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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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3. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [3]
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Fey, André: Die Albe
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0051

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38

Seth den Auftrag, ihn auf der Schädelstätte
zu bestatten. Also an derselben Stelle stnden
sich alter und neuer Adam, der Sünder und
Erlöser, der Tod und dcr Tvd des Todes.
Sinuig benutzten diese Sage alte Maler, und
lassen unten am Kreuze Adam und Eva aus
der Erde gucken, ooll Hoffnung auf den lang-
ersehnten Erretter, der das Thor der Unter-
welt brechen und die Stammeltern mit den
Erzvätern aus der Vorhölle führen soll.

Steigen wir aus der Ttefe wieder zur Höhe
des Kreuzes, so darf oben die geschichtliche
Ueberschrist: liXUI (llesus Xs,2areuus Uex llu-
llasorum, Jesus der Nazarener, König der
Juden) natürlich nicht fehlen. Auch liebten
die Alten, ueben dem Gekreuzigten Sonne
und Mond als leidtragende abzubilden, denn
sie verduukelten sich bei dem Tode des Herrn.
Und zwar wird die Sonne über dem rechten,
der Moud über dem linkeu Arme des Gekreu-
zigten angebracht. Solche Darstellungen fin-
den sich auch an den alten Kathedralen, und
am Portale der Lorenzkirche zu Nürnberg sind
ebenfalls Sonne und Mond nebcn dem Ge-
kreuzigten zu sehen.

Für dte leeren Stellen an beiden Seiten
des stehenden Kreuzbalkens gibt es manche
! bekannte Darstellungen, crstens die geschicht-
liche Maria rechts und Johannes ltnks; zwei-
tens die sinnbildliche: die Kirche rechts, dte
Synagoge links mit der Binde um die Augen.

! Für eine Kasel aber möchte in Bezug auf das
h. Opfer eine andere Darstellung sehr gut sich
etgnen , nämlich Engel, welche das Blut aus
beiden Wunden der Hände und der Füße und
des Herzens in Kelchen anbetend auffangen.

Schließlich noch eins. Sehr gut kann vas
Kreuz als Stamm grün gehalten seyn. Die
Alten reden immer vom Baume des Todes
und vom Vaume des Lebens, vom Baume der
Sünde und des Heiles, vom dürren und vom
grünen Holze. Es bedarf kaum der Andeu-
tung, daß eben das Kreuz das grüne Holz des
Lebens und des Heiles ist.

Hoffentlich sehen Sie nun, Verehrteste!
selbst ein, daß die Erklärung eines Kruztfires

für Manche doch ntcht so ganz überflüssig ftyn
möchte, und htemit schließe ich für heute.

Lr.

Die Albe.

Unter allen liturgischen Gewändern verdie-
nen vielleicht dte leinenen am meisten unsere
Aufmerksamkeit. Sie, die einfachsten, un-
schetnbarsten, sind bei der hetligsten Handlung,
dem h. Opfer die unentbehrlichsten. Wie ein
letnenes Gewand den Herrn deckte, als er am
Kreuze ftin hohepriesterliches Amt waltete,
wie leinene Tücher setnen hetligen Opferleib
im Grabe umhüllten, so sind es wiederum, deu
uralten kirchlichen Traditionen und Satzungen
gemäß, nicht nur ausschließlich Tücher von
Leinwand, auf welchen sein heiliger Frohu-
leichnam bei der h. Meffe ruht, sondern auch
Altar und Kommuntontisch sind nur mit Lin-
nen gedeckt, und das wescntlichste Gewand,
welches der opfernde Priester am Altare trägt,
ist abermals jener bis zn den Füßcn reichende
leinene Priestertalar (eiroumpsäss. Lools-
siastio. xuv, 10), welcher schon im alten
Bunde nach des Herrn Vorschrift (Uevit. XVk,
32) als ein nicht mtnder nothwendiges Er-
forderniß zur gefttzmäßigen Darbringung des
großen Vcrsöhnungsopfers bezeichuet wird,
denn die Salbung des Priesters und die Weihe
setner Hände.

Eben aus dieses Priestergewand, die soge-
nannte Albe, auf welche von jeher die sromme
Sorge edler Frauen vorzugsweise gerichtet
war, möchten wir znnächst die Aufmerksam-
keit unserer Leserinnen lenken. Dicses kirch-
ltche Gewand ist ein nicht nünder schönes als
hetligeS. War es im irdtschen Jerusalem die
wesentliche Bekleidung desjcnigen, der aus-
schließlich das Recht hatte, im Allerheiligsten
vor den Herrn zu treten, so wtrd cs uns im
himmlischen Sion gezeigt als das hochzeitliche
Gewand derjentgcn, dte dem Lamme folgen,
als herrlichcrFesttalar, der dte Sieger bezetch-
net, als der königliche Schmuck derjenigen,
dte mit goldenen Kronen auf den Häuptcrn
 
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