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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Hirtenstab und Insul des hochwürdigsten Herrn Bischof Konrad von Paderborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0199

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componirt und ausgeführt, der Bauweise der
Kaihedrale des heiligen Meinwerk tn Pader-
born entsprechcnd. Unserc Leser werden nicht
ohne Interesse die Beschreibung dieses von
Dombauwerkmeister Schmidt zu Köln ent-
worfenen, von einem Elfenbcinschnitzer in
Offenbach geschnittenen, von Goldschmied
Vieten inAachen vollendetenKunstwerks leseiu
Hauptbestandtheile des Hirtenstabs sind der
Stab selbst und der krumme Haken an seinem
obern Ende. Der Haken ist durch den Knauf,
Pomellum, am Stabe befestigt. Der Hakeu
oder die Krümmung des Stabs ist mit crha-
benem romanischem Laubwerk verziert und in
Elfenbein geschnitten. Mitten in derKrümme
sieht man, silbergetrieben und vergoldet, die
gebenedeite Jungfrau auf dcm Monde stehend,
von der Sonne umgeben, das göttliche Kind
tragend, zwei anbetende Engel zu beiden Sei-
ten. Der elfenbeinerne Krummstab ist noch
von einem Kranz silbervergoldeten Laubwerks
umzogen.

Den Uebergang vom Hakcn zum Stabe
selbst bildet der Knauf, anf welchem, zwischen
zicrlichenFiligran-Ornamenten, dievier Sym-
bole der Evangelisten getrieben zu sehen sind.

Unter dem Knaufe crscheint der Stab in
seinem obersten Theile, wo er gewöhnlich von
der Hand gefaßt wird, mit einem Spruchbande
verztert, welches die passenden Worte trägt:
L§o sum xnstoi bonus, ich bt'n der gute Hirte
u. s. w. Die weitern Theile des Stabes sind
durch tief unterschnittene Ringe, den romani-
schen Theilungsknäufen entsprechend, mit ein-
ander verbunden.

Dcr Hirtenstab kommt dem Bischofe zu als
Nachfolger der apostolischen Wanderer und
als Hirte der Gläubigen. Sinnreich ist dte
Anwendung, die man aus den drei Haupt-
theilen des Hirtenstabs, der Krümme, dem
Stab selbst, und der unten angebrachten Spitze
aüf den Bischof macht: Mit dem Stab soll er
alle lenken (oder die Schwachen stützen), mit
dem krummen Haken die Jrrenden zurückhal-
ten, mit der untern Spitze die Trägen an-
spornen.

„^ttinbo xsi ourvum, moäio loZo, xuuKo
xor imum."

Oder: „OolliZ-s, sustoutn, stimulu—
moibiklu, Isuta."

Die bischötliche Jnful, die Mütze mit den
zwei vorn und hinten hervorragenden Spitzen,
bekleidct den Bischof als Hohenpriester und
Lehrer. Die Bedeutung dieses Gewands ist
in unserm Heft II, S. 20 rc. erklärt.

Zur künstlerischen Ausstattung bietet die
Jnful ein schönes Feld dar. Zunächst ist es
der breite Bandstreifen, der den untern Rand
der Mütze bcdeckt, und wie einc Binde das
Haupt umgibt, dann der Bandstreifen, der je
cine Seite der Mütze von der Mitte der Kopss
binde bis zur Spitze theilt. Zwischen diesem
senkrechten Streifen und den schmälern Bor-
tcn, dte die Mütze einfassen, gewähren auf
beiden Seiten des ersteren die dreteckigen Fel-
der einen weitern Raum für Ornamentirung,
und endlich fließen vom htntern Rande der
Mütze zwet Bänder auf die Schulter herab.

Auf der Mitra von Paderborn ist Nichts
gespart, um sie sowohl in der Composition,
als in der Ausführung mit der Nadel zu einem
Kunstwerke zu machen, das unter den neuern
Nadelarbeiten seincs Gleichen wohl ntcht fin-
det. Das breite Stirnband zeigt in Medail-
lons die Halbfiguren Christi und mehrerer
Heiligen. Christus ist dargestellt, wie er in
seiner Herrlichkeit znm Gerichte kommt; rechts
und links von thm die seligste Jungfrau und
Johannes der Täufer, als Fürbitter für dte
Menschen. Auf dem vertikalen Bande befin-
den sich die Vrustbilder des heil. Konrad und
Ltborius, Patrone des Btschofs und der Diö-
zese Paderborn.

Jn ganz gleich angeordneten Feldern ent-
hält die Rückseite !n der Mitte die triumphi-
rend'e Kirche — von den vier Evangelisten
umgebcn.

Ein Kranz von Perlen umschließt sämmt-
liche Medaillons.

Einige Partten dieser kunstvollen Arbett
haben wir vor einem Jahre tn Köln zu sehen
Gelegenheit gehabt, und wünschen nur, d a
 
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