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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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3. Heft
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Fey, André: Die Albe
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0056

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Hier läge dte Einwendung nahe, Alles
bisher Gesagte möge seine Richtigkeit haben,
es sey aber das immer niedcrreißend, nicht
aufbauend. Obwohl wir nicht läugnen wollen,
daß wir der Ansicht sind, das Niederrctßen
sey heute noch das allerwichtigste Geschäft auf
diesem Gebietc; so wollcn wir, in der Hoff-
nung, daß auf der HöhL der Entartung ein
Umschwuug bevorstehe, zum Schluß doch auch
versuchen, einiges Material zum Aufbauen
zusammenzutragen, oder wir tvollen vielmehr
einen Fingerzetg geben, wo dteses Material
zu holen ist. Es dürste hter nicht an setner
Stelle seyn und vor der Hand auch zu nichts
führen, wvllten wir archäologische Forschun-
gen anstellen, um zu crmittcln, was in einer
fernliegenden kunstreichen Zeit hie und da ge-
leistet wordcn ist, wenn es sich darum han-
delte, ein Prachteremplar einer Albe anzufer-
tigen. Wir glauben zunächst unserer Sache
zu dienen, wenn wir kurz bertchten, was in
letzter Zeit versucht wurde, um unsere Albe
auö dcm unleidlichen Zustande der Verwahr-
losung, worin wir ste ebe» gefunden, zu rettcn,
und dieses heilige Gewand durch eincn ein-
fachen, leicht ausführbaren, abcr setnem Cha-
rakter angemessenen Schmuck zu seiner ur-
sprünglichen Würde wicder zurückzuführen.
Es liegen vor unsern Augen verschiedenc Al-
be», auf dercn Fuß-, Arm- und Halssäumen
gehörig stylisirte Muster in Stcppstich odcr
auf dem Tambour in Kettenstich mit buntem
(vorhcrrschcnd rothem) Zwirn ausgeführt
wurden. Der untere Saum hat eine größcre
oder niedere Breite, die aber nie eine Spanne
übersteigt. Die Arbeit ist von kräftiger Wir-
kung, sie gibt eben dem Saum eine gewisse
Festigkeit, etne abgrenzendc Bestimmtheit,
welche dcr ganzen Haltung des Gewandes
wohlthut. Namcntlich gewinnt der durch das
Aufdrücken des langen Kleides auf deu Boden
enlstehende Falienbruch durch das Brcchen der
Linien im Ornamcnt eine größere, elegantere
Klarheit. Haben wir bei den Tüllstickereien
für den kirchlichen Gebrauch in der That nie-
mals ein auch nur erträgliches Muster ausge-

führt gesehen, so stchen uns für die Arbeit,
welche wir hcute vorschlagen uud welche jcder
Dame geläustg ist, obwohl auch hier durch
gewiffenhafte Präzision große Kunstfertigkeit
an den Tag gelegt werden kann, wahrhaft
klasstsche Vorbilder zu Gebot. Liefert ja doch
unsere Zcit in Mcngc Abbildungcn der her-
vorragendsten Kunstgebilde einer reichen Vor-
zeit; da ist für den Beobachter etne übergroße
Auswahl an Zeichuungen auch zu diesem
Zweck gcboten. Es wäre uns leicht, etne ganze
Rcihe uubckannter Muster hier vorzulegen;
gerade aber weil wir zeigen wollen, wic leicht
es ist, solche Muster selbst zu finden, so zichen
wir es vor, nur das zu bieten, was Jcdem be-
kannt ist oder bekannt seyn kann. blro. 4 u. 5 *
sind den weltberühmten Altenbergern Fenstern
entnommcn, schöner stylistrtes Laubgewiudc
wird man vergebens suchen; die genannten
Fenster, deren Abbildungen in Aller Hand
sind, licfern unzählige solcher Verschlingungcn.
blro. 3 ein Muster, welches von Kenncrn außer-
ordentlich hoch gcstellt wird, ist dem romaut-
schenRcliquienschrein, in welchem die Gebetne
des h. Servatius zu Maastricht ruhcn, ent-
uvmmen. Die Ematl- und Filigranarbeiten
der romanischen Periode geben abermals un-
zählige Motive vou glcichem Werth. Das
vorliegende wurde nicht iu buntem Zwirn, son-
dern in Gold- und Seidenfädcn zum Schmucke
einer Fcstalbe ausgeführt. Die Stickarbeit
steht in diesemFalle nicht unmittelbar auf der
Albe, soudern auf cinem getrennten Saum
von feincr ungebleichter Leinwand, welcher,
wann das Gcwand gewaschen wird, abge-
trennt werden muß. Dicse Goldvcrbrämung
der Albe ist der Vorzett geläufig, und ein
alter Schriftsteller (Vuranäu5, ch 1296, Rg.-
tious,Io Oivillorum oküoiorum lib. 3, 3)

motivirt diescn Goldschmuck durch Anführung
der Wortc des Psalmisten: „Die Königin
steht zu deiner Rcchten, in goldverbrämtcm
Gewande." An derselben Stelle bcmerkt der

* Wir können bie unter ktro. ö gemeinte Zeich-
nung erst im uächsten Hefte geben. Anm. d. Red.
 
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