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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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8. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0136

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1857.


Kirr?renLr!ttnur1r. s.M.

Die Dekleidung desAltars und Mappen
desselken.

ii.

Was Frankreich betrifft, so befand sich in
der Abteikirche von St. Denis etn goldenes
Frontal zuni Hochaltar, gestiftet von Karl
dem Kahlen. Der Abt Sngcr (geb. 1082,

1151) ließ dasselbe gelegentltch dcs Neu-
baus der Kirche renovtren, nnd zwei andere
Platren, dte Seitenstncke nämlich von dem-
selben Metall dazu verfertigen. (VioIIst 1s vno
viotlon. <Iu Nobil. p. 198.)

Noch bts zum 15. Jahrhundert blieb diese
kostbare Bekleidung des Aliars in Uebung.
Bouillart hat in seiner Geschichte der Abtei
8t. kermain äos Uros ein meiallenes Fron-
tal von großer Schönheit abgebildet und be-
schrieben; es stammt aus demJahre 1409 und
wurde von dem Abt Wtlhelm III. für den
Hochaltar der Kirche gestistet.

Es besteht aus sieben gewölbten Abiheilun-
gen, dic durch reiche, tn Spitzthürmchen aus-
laufende Säulenbündel geiheilt u»d mit dop-
pelten Nischen versehen sind. Jede Abtheilung,
mit Ausnahme der mittleren, wird wieder
durch cine kleine Säule gethetlt, so daß Ni-
schen entstehen, welche auf einem etwas hcr-
austretenden Fußgestell dte Bilder des heil.
Johannes des Täufers, Philippus, Germanus
und der heiligen Katharina cnthalten. Diese
Bilder stehen auf dcr rechten Seite, auf der
linken die des heil. Paulus, Andreas, Mi-
chael, Vincentius, Bartholomäus und der heil.
Maiia Magdalena. Jn der mittleren Abthei-
lung ist der Gekrcuzigte, neben dem Kreuze
steht seinc Mutter und der heil. Johannes, zu
Füßen des Kreuzes kniet der Abt auf einem
kleinen Fußgestell, bekleidct niit dem Rauch-
mantel und derMitra auf dem Haupte. Seine

Hand halt einen Hirtenstab mit der Um-
schrift „lluillolmus tortius Iiu)us ooolosiuo
ublms". Das Ganze ist mit cinem in Metall
^ gegrabenen und mit Edelsteinen und Email
! besetztcn Rand umgeben. Dteses schöne Denk-
^ mal alter Kunst und Frömmigkeit wurde wahr-
schetnlich mit den übrigen Zierden dieserAbtei
in der großen Revolution zerstört.

Jn der Kathedrale von Bayeur befand sich
vor ihrer Plünderung durch die Hiigenotten,
156ll, ein sehr schöncs und kostbares Frontal
für den Hochaltar, ganz von Silber und mtt
Email reich vcrziert. Jn der Mitte war die
Kreuzigung Christi dargestellt. Zu beiden
Seiten befand sich eine Reihe von zehn Bil-
dern, der ganze Grund war mtt Ltlien einge-
faßt, der Rand mit kostbaren Reliquicn aus-
gelegt, dcren jede eine Umschrift trug. Jn der
Milte stand mit goldenen Buchstaben aus azur-
blauemGrunde der Name des Stifters: Louis
von Harcourt, Patriarch von Jerusalem, Bi-
schof von Bayeur. Das Gewicht dieses werth-
vollen Frontals betrug 363 Mark Silber und
der Werth der Arbeit entsprach dem des Ma-
terials. Das Frontal wucde mit silbernen
Krempen an den hölzernen Kasteu befestigt.
Jm Kasten selbst waren vter kleinere Schreine
etngeschlossen.

Aus einem Jnventar der Kathedrale von
Winchester ersieht man, daß ein Theil des
Hochaltars von Gold und mit Steinen besetzt
ist. Ueber dem obern Theil der Vorderseite,
mit Perlen und anderer Stickerei, befindet si ch
der Tisch aus Silber und vergoldet, mtt Bil-
dern und Steinen verziert.

Jetzt wird man die Beschaffenheit derAltäre

verstehen, welche in den frühesten Zeiten durch
dte Freigebigkcit der Päbste und Kaiser den
Kirchen geschenkt wurden, und deren Anasta-
sius eine so große Menge aufzählt. Constan-
tin gab der Kirche, dte er zu Ehren des hetl.

Kirchenschmuck. 18S7. vui.

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