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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Literatur / Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0187

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64

Mancher, der nun unthätig liegen muß bis zum
Tage des Gerichtes, würde sich glücklich schätzen,
wenn es ihm iwch einmal gestattet würde, das
Versänmte einznbringeii."

Korrespondenzen.

Agram. (Korresp.) Jch beeile mich, Jhnen
von den Schritten Meldung zu thuu, die Se. Emi-
nenz dcr Cardinalerzbischof Haulik von Agram zur
Empfehlung und Verbreitung Jhres Archivs ge-
than hat und schließe zu dem Ende das Erzbischöf-
liche Schreiben an den Proarchidiakvn und Dom-
pfarrer Canvnikus Mucejak in deutscher Version
bei. Daffelbe lantet:

„Heft 2 und 3 der Zeitschrift „Kirchenschinuck,
ein Archiv für weibliche Handarbcit," welche außer
deu Musterzeichnungcn für Stickereien zu den dem
Gottesdienste gewidmeten Ornamenten im mittel-
alterlichen Style auch noch viele schüne Briefe und
Aufsätze lehrreichcn und korrekten Jnhalts umfaßt,
werden im Anschluffe Ener Hochwürden und Gnaden
zu dcm Ende hier beigeschlvssen, um solche dem
Oberen des „Jnstitnts Ler heiligsten Barmherzig-
keit" und der Lehrerin der Mädchenschulen mitzu-
theilen und ihuen die Zeitschrift, die in solchen
Mädchenschulen mit Nutzen gebraucht wcrden kann,
zur Anschaffung zn empfehlcn. Ueber deu Erfolg
wollen EuerHochwürden und Gnadcn berichteu und
den Pränumerationspreis, sowie die Namen derSub-
skribirendeu hieher übermachcu." — Wir habcn gc-
wiß zahlreiche und gewichtige Gründc, die Aus-
bildung der Stickknnst und dic Anfertignng kirch-
licher Gewänder nud Ornamente wieder in die
Klöster zurückkehren zu laffen. Für dic Kirche
würden hieraus, vvn andercn wichtigeren Gesichts-
punkten ganz abgcsehen, sehr bedcutende fiuanzielle
Vortheile crwachseu. Aber wir gestehen zugleich,
daß wir diese Rückkehr nur da mit vollkoinmener
Ruhe sehen können, wo zugleich in den Klöstern
ein ernster, jeder Tändelei abholder Geist gepflegt
wird. Wie sehr könnten also die geistlichenObercn
der Klöster der Kirche nützen, wenn sie überall im
selben Geiste handeln würden, wclcher den Schritt
des Kardinals Haulik diktirt hat!

Offene Briefe.

Fr. H. in R. Sie wollen cin Altartuch auf deu
Muttergvttesaltar sticken und schenen sich, es in den
bunten Farben von Nro. 8 des I. Bandes anszu-
führen? Was das Bedenken wegen Haltbarkeit
der Farbe betrifft, so ist allerdings das Abschießen
zu fürchten. Aber man muß eben den Fadcn, sey
es Seide oder baumwollenes Zeichengarn, Vvr dcm
Gebrauch prüfen. Wenn er das Abbrühcn mit
siedendem Waffer aushält, so darf man sich darauf
verlaffen, daß cr lange Jahre halten wird. Wir
haben ein mit branner Seide gesticktes Linnentuch

vor Augen, das schon über zweihundert Jahre alt,
in dieser Zeit oft gewaschen und wieder lange ver-
worfen im Schmutz gelegen ist, auf welchem aber
der branne Scidenfaden frisch, glänzend und flecken-
los ist, wie von gestern her.

Ebenso sehcn wir alte Linnenstickereien mit Zei-
chenfaden, die durch das unbedeutende Erbleichen
weuig vvn ihrer schönen Wirkung verloren haben.

Ein andercr Punkt ist dic Geschmacksfrage. Sie
finden, daß die Ausführung der Stickerei in bunten
Farbeu dem jetzigcn Geschmacke ganz und gar wi-
dcrstreitet. Das ist wahr: aus dem einfachen
Grunde, weil der jetzige Geschmack eiu schlechter
ist, oder miudestens ein ungesunder. Das Auge,
das den frischen, ganzen Farbenton nicht ertragen
kann, ist krank. Die Farbenscheu ist mit ein Symp-
tom der Charakterschwäche unserer Zeit, welche
darum das Wvhlgesallen an charakteristischen Far-
ben spüttisch dcm „Bauerngeschmack", oder mit
Göthe den „Kindern und Wilden" zugewiesen
hat. Dvch genug hievon. Vergleichen Sie hier-
nber den Brief über die Farben im gegenwärtigen
Heft und halten Sie standhaft Jedem Widerpart,
der Jhrc künftigc Altartuchverbrämung tadeln will.
Der Erfolg wird Sie übcr alle Erwartung beloh-
nen. Sie dürfen diese farbige Verbrämnng ja
nicht mit der geschmacklvsen Sitte vergleichen, die
man da und dvrt noch antrifft, einer breiten durch-
löchcrten Filetspitze an Altartüchern uud Alben ein
farbiges Futtcr zu unterlegen. Auch daraus, daß
das Tuch für die allerreinste Jungfrau bestimmt
ist, dürfen Sic keinen Schluß gegen das Roth und
Blau ziehen. Wollte man da aus Grundsatz Alles
weiß haben, so müßte man wvhl auch den Altar
selbst weiß austreichen, was gewiß nicht schön ließe.
Man iiimmt doch auch keinen Anstoß daran, daß
die Unbefleckte in Rvth und Blau gekleidet ist.
Endlich wvllen Sie statt des Medaillons mit dem
Christuskopf eines mit dem Bilde seiner Mutter
einsetzen. Letztcres ist ganz billig. Wir wollen
so bald als möglich ein solches mittheilen. Neh-
mcn Sie aber gar keinen Anstand, neben dem
Bilde der Jungfrau auch das ihres gebenedeiten
Sohnes zu laffen, was stiiumt beffer zusammen als
die zwei Namen Jesus und Maria?

A. W. in A. bei Wien. Sie wünschen eiue
Hvchaltar-Spitzc. So gern wir allcn derartigen
Wünschen gerecht zu seyn verlangen, so bedauern
wir doch, Jhnen augenblicklich nicht dienen zu kön-
uen, da wir nicht wiffen, wie groß und in welcher
Technik Sie dic Spitze ausführen wollen. Wenn
es cinmal eine Spitze seyn soll, sv geben wir aller-
dings dcr gchäkelten vor alleu anderu Gattungen
den Vorzng, vorausgesetzt, daß sie in Leinenfaden
ausgeführt wird. Möchtcn Sie aber nicht lieber
cinmal den lvhnenden Versuch machcn, statt der
Spitze ein in Zeichcnfaden ausgeführtes Ornament
anzubringen, wie wir dereu schon eine gute Aus-
wahl in den bisherigen Heften mitgetheilt haben?
 
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