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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Kreuser: Briefe an eine edle Frau, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0104

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eine Bemerkung zu machen, damit das Spä-
tere verständlich werde. Die Lkaneien der
ersten Jahrhunderke antwortelen, wo wir um
Erbarmen fleben, mit dem Jubeliufe frendig-
ster Ziwersichi anf die Ausbreitung dei? Rei-
ches Gottes : Llioistus re^nnt, d. h. Ehristus
ist König. Unrer dein Worte König vcrstand
aber die römische Welt das, was wtr jetzt
Kaiser nenncn, nnd nach alter Ansicht konnie
es nur einen Katser, wie einen Gott nnd
eine Sonne geben. Die Byzantiner hielten,
als ihr Reich noch bestand, sich für die allein
rechtmäßigen Nachfolger dcr röinischen Kaiser,
nannten sich aber d. h. König, und

Las lateinischc Wort Rox, das ebenfalls Kö-
nig bedentet, war ihnen ein Ausdruck der
Gcringschätznng gege» das Abendland. Chri-
! stus als König bedentet also nach jetziger
Syrechweise den Oberherrn Himmels und der
Erde, oder den Kaiser, dem Niemand zur
Seile steht, nnd Maria ist alsv nach irdischem
Sprachgebrauche Königin- oder Kaiserin-
Mutter. Daher die alte Kuiisisiitc, Maria
alö Königin oder, wie es in Aachen noch jetzt
heißt, als Kaiserin mit Krone und Scepter
und im kaiserlichen Gewande darzustellen, so-
wie man glcichmäßtg auch dem Iesukindlein
den katserlichen Mantel anthai und den Reichs-
apfel in die Hand gab, der in der untern
Hälste gesüllr die Erde, in der obern leer den
Himmel, also im Ganzen das Weltall stnn-
bilderte. Hiezu rritt auch noch die uralte
Kirchensage von Mariä Krönung durch den
ewigen Sohn, nach ihrer Himmelfahrt. Hat
der Herr schon seinen gewöhnlichen Froinmen
bereitet, was kein Auge gesehen, kein Ohr
gehört, was in keines Menschen Stnn gekom-
mcn, was wird also der Hciland seiner gört-
lichen Mutter bcreitet haben? Christus ivird
unter dem Bilke Salomons ost gebildert, nnd
" wenn der trdischc Salomon nach dcr Erzäh-
lung dcr Schrift (II. lieZ-. o. III, 19) vvr sei-
ner Mutter aufstand, ihr entgegenging und
sie dann auf den Thron zu seiner Rechten
setzte, was wird der htmmlische Salomon ge-
than haben bei ibr, der er nach den Worten

des Evangeltum im Leben unterthan war?
Jedoch was habe ich hicr dte Krone der hcil.
Iungfrau zu rechtsertigen? Maria mit der
Krone auf dem Haupte ist eine alte Darstel-
lung. Wie alt aber diele Darstellung ist, ^
mögen Sie selbst entscheiden. Jch habe näm-
lich mit Vorbcdacht für die lieben Stickerinnen -
und ihren Kunstflctß beistehendes Maricnbild-
chen ^ro. 3 ausgewählt und ^>ro.6, 7, 8 i
schon im Voraus für künftigen Bedarf mit-
gegeben. Diese Abbildungen entnahm ich aus
den Werken des großenPabstesGregor, und
zwar dcm vierten Bande, S. 326, 327 der
Mauriner Ausgabe.

blro. 6, 7 und 8 werden wtr gebrauchen,
wenn von den bischöflichen Sandalen dic Rede
seyn muß; nur bitte ich jetzt schon die runden
Oeffnungen an den Slickereien zu bemerken
und zu bedenken. Die Abbildung blro. 5 stellt
die Mitra von Pabst Sylvester I. dar. Dteser
saß auf dcm apostolischen Stuhle von 314 bis
335, unter Kaiser Konstanlin, unter welchem
das Christenthum zum ersten Male öffent-
lich auftrcten dnrfte. Ste sehen also, daß nicht
leicht eine ältere Milra aufgefunden werden
kann, es sey denn, daß in den Katakvmben
ein unverhoffrer Fund geschehe. Tiese Mitra
ist nun in mannigfacher Hinsicht merkwürdtg.
Erstens zeigt sie, obgleich in verkleinertem
Maßstabe, eine ziemlich hohe Spitze, und es
ist also die Meinung der neueren Maler ein
Jrrthum, daß die ältesten Mitren nicht hoch-
spiyig gewesen seyen. Da ferner dic beiden
Spitzen auf die Pflicht der hohcn Weisheit
der Bischöfe in den betden Testamenten
deuten, so thun dic Künstler sehr großes Un-
recht, wenn sie z. B. einem hcil. Augustinus
oder Apollinaris eine stumpse Binde, wie we-
gen Kopfschmerz, um's Haupt legen. Doch
gleiten wir hierüber weg! Was die Haupt-
sache ist, wir haben hier ein altes Marienbild,
die Himmelskönigin, wie die Jnschrtft sagt,

und zwar in eigenthümlicherDarstellung- Er-
stens ist sie, wie in dem berühmten Kölncr
Dombilde, sttzend abgebildet, aufdemHauple
trägt sie als Königin die Krone, um dte Schul-
 
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