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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Kreuser: Briefe an eine edle Frau, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0103

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84

^ ten, da kam uber die Uncinigen der wilve
! Muselinann mit seiner Geißel und Muham-
med mit seinem Schwerte. Pekanntlich bat
i dieser Propbet viel Christliches in seine ueue
Lehre eingemischt. Dainik Sie sich von der
Treue meines Berichtes überzeugen können, sv
biite ich Sie, die deulsche Uebeisetzung des
Koran von Wahl (Halle 1828) nachzu-
schlagen. WaZ sagt nun derPrvphet von der
heil.Jungfrau? Erstens verherrlicht er sie an
vielen Stellen, zweitens schrieb er ihr zn
Ehren die neunzchnte Snre (S. 257), drittens
sagt er von ihri sie sey von Gott geliebt und
erkoren, das Wunder aller Zeiten, mit Reinig-
keit geschmückr und unbeflecktcr Keuschheit,
von dem heil. Geiste GolteS sey sie angebla-
sen, von den Engeln geprtesen nnd angereder
worden; die Juden (S. 92) seyen schon dar-
um verflucht, weil sie Maria lästerten; nnd
eudlich neunt er sie auch (S. 28ä) in ihrer
Empfängniß die Nnbefleckte, Reine, gleich dem
Hauche des Gottesgeistes, der sie anblies. Wte
gesällr Jhnen dieser muselmäniiische Begriff
von der Goitesmurter? Mir däucht, einige
neuere Weisen könnten füglich beim Lürken
Katechismus leruen.

Doch, um zu uuserkin Zwecke znrückzukeh-
ren, wte wurde in alter Zeit die Gottesmuiter
abgebildet? Die Lache steht einsach. Aiaria,
das wnnderbare und ehrwürdige Gesäß des
heil. Geistes brachte zur Welt das Heil der
Welt, ohne die Mutrer gibt es keinen Sohn
Emmanuel, d. h. Gott mit uns, nnd wenn an
Johannes dem Vorlänfer gerühmr wird, daß
er mir dem Finger ai:f das Lamm Gottes
wtes, so gilt dieß in höherem Maße von der
gebenedeiten Mukter. Sie zeigte der Welr
ihren Eingebornen, reichte ihn dar z»m
Schlachtopfer für Aller Missethar, der einst
selbst mir ihr uud dem Täufer sich zeigen wird
als Richter übcr Lebendige und Todte. Da sv
durch thrc Veriuittelung das Wort Fleisch
ward und Menlchengestalt annabm, so wird
sie seit der ältesten Zeir sitzend dargestcllt,
und sie zeigt dem Volke thren göttlichen
Sohn. Das Gesicht nnd die segnenden Hände

des Ktndes sind also der Gemeinde zugewandt,
denn die alte Kunst dachte an Anbetung, nicht
aber an die gewöhnliche irdische Mütterlich-
keit, Süßelei, Liebelei odcr gar Spielerei, wie
es jetzt bei ohngedankigen Künstlern leider so
ost zu sehen ist. Man kani: sogar sageui in
dem Zeigen thres und unsereS Heilandes
liegt die Hauptbedeuiung der jungfräulichen
Mutter, und sv werdeu Sie als eifrige Ma-
rieudienerin jetzt es klar einsehen, warum so
viele uralre Gebete in demselbcn Getste spre-
chen. Das uralre: „Gegrüßet seyst du Köni-
gin" (salrs üsA'iiii!.), zn welchem der heilige
Bernardus (lebre von 1091 bis 1153) den
bekannten Schluß: „O gütige, o milde, o
süße Jungfrau Biaria" hiiiznfügre, spricht
ganz einfach dic Bitte aus: Lt W-jum bsus-
clietuiu truotuiu vsutrli, tui uobis xo8t boc
exiliuiu ostoullo, zu deutsch: „Und uach die-
sem Elende zeige uns Iesum, die gebenedeite
Fruchr deines Leibes." -2Las sagt das uralte
Gebet: „Unter deinen Schutz und Schirmic."
(«ub tuuni prus8icliuiu Lc:.)? Uuo tllio uos re-
praoseutu, d.h. stelle uns vor deinemSohne, !
also die Mutter soll den Sohn uns und uns
dem Sohne zeigcn. Sie kennen auch das schöne
Licd: „Meerstern, ich dich grüße" (^vs uürris
ütsllu), und darin heißt es ebeufalls seit ur-
alten Tagen: Noustra te osse inutrsni, d. h.
„Zeige dich als Mntter." Sie sehen also,
daß das Zeigen bei der heil. Jungfrau nicht
ohne Bedeutung ist, da ja ebenfalls der Pro- ^
phet sich ausdrückt, als ob wir vor ihr und
dem Sohne ständen: „Siehe, eine Jung-
frau wtrd empfangen und gebären rc."
Dieses Siehe des Propheten verwirklichte die
älteste Kunst, und so sehen wir schvn in den
Katakomben aus den ersten Jahrbunderten
Maricnbilder uüi dem stehendenJesnkinde anf
dem Schooße. Es würde zu weilläufig seyn,
uachzuweisen, wie diese Darstellungsweise bis
an's Ende des Mittelalters geläufig blieb,
und bei der zweiten Lluflage meines Kirchen-
baues werde ich wohl Gelegenheit finden, die- !
sen Gegenstand näher zu besprechen. Für die
Kunstzwecke unseres Blattes habe ich nur noch ^
 
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