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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Beruf und Kunst gegen Spekulation
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0201

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76

zehnten Jahrhundert an kirchlichcm Ornat
aus den Klöstern hervorging, so ist doch un-
bestritten, daß sie mit Pietät an der^rudition
festhielten, die kirchlichen Rubriken beachteten
und durch ihre geistlichen Obern der Kirche
auch in diesem Bereich der klösterlichen Thä-
tigkeit die Möglichkeit eines Einstusses gestat-
teken. Kann ein Gleiches von der Fabrikation
aus dem Ornathandel unsercr Tage gesagt
werden? Stnd sie nicht vielmehr, wie die un-
erschöpflich fließenden Quellen des verdorbe-
nen und unkirchlichen Geschmacks, so auch die
größten HindernisseseinerBewciltigung? Nnd
wie könnte es einem Kirchenfürsten gelingen,
auf diese Jnstitute dirckten Einfluß zu ge-
wtnnen, ohne die Gefahr heraufzubeschwören,
daß vollends dieser ganze Jndustriezweig in
akatholische Hände geräth?

Wir machen kein Hehl daraus, daß wir eine
vollständige Umgestalkung dieses, wie jetzt be-
schaffenen, Handelszweigs für kein Unglück
hielten. Was wir mit Pergnügen an seine
Stelle treten sehen würden, ist die Wirksam-
keit der Paramentenvereine und der Frauen-
klöster. Daß schon einzelne von jenen stch ge-
bildet. und manche der letztern dte thnen so
naturgemäße Beschäfttgung wieder aufgenom-
men haben, ist ein großer Schritt zum Guten.
Uns erscheint es daher als etne sehr wichtige
Aufgabe jedes für die Ktrche und ihre Kunst
interessirten Priesters und Laien, die Para-
mentik wieder in die Frauenklöster, so oft es
deren besonderer Beruf gestattet, zurückzufüh-
rcn und zur Grundung von Paramentenver-
einen hülfreiche Hand zu bieten. Dabei ver-
hehlen wir uns ntcht, daß alle Vorthetle,
welche der Ornathandel uns bisher geboten
hat, auch durch die Einrichtung von Diözesan-
Paramentenvereinen gewährleistet sein müß-
ten. Wir verwetsen daher auf unsere S. 86
bts 88 dteser Blätter veröffentlichten Entwurf
der Statuten eines solchen Veretns. Wir
hegen dabei immer noch die freudige Zuver-
stcht, daß neben der überaus lobenswerthen
freiwilligen Thätigkeit so mancher edlen Frau
in den Paramentenvereinen das Talent vieler

armen Mädchen eine uneigennützigere Stütze
finden würde. Dadurch wäre zugleich ein wei-
terer Grundstein zur Wiederbelebung, wenn
auch nicht der äußeren Form, so doch des We-
sens der alten Stickerzunft gelegt.

Der Vorwurf, den man gegen unsere Be-
strebungen zur Hebung christltcher Kunst ge-
wöhnltch erhebt, daß nämlich alle unsere Vor-
schläge ungewöhnliche Mittel erheischen, ist
unS scho» so oft gemacht worden, daß er uns
wie cin Gespenst überall folgt, und uns auch
vvrschwebt, während wir diese Zcilen schrei-
ben. Wird man uns also ohnc näheren Nach-
weis aufs Wort glauben, daß einer der Be-
weggründe, die auf unsere Ansicht besttmmend
eingewirkt haben, gerade die Schonung der
kirchlichen Stiftungen ist? Und doch ist es
so. Einläßlichere Beweisführungen mögen
uns, die wir ohne Noth nicht unzart sein
wollen, vorderhand crlafseu werden. Nur
dies Eine: wtr haben schon manchmal die Be-
dürfnisse einer neuerrichteteu Pfarrkirche an
den nvthwendigsten und einfachsten Paramen-
ten und an Leinwand berechnet und jedesmal
hat der Voranschlag die Summe von 1200 il.
überstiegen. Hievon fallen wenigstens 2—300
Gulden dcm Handel zu. Bei kostbareren Pa-
ramenten steigt das Verhältniß. Das Alles
kann auf dem von uns vorgeschlagenen Wege
zu Gunstcn der Kirchenverwaltungen crspart
werden. Was wir anstreben, ist Einsachheit
und Würde der heil. Gewänder für arme
Kirchen, für reiche statt Tand und Flitter
wahrer Stoffwerth und gediegcne Techntk von
künstlerischem Werthe, für alle aber genane
Beobachtung der hiebei maaßgebende» kirch-
lichen Gesetze und fromme Pietät in Behand-
lung und Führung des ganzen Geschästes:
dann waltet Beruf und Kunst statt der Will-
kühr und der Spekulation.

Technische Erklärnug der Deilagen.

1. Entwurf zu einem Baldachin
(Himmel, 1s <lais, baläsoliino).

Von allen ktrchlichen Utenstlien hat zwei-
 
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