Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Lewald, August: Jerusalem, [1]
DOI Artikel:
Christliche Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

erschelnt diese Richtung in den zahlreichen
Pilgerzügen, die sich alljährltch zn Triest und
Marsetlle und in andern Häfen versammeln
und rüsten zu gemetnschafkltcher Fahrt, um an
der Krippe und an dem Grabe des Herrn der
Welt ihre Opfer darzubrtngen, wahrend von
! Sette katholischer Regierungen manche frted-
i liche Eroberung für den Glauben und die hei-
lige Kirche den Machthabern des Landes ab-
! genommen wird. Aber neben diesen ernstge-
! meinten und erbaulichen Erscheinungen zetgt
sich uns dasselbe tn mannigfalttgerVerzerrung,

! von dem vor Iahren angeregten, selbst schon
ausgeschriebenen Kreuzzug des bekannten Ere-
! mtten von Ganting bts zu dem neulich ge-
gründeten Verein zum Auszuge des Volkes
Gottes nach Palästina. Wollte man auch von
gewtsser Seite diese Regung noch so sehr un-
terschätzen, ihr Vorhandenseyn ist nicht weg-
zuläugnen.

Zu allen Zeiten haben Wallfahrten nach
dem heiligen Lande stattgefunden. Jm An-
fange dieses Jahrhunderts, als nach den
Gräueln ber Revolution die Gemüther sich
wieder zu Gott zu erheben anfingen, trieb es
einzelne fromm begeisterte Männer dazu, nach
dem heiltgen Grabe zu pilgern. Damals ge-
hörte doppelt Muth dazu. Das Retsen bot
überhaupt große Beschwerlichkeiten, das Ret-
sen in senen Gegenden selbst Gefahren; konnte
man ja schon auf dem Mittelmecre in Skla-
verei gerathen! Dabei ist es auch nicht gering
anzuschlagen, daß man bet der Heimkehr von
seinen ungläubigenMitbürgern verspottet oder
mindestens für einen Sonderling gehalten
wurde. Jch erinnere mich aus metner Jugenv
eines Landsmannes, Namens Warnicke oder
Wernicke, dcm es so erging. Aber ich erinnere
mich auch ebenso zwei Männer gekannt zu
häben, die glücklicher waren. Der Eine war
Chateaubriand, der seine Erfahrungen in dem
beruhmten Itinsrairs äe ?aris ü äsrnsalsm
st 6ö ckörusulöm ü. ?aris veröffentlichte, und
der Andere, der spanische General Badia y
Leblich, der unter dem Namen Ali-Bey setne
merkwürdigen Rcisen herausgab und der ge-

lehrten Welt so lange ein Räthsel blieb. Er
öffnete das Hemde auf der Brust und zeigte
mir den Orden des hetligen Grabes, dessen
Kreuz er auf dem Herzen trug, da er es zu ^
heiltg hielt, um es zu seinen andern Deko-
rationen im Knopfloche zu tragen.

Aber zu diesen schon vor langer Zeit ge- !
machten Bekanntschasten gesellte sich in diesem !
Jahre eine neue, die eines Herrn Louis
Enaults aus Paris, einer der vierzig Pilger,
welche 1853 die heiligcn Stätten besuchtcn.
Dieser ist es, der hier ergänzend eintritt,
um uns einen erhebenden Blick in das Jnnere
der heil. Grabeskirche werfen zu lassen, deren
äußerer Anblick mir nur im Abbilde gegönnt
war. Jndem man die hier folgende Schilde- !
rung liest, wird man ihm gewiß das Zeugniß
nicht vcrsagen können, daß er dabei von den >
edelsten und heiligsten Gedanken geleitet wurde.

Lhriftliche Kunst.

Bamberg, 4. Dezember. Durch die verdienst-
vollcn Bemühungen G. Kallenbachs und seines
Zöglings Schmitt-Friderich ist in der Stadt des
heil. Heinrich undKunigundens nun auch ein „Ver-
ein fnr christliche Kunstarchäologie" gegründet, der
ein Quartalblatt seinen Mitgliedern zukommen
läßt. Anszeichnend und belehrend ist der Weg, den
G. Kallenbach znr Verbreitung befferen Berständ-
niffes der chr. Kunst beschreitet: cs ist der langsame,
aber sichere Weg der Praris. Durch rühmliche
Mitwirkung des Magistrats sind ihm Restaurativ-
nen übertragen, bei denen er gewöhnliche Hand-
werker von Bamberg verwendet. Der schone Er-
folg sür diese wie sür das Publikum, das sozusagen
mitschafft nnd sich wundert, was Alles durch das
Handwerk, verständig geleitet, zu erreichen ist, lohnt
bereits viele Mühen. Die wiffenschastliche Beleh-
rnng durch Organe nnd Bücher in Bereinen ist
nothwendig, aber auch die öffentliche Praris nn- !
erläßlich. (Ein Wink fnr andere Zweigc der christ-
lichen Kunst.)
 
Annotationen