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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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2. Heft
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0040

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29

land veranlaßt haben. Ein frommer Lyoner, Mr.
Chalendon, Mitglied des ersten französischen Pilger-
zugs, sah die Verwahrlvsung der heiligen Stätten
mtt Schmerz, und beschlvß, uach seincr'Rückkehr in
die Heimath, ein kvstbarcs Gewebe zur Ausschmü-
ckung der Grotte der Gcburt Jesu fertigen zu lassen.
Das Haus Lcmire-Berefice in Lyvn hat das pracht-
volle Gewcbe in rvmaiiischem Styl ausgefnhrt.
Wenn wir nicht irrcn, so hat schvn im Jahre 1855
am Weihnachtsfest die heilige Grvtte in diesem
Schmucke geprangt.

(FräuleinMartens in Köln, Tapisserie-Hand-
lung, Wallrafsplatz Nr. 1.) Diesclben übernehmen
und besvrgen alle Stickereien, wclche zum kirch-
lichen Gebranch dicncu, ebensowohl nach gvthischer
als rvmanischcr Zeichnung. Sie bcsvrgen alle Ein-
richtung zn diesen Arbeiten nebst schrift-
licher Anleituug, sowie auch in kurzer Zeit Be-
stcllung für vollständige Ausführung svlcher Sticke-
reien; umfassen allc im Mittelaltcr angcwandtcn
verschiedenen Stiche, als Tamburet, Plattstich,
Seiden-, Mvsaik-, Goldstickcrci und Figuren, eben-
so auch Gvbelin, auf Stramiii ic, je nachdem dic
Zeichnungen die Ausführuiig der Arbeit bedingen.
Das erfvrderliche Matcrial zu allen diesen Arbeitcn
ist jeder Zeit in bestcr Qualität vvrhanden, und zu
den billigsten Preisen; namentlich: Cvrdonet-Seide
in allen Farben und Stücken; offene und halbge-
drehte Seide, Fantaisie Seide ic.

Gold- und Silberfaden, und Cvrdonet, alle
Artcn Goldgespiniist; aber nur ächt.

Baumwolle, farbige, zum Tamburiren in Leiiien,
rohe Seide, svwie alle Gold- und Seidenstoffe,
welche zu den Arbeiten erforderlich sind. Ebeusv
sind auch aiifgedruckte Leinenarbeiten zu kirchlichem
Gebrauch zum Tamburiren stets vorräthig.

Korrespondenzen.

Vom Rheine. (Bericht.) Bei den Schwestern
vvm Kinde Jesu in Aachen ist fsir die vom Grafen
Fürstenberg-Stammheim erbaute Kirche S. Apol-
linaris in Rcmagen ein kostbares Fähnlein zu
Verhüllung des auf dem Altare ausgesetzten
heiligsten Sakraments gestickt worden. Vielleicht
wird es uns möglich, dicses Vcrillum, ein Geschenk
Jhrer Kgl. Hvheit der Prinzessin vvn Preußcn,
zn bringen und die dabei angewandte Technik zu
beschreiben.

Auch zu Crefcld ist im Jahre 1852 cin Marien-
verein entstanden, dessen erste größere Lcistung: ein
Teppich mit gothischer Ornameiitirung, ohne Figu-
ren, an Festtagen die Divnyskirche zu Crefeld
schmückt. Der Verein ist fortwährend in erfreu-
licher Thätigkeit geblieben, und sv verdankt ihm

die neuerrichtete kathvlische Rektoratsschule daselbst
cin rcichgesticktes Banner mit prächtig verzierter
Schleppe, und andere Kirchen dürfen auf ähnliche
Zierde hoffen.

Paderborn, im Scptember. (Korrcspondcnz.)
Auch hier habcn die Fraucn und Jnngfraiien wie-
der angefangen, die Kunst des Stickens zu üben,
um das Haus des Herrn zu schinücken. Schon
manche derselbcn hatte kunstvoll gearbeitcte Licht-
nnd Ofenschirme, Kvpf- und Schlunimerkissen,
Geld- und Tabaksbentel und wie die Siebensachen
alle heißen mögen, niit kunstfertiger Hand ge-
schaffen; endlich habcn sie sich zusamniengethan nnd
in verhältnißmäßig kurzer Zeit ein Werk geliefert,
welches unserem alten Doine zu nicht geringer
Zierde gereicht, nämlich eincn prachtvvllen Altar-
teppich, der nach eincr im romanischen Style ent-
worfenen Zeichnung ausgeführt ist.

Der Grundgedauke, der auf denr Teppich mit-
telst Pstanzen- und Thiervrnamentcn in lieblichster
Weise durchgeführt ist, läßt sich iu Kürze so aus-
drücken: die ganze sichtbare Schöpfung soll das
Lob des Herrn verkünden. Jm Mittclpunkte ist es
der gestirnte Himmel mit 7 Kreiscn, Sonne, Mond
und Sternen, dcr init der Umschrift: bonsäictns ss
Oomins in Lrmumento ooeli — gepriesen bist du,
o Herr, am Firmament des Himmels (Dan.3,56),
dicsem Zwccke dient; in den 4 Ecken sind es die 4
Elemente, das Land versinnbildet durch den Ele-
phanten: bensäicut terru Oominum — es lvbe die
Erde den Herrn; die Luft durch den Adler: bsns-
äieits nnbes Oomino — ihr Wvlken lobet den
Herrn; das Wasser durch den Fischreiher: bsneäi-
cits mnrin st ünmillu Oomino — lobet ihr Meere
nnd Flüsse den Herrn; das Feuer durch den Dra-
chen: bensäicits iZnis et uestns Ovmino — Feuer
und Hitze lobet deu Herrn. Die übrigen Thiere
aber und Pstanzen sollen darstellcn, was in den
Elementen lebt. So ist der Hirsch dcr Chorführer
der Landthiere: „ihr wilde uiid zähmc Thiere lobet
dcn Herrn"; der Salamander repräsentirt was
Ungeheuerliches im Fcuer wogt: „ihr Ungeheucr
und alle Tiefen lvbet den Herrn"; auf die Bewvh-
ner der Wellen deuten Delphine: „lvbe auch Alles
was wimmelt in den Gewäffern den Herrn"; und
Vögel stimmeu in der Luft ein in das Lob der
Kreaturen. Als Nandiimfaffung schlängclt sich um
den Teppich ein Spruchband nüt stehendcm Eichen-
blatt, das Legendarium lateinisch cnthaltend: „Dem
dreieinigen Gvtt, der unbeflecktcn Jungfran Ma-
 
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