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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Schwarz: Vorläufiges vom Antipendium
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0084

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67

umfassend den Zweck dcs Unternehmens, und
die Betlagen, bestehend in dem wohlausgeführ-
ten Farbendrnck einer Stola und eincr Mu-
stertafel, zeigen, daß sogleich cin prakiischer
Weg eiugeschlagen wurde, um die aus Mangel
an Selbstvertrauen vielleicht noch zögernden
Hande zum Versuch anzuleiteir Wir wün-
schen, es mögcn stch dem löblichen Unterneh-
men recht bald viele und vor Allem auch solche
Wege eröffnen, die sein Gedeihen bleibend
sichern. Daß hiezu schon der Grund gelegt ist,
läßt sich von der Seite, woher es eingeleitet
wird, hoffen. Auch wird sich das Verständniß
für den Werth solider Arbeiten mehr und mehr
erweitern, sobald nur der gegebene Wink treu
befolgt wird, überall auf die alte, und nur
auf die alteTcchuikderNadelzurückzugehen.
Es versteht sich daneben, daß nur Vorbilder
benützt werden, Lber welche ein gereiftes Ur-
theil das Placet ausgesprochen hat. Die rich-
tige Wahl kann nur durch genaueres Bekannt-
werden mit den alten, noch vorhandenen Mu-
stern bestimmt und geleitet werden. Wir
glauben daher nichts Ueberflüssiges zu thun,
wenn auch wir hterzu einen geringen Beitrag
geben.

I. Ein Antipendium. Der Grund der Decke
besteht aus blauem wollenem Stoff, aufwel-
chem die Figuren (vier Heilige unter byzanti-
nischer Bogenstellung) theils mit Seide, die
nach dcn zuvor aufzuzeichnenden Umrissen auf-
geschnitten, theils mit Brocat aufgelegt und,
wie auf S. 8 beschrieben, aufgenäht sind. Die
Gesichter und Ertremitäten, von fleischfarbi-
gem Taffet, sind in allcn formbestimmenden
Linien mit entsprechenden Farben, mit Seiden-
fäden eingenäht nnd mit Wasserfarben leicht
abgerundet und schattirt. Diese Arbeil tst nicht
zu den kunstvolleren Stickereien zu zählen; sie
empfiehlt sich jedoch der leichteren Ausführung
wegcn überall, wo das Bedürfniß für die An-
fertigung von Kirchenparamcnten eine nur
kurze Zeit vorschreibt.

II- Ebenfalls ein Antlpendinm in ähnlichcr
Anordnung, nur daß hter der Grund auf eine
^gene, zur Nachahmung sehr zu cmpfehlende

Weise durch Fäden gebildet wird, die etwa von
der Stärke einer mittleren Stricknadel aus
rother Seide und Goldlahn znsammengcdreht,
dann aber spiralförmig und von gleicher Größe
in sich zusammengewunden sind, wodurch ein
regclmäßiges Dessin von sehr brillanter Wir-
kung entsteht. Hier nur noch die Bemerkung,
wie gerechtfertigt die Klage über die Vergäng-
lichkeit der Stoffe neuester Fabrtk für diejeni-
gen erscheinen muß, welche ihre Zeit cincr
mühevollen Arbeit widmen. Befonders ver-
danken wtr es der Dehnbarkeit des Goldes,
wenn die neue Stickerei in Kurzem geschwärzt
neben der alten erscheint, der die Jahre ihrcn
Glanz kaum haben rauben könncn.

Anmerkung. Der Wolle ist iinmer die
fast unzerstörbare Seide vorzuziehen, zumal
gegenwärtig, wo die Bereitung, welche Tuch
gegen dcn Angriff der Jnsecten bewahrt, ver-
loren gegangen oder aus Gründen vernach-
lässigt wird.

Dazu macht das »Organ für christliche
Kunst" folgende Bemerkung:

„Jndem wir diese kurzen Andeutungen des
sehr geehrten Herrn Verfassers hier aufiiehmen,
wünschen wir nur cine Gelegenheit zu benutzen,
um darauf aufinerksam zn machen, wie derar-
tigeMittheilungen nebst genauen Nachbildun-
gen alter Stickereien derNedaktion des »Kir-
chenschmucks" gewiß sehr willkoinmen sein
werden. Solche Miitheilungen unterstützen
jenes schöne Unternehmen in der wirksamsten
Weise, das wir überhaupt der Unterstützung
durch Abonnement u. s. w. angelegentlichst
empfehlen."

Mil Vorstehendem ist auf cin Gewandstück
des Altares hingewiesen, von demunscrArchiv
bisher noch kein Wort gesprochen hat, wie
denn überhaupt noch nianch Neues in unsern
Gesichtskreis treten wird. Wir erachteten es
nämlich für durchaus nöthig, einer prakiischen
Anleitung zur Verfertiguug von Aiiiipcndicn
archäologische Bcmerkungen vorauszuschicken.
So wie unsere Altärc jetzt meistens flnd, ist
der Gebrauch der Antipeiidicn nicht >n der
Weise mehr begründet, wie im grauen Alter-
 
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