Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wird erzählt, eine in nnerlaubter Ehe lebende
Frau habe dem Heiligen ein Gefäß voll Ho-
nig gebracht. Der Heilige wies dte Gabe und
die Geberin zurück; seine weniger strengen
Begleiter nahmen das Geschenk an und ver-
bargen es a»s Furcht vor dem Bischof, und
da derselbe schon zur Feier der heil. Messe sich
anschickte, unter den ringsum mit Tüchern be-
kleideten hölzernen Altar, der also hohl seyn
mußte (Nabill. aet. 88. snee. IV, ?nrt. I, x.
42). Jn der That verdiente dieser Altar we-
gen seiner Sargform den Namen Kiste, area,
wie der heil. Gregor von Tours dcn Altar
vom heil. Krcuz in Poitiers nennt.

Die einzelnen Arten der Altarbekleidungen
verdienen unsere besondere Aufmerksamkeit.

1) Die einfachste Art, den Altartisch zu
schmücken, lesen wir i» der Beschreibung des
Kirchhoss von Neapel (Binterim II. Band,
2. Abth., S. 416). „Der alte Altar," sagt
deren Versasser, „läßt sich von den Seiten und
von hinten anschauen. Er ist weder von Holz,
noch von Marmor, sondern von Bruchsteinen;
von vorne ist, denke ich, das Grab des Mar-
tyrers gewesen, welches man jetzt wegen der
niarmorneii Abbildung des heil. Januarius,
die Kantelmus dem Altar angefügt hat, nicht
sehen kann; an den übrigen drei Seiten ist der
Altar noch im alten Zustand, ein kleines in
scinem hintern Theil ausgehvhltes Loch ansge-
nommen, das nicht alt ist, sondern etwa von
einem Neugierigen frisch gemacht wurde. Der
Aliar ist vier Spanneir von der Ebene erhöht,
ebenso breit, sieben Spannen lang und mit
Tünchwerk überzogen, auf dem an jeder Seite
etne zinnoberroth gemalte Kreuzfigur sichtbar
ist; nämlich in der Mitte des hintern Altar-
theils ist ein Kreuz, hin und wieder stehen
große Frakturbuchstaben, die von hohem Alter
zeuge», und zwar zur Linken zur Rech-
ten Il,VX. Z,,r Seite des Evaugeliums findet
sich ein anderes Krcuz, welches das Wort
VIXLir also durchschneidet VWL-jLIll', als
wollte man sagen: <?.rux vinoit. Zur Scite
der Epistel ist kaum noch die Figur des Kreu-
zes übrig, von den Buchstaben hingegen, die

6

gewiß die Zeit verwischt hat, gar keine Spur
mehr vorhanden."

2) Eine ähnliche steinerne Substruktion
scheinen die Altäre gehabt zu haben, deren
marmorne oder metallene Bekleidung uns bet
Anastasius so oft begegnet. Was die mar-
mornen betrifft, so ist der Porphyr wohl am
öftesten zum Schmucke der Kirchen verwendet
worden, welchen man mit Hülfe einer kupfer-
nen Säge ohne Zähne in dünne Platten xls.-
tonsne schnitt. Die gewöhnlichste Art Por-
phyr ist purpurroth und weiß gesprenkelt.
Man sieht diese Art noch in Rom an den Ta-
bernakelsäulen des Hauptaltars in der Kirche
St. Agnes anßerhalb der Mauern. Die Ver-
kleidungsart mittelst solcher Platten ist heute
noch in Jtalien üblich; die kortn 8nntx>. der
Peterskirche in Rom ist mit solchen Platten
von dem sogcnarmten afrikanischen Marmor
überkleidet. Auch der Serpentin, eine sehr
harte und grasgrüne Marmorart wurde zu
diesem Schmucke verwendet. Er erscheint sehr
häufig in dem sogenannten oxus Xlexanöri-
num, den Fußböden der alten Kirchen; bei der
eingelegren Arbeit der a.iubonss, bischöflichen
Stühle und ähnlichen Kirchenschmucks. Jm
dnxtistoriuin der Lateranktrche sind zwei Por-
phyrsäulen mit Kapitälern von Serpentin.

Eine in der Kaiserzeit sehr hochgeschätzte
Marmorart war der sog. numidische Marmor,
goldgclb mit röthlichen Adern. Jm Pantheon
in Rom sind Wände und ein Theil des Fuß-
bodens damit bekleidet. Daß man den sma-
ragdähnlichen grünen thessalischen Marmor
mit dunkelgrünen, mehr gräulichcn, schwarzen
und weißen Flecken gekannt hat, beweisen
außer der Basilika 8t. 4os.nues vom Lateran
noch viele römischeKirchen. Der lydische Mar-
mor oder eine Art desselben, die sich der Pur-
purfarbe nähert, sieht man an den Stufen in
der Kirche des heil. Pra.redes in Rom.

3) Von den metallenen lleberkleidungen
(la.mius.S, xstrrls.) können wir eine bessere An-
schauung geben, da einzelne derselben bis zu
unsern Zeiten erhalten blieben. Das Fron-
tal des ehemaligen Baseler Altars, welches
 
Annotationen