und Tragen von verschiedenen Gegenständen,
sogar von Meßbüchern an vielen Orten; denn
am Rheine ist das Pult für das Meßbuch ge-
bräuchltch.

Hier wollcn wir inne halten, denn dcs
Stoffes, wie Sie sehen, ist mehr als hinrei-
chend und zwar für viele Aahre. Es fällt mir
nicht ein, deutsch gründlich aber auch deutsch
langweilig.unsern Gegenstand erschöpfen zu
wollen; allein Sie sehen leicht, die Arbeit zxr-

sällt nach dem Stoffe in Seibe, Wolle, Sammt,
Leinwand, nach den Stichen inPlatt-, Kreuz-
und sonstige Stiche, die Sie wohl beffer ken-
nen als tch. Wte die verschiedensten Begabun-
gen zu diesem oder jenem befähtgen, ordnet
eine kluge Schaffnerin des ewigen Herrn am
besten selbstständig. Jch denke, die Diakonissen
des hetligen Chrysostomus haben's auch so
gemacht; denn der heilige Goldmund verstand
von solchen Dingen grade so viel, als wir
Männcr überhaupt. Die Diakoniffen sorgten
für alle Bedürfnisse der Kirche, namentlich
der Armcn, und daß die Kirche in unsern Ta-
gen selbst der große Arme ist, in manchen
Ländern durch Gottes Fügung eben wird,
braucht Jhrem Scharfblicke am wenigsten bc-
wicsen zu werden. Die alte sogenannte todre
Hand g ab, und die Zustände waren christlich
geordnet, die jetzige lebendige Krämerhand
hält die Finger und Herzen geschloffen, und'
Proletarier drohen mit M'ssern und Brand-
fackeln. Jedoch mein Brteflein hat schon das
geziemende Maaß überschritten; also ein an-
dermal über den Geist, in welchem aller Ktr-
chenschmuck zu halten ist. Für Jhre Zwecke
darf ich aber nicht schließen, ohne auf ein
Werk aufmerksam zu machen, das eben zur
rechten Zett erscheint, ich meine, die erste Lie-
ferung der Geschichte der ltturgischen
Gewänder des Mtttelalters von Herrn
Kaplan Bock. Gottes Frieden über Sie und
die Jhrigen nebst meinem herzlichsten Gruße.

Lr.

Sonst und Ietzt.

Das sromme Alterthum schcnkte dem Ktr-
chcnschmuck und den hetligen Gewändern tm
Besondern eine zarte Aufmerksamkeit. Die
Bekleidung des christlichen Opferaltars und
seiner Diener, der Priester und Leviten, dient
in nächster Nähe dem Kulte des im Sakra-
mentc verborgenen göttlichen Erlösers. Daher
galt es dem frommen Stnne christltcher Frauen
und Jungfrauen eine Pflicht, das Amt der
heiligen Maria Magdalena und ihrer Genos-
 
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