Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Sighart, Joachim: Wie ein Damenschmuck die edelste Verwendung findet
DOI Artikel:
Bock, Fr.: Technische Erklärung der Beilagen, [5]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
75

also durch eimn Boten seine Erhebung zum
Bisthum von Eichstatt und daniit unter die'
Zahl der Reichsfürsten an und crinnerte stc
an !hr köuigliches Versprechen. Elisabeth, ob-
wvhl selbst Haupt der anglikanischen Kirche
uud Feindin dcs katholischen.Ikleius, war doch
zu stolz, um sich der Nichthalmng ihres Wor-
tes beschuldigen zu lassen, sandte dem Bischose
wirklich den bewunderten reichen Schmuck, in
dem zahllose Perlen und Diamauien glänz-
ten. Hochersreut über diese fast uugehofftc
Scheukung, beschlvß dcr Bischof, den kost-
baren Schatz dem Hcrrn dcr Herren und Kö-
nig der Könige zum Opfer zu bringen. Er
ließ dahcr eine Moiistranz anfertigen, in wel-
cher all diese Perlcn uud Edelsteine des köuig-
licheu Schmuckes angebracht werden mußten.
Und so ist die berühmte Eichstättcr Mon-
stranz eutstauden, welche die bewuudertste
Zierde der Kathedrale zu Eichstätt bildete iu
den letzten zwei Jahrhunderteu, die abcr auch
vom unbarmherzigen Raubthier der Säkulari-
sation verschlungen wurde. Doch die uoch in
Eichstätt vorhaudcue Zeichniing uud Kosten-
berechnung lassen die Herrlichkeit dieses heilig-
sten Geräthes, das zum Sitz dcr ewigenWeis-
heit bestimmt war, ahuen, und dcsscn Unter-
gang bitter beklagen. Die Monstranz war
eiue Darstellung des Stammbaumes Jesu, wie
daS Mittelalter diesen Gegenstand zwar nicht
auf Monstranzen, aber an Altären (Braunau
am Jnn) und Glasgemälden so gern darzu-
stellen Pflegte. Der Aufwand für dieses köst-
liche Werk betrug 150,000 fl. Der Werth
des Goldcs allein war 14,080 fl., jener dcs
großen Diamanten 7000 fl., die große Pcrle
hatte eiuen Werth von 1500 fl., die kleinere
in den Häuden dcs Christkindes von 1000 fl.,
jede Perle im Kranze, der die Luiiula umgab,
von 106 fl. Sie wurde in Augsburg gefer-
tigt um den Prcis von 3000 fl. Der Gvld-
schmied arbeitete ein volles Jahr an ihr, näm-
lich vom 27. Juli 1610 bis zum 23. Juli
1611.

So war der Schmuck der Königin von Eng-
land umgewandelt in den Schmuck des Kö-

nigs der Könige, wie cr ruht in Mittc seines
Bolkes im heiligen Geheimnisse des Altares.

Hat der Schmuck eincr Dame je cine herr-
lichere Bestimmung gefuuden? —

Technilche Erl;l«rung der Deüagen.

Der Farbdruck enthält ein Motiv, das für
einc Stola, oder für Aurifrisieu an Leviteu-
röcke, vergrößert auch für ein Kaselkreuz ver-
wendbar ist.

M--«. 1. u. 2. Stab und Kappe zu eincm
Cbormantel (Pluviale). Der Mautel ist von
weißem Stvffe, die genaunten Theile können
buut seyn. Als Gruud uimmt man schwcren
Uuiseideustoff oder Sainuit von rother oder
weißer Farbe. 'Die Plätter a werden im Platt-
stich ausgeführt uud mit Goldfäden eingefaßt,
welche iu die Ranken b auslaufeu. Die Blu-
men e werden quer mii Flockseide überlegt, und
die ciufassenden Linicii 6, sowie das Gitter s
darüber hergezogen. Dte Vlälter k und Blu-
meu § können applicirt werden.

Die Bordüre kann auf verschiedene Wcise
dargestellt werden. Gute Wirkung wird ste
machen, wenn man dte Fächer b mit dunklcr,
die Fächer i mit heller Seide, die Linien mit
Gold auszieht.

Auf gleiche Weise wird die Kappa ausge-
führt, um deren ganzen Umfang auch die gleiche
Bordüre wie am Stabe gezogen wird.

Die Krone uud die Namenszüge werden am
besten in Goldstickerei ausgeführt, die man
dadurch erhaben macht, daß man vorher das
GanzemitdichtemBaumwollenfaden überstickt,
oder ausgeschnittenes Kartenpapier unterlegt,
und diese Unterlage mit geschmeidigem Gold-
saden überzieht. Jn letzterem Falle gebietet
die Vorstcht, die Züge in Kartenpapicr etwas
schmaler z» schneiden, damit ste, nachdem ste
mit Gold überzogen, nicht zu plump uud breit
iverden. Diesc Manier tst aber womögltch
ganz zu vermeiden.

Wollte man aus Sparsamkeit diese Gegen-
stände nicht in Gold ausführen, so köunte man
statt desselben blaue halbgedrehte Seide neh-
mcn uud mil starkem Goldcordonet umrandeu.
Zu den Perlenschnüren in der Krone niniiut
man mattemilchweiße Glasperlen. Die Steine
auf der Krone köunen abwechselnd in hellro-
ther, blauer uud grüuer Seide gestickt und mit
i Goldfäden eingefaßt werden.

! Mr«. 3 veranschaulicht den Umriß des gan-
 
Annotationen