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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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9. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0162

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hat vier Flügel: „weil jeder Evangelist diese
vicr Eigenschaften in Christns steht und be-
schreibt, und durch die Flügel der Beschauung
von den Stürmen dieser Wclt zum Himmel
sich erhebt." (Bei l'itra, sxieilsAium solos-
M0N86 III. P. 2.)

Jm Mittelalter gab man dem obern Altar-
tuch durch Bordüren oder durch verschieden-
farbige Fimbrien eine Verzierung. Spttzen
kennt weder die früheste Zeit, noch das Mit-
tclalter.

Aus dem Bisherigen ergeben sich die ver-
schtedenen Namen dieser Altartücher, mit Aus-
nahmc des Corporale. Die allgemeinen Be-
zeichnungen sind: volg.meu, liiwonmsnsOptat.
Mil.), liotsum, mapxa,, tol>!i.ls oder tobslium
(misssls), xsllu. Aianchmal unterschied man,
wie es scheint, die unlern Tüchex. von dem
obern durch verschiedcne Bezeichnungen. Dann
wird tobsls von den untern Tüchern gebraucht
(k. Cour iu uot. iu Huoliul. p. 849), xslls
heißt das obere reine Tuch, das über diese
ausgebreitet wird. (vuruml. Ust. cliv. otk. Iit>.

4. eax. 29. b!ro. 7.)

Die Geschichte dcs Corporale verlangt noch
einige besondere Bcmerkungen. Es heißt siu-
(lou (Isiclor vslusiotu lib. I. s^iist. 123, bei
Bona I. e. I-ib. I. o. 25. biro. I I), oorxorsls.
^mlla, oorjrorulis (Oräo Itomauus) oder, wie
im 11. Briefe des heiligcn Bonifacius oor-
xorals xslliuiu oder oooxsrtorium Oomiui,
lauter Beiieniiungcu, welche so viel heißen:
Tuch des Leibes (Jesu). Der Mönch Glaber
Rudvlphus und Veda in seinem Pönitcntial-
buch (bei Bona a. a. O. I. o. 25, blro. 11) nen-
nen es Lbrismals, aus welchem Grund, geben
sie nicht au. Jetzt gebraucht man, wie bekannt,
ein Corporale kleineu Unifangs und eine uoch
kleiuere Kelchbedeckung, wclchc xalls heißt: in
ihrem jetzigen Zustande bcstehen beide für sich
und haben, wie es scheinen könnte, gar keine
Beziehung zu etnander. Wer die Benedik-
tionsformel, welche für die Weihe des Cor-
porale wie der Palla gletchmäßig gebraucht
wird, schon gelesen hat, dem ist es stcherlich
aufgefallen , daß sie dem Benedtzirenden die

Worte in den Mund legt: „Lsueckiosrs oouss-
orursgus cÜAusris bseo liutssmiuu in usum
sltsris scl tsAsuäuw iuvolvsuclumgus eorxus
st ssuKuiusm bilii tui Domiui uostri ckesu
Obristi, d. h. würdige dich, diese Linnentücher
zu segnen und zu weihen für den Gebrauch
des Altars zur Bedeckung uud Etnhül-
lung des Leibes und Blutes deines Soh-
nes unsers Herru Jesu Christi." Mau wird
sehen, daß diese Wortc dem primitiven Zu-
stand desCorporale ganz angemessen sind, und
wir geben svmic im Folgenden zuglcich die
Geschichte und das Alter dieser Benediktion.

Das Corporale war nämlich ursprüuglich
viel größer als jetzt, und dazu bcstimmt, so-
wohl als Uuterlage der cvnsekrirtcn Gestalt
des Brvdes, als auch zur Bedeckuug des Kel-
cheö zu dicnen. Der Orllo Uomsnus gibt hie-
von die deutlichste Anschaliung. „Der Dia-
kon," so schreibt er vor, „empfcingt vom Ako-
lytheu das Corporale und breitet es, mit Hülfe
eines zweitcn DiakonS, auf dem Altare aus:
eö muß ein Leintiich seyu, geioobcn aus rcinem
linnenen Faden (denn in reines Leintuch wurde
auch der Leichiiam des Herrn eingehüllt) und
von solcher Größe, daß es die ganze Ober-
fläche des Aliars bedeckt." Dcr Diakon stehl,
wenn er das Corporale auöbieitet, an der
Nebenseite des Altars, und wirft das eine
Tuchende dem Diakon zu, der sich an der cnt-
gegengesetzten Seite befindet, wie der Oräo
Ikomsnus weiter vorschreibt. Bis das geschah,
lag das Cvrporale zusammengefaltet auf dem
Kelch und wurde mit dtesem vom Subdtakon
beim Offertorium hcrbeigebracht. Der Falten
aber waren drei in die Breite und vier tn die
Länge. Das Ganzc war also zwölffach zu-
sammengelegt. (Osrsmouisls cou^r. Lurs-
ksläsusis orcl. 8. Lsuscl. oa^>. 44. bei Bona
1. L.) Mit der Falte des äußersten Theils be-
deckt der Diakon nach dem Offertorium und
so oft es nöthtg tst den Kelch. Dtesen Rttus
besolgen noch heute die Carthäusermönche.
(Louu 1. o. voruisi iustit. liturx. x. 29.)
Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhun-
derts begegnet man der von dem Corporale

trirchcnschmuck. 18S7. IX.

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