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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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12. Heft
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Sighart, Joachim: Ein Communiontuch der alten Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0217

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glbracht mit Bildtrn, die sich wieder auf das
heilige Sakrament beziehein Zwei zeigen die
Menschwerdung des ewigen Wortes in der
Zeit, deren mystische Wiedcrholung wir im
heil. Sakramente besitzen. Wir schen hier die
Verkündigung mit der Jnschrift: Lvs sge-
schrieben tst LFs, also ohne Zwelfel nvn
Frauen gestickt, die des Lateins nicht kundig
Waren) marin, Aiutinxlsnn, Oominus dolllrum
(sio!) Bei der höchst zicrlichen Darstellung der
Geburt des Herrn, wobei Maria und Joseph
in Anbetung vor dem Jesuskinde versunken er-
scheinen, i» ciniger Entfernung aber sogar
Ochs und Esel, lesen wir im Rahmen die
Worte: vis A-sburt ckssus Lbristus uusers

Ilsrru. s

Die gegenüberliegenden Medaillons halten
uns aber die Früchte und Folgen der heil.
Eucharistie vor Augen, die Auferstehung und
das Gericht, indem dort Jesu Auftrstehung
als Vorbild und Bürgschaft unserer Aufer-
stehung erscheint, hier aber dcr Weltrichter ein
gnädiges Urtheil über den Donator des Tu-
ches hält. Bei der Auferstchung des Herru,
der sich mit fliegender Siegcsfahne aus dem
Grabe erhebt, während die Soldaten geblen-
det zu Boden fallen, steht geschrieben: vis
urstencl ckssus Lbristus bat uus srlsäiAst von
Zem toll. Das Bild des Gerichtes ist höchst
interessant. Jesus erschcint auf dem Regen-
bogen sitzcnd, zwischen den Wolken des Him-
mels. Während rechts Lilien aus seinem
Munde gehen, ist links das Schwert gezückt.
Unten steigen die Todten zitternd aus ihren
Gräbern. Zur Rechten kniet nüt aufgehobe-
nen Händen auf dcr Erde der Donator, der
Tracht nach ein Chorherr. Jhm gegenüber
scheint sein Patron vor dem Weltrichter Für-
bitte sür ihn einzulegen. Es mag wohl der
Täufer Johannes seyn. Sollte dieser Stifter
vielleicht Chorherr bei St. Johann in Regens-
burg gewesen ftyn? Die Umschrift LieftS
Medaillons lautet: 8tst s.uk ir tocksn kur Ao-
risbt, Irsin verlr xleibt unAsurck-iIt niokt.

Diefts sind die fünf Hauptbilder. Der
übrige Raum des Tuches ist mit schönstyli-

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strten Pflanzenornamenten ausgefüllt, zwt-
schen welchen aber noch größere Darstellungen
Platz fanden. Jn der Mitte der vier Enden
finden wir noch das Opfer AbrahamS, die
Samariterin am Jakobsbrnnnen, Jesus mit
Maria und Martha zu Bethanien und endlich
das Wappen des Stifters. Auch diese Bilder
sind wieder mit hoher Kunstftrtigkeit entwor-
fen und gestickt. Wie stattlich erfcheint da
Abraham iniPatricier-Costüme des 16. Jahr-
hunderts, wie er eben das Schwert schwingt,
um den Sohn zu schlachten, der voll Ergebung
vor dem bereits angezündeten Opferaltare
kniet. Da bemerkt der gehorsame Patriarch,
daß in der Höhe Jemand sein Schwert halte,
er blickt erstaunt nach oben und schant da den
Engel des Herrn. Hinter ihm hat sich im
Dorngestrüpp ein Widder gefangen, der nun
das Schlachtopftr werden soll. Auch dasBild
der Samartterin ist ganz vorzüglich. Der Vrun-
nen, an welchemJesus mitsternbesätemKleide
sitzt, ist ein altdeutscherZiehbrunnen mit brei-
ter Bedachung. Das Weib ist eben im Be-
griffe, den Ziehkrug herauszunehmen, aber
man sieht, sie lauscht so aufmerksam den Wor-
ten Jesu, daß sie das irdische Geschäft ver-
gißt. Jm Hintergrunde erscheinen die Apo-
stel mit den Nahrungsmitteln. Man steht,
auch diese Bildcr stehen in Veziehung zum hl.
Opftr und zur Eucharistie. Abrahams Opfer
galt ja immer als Vorbild des nentestament-
ltchen Opsers. Am Jakobsbrunnen versprach
der Herr ein Wasser, das den Durst der Seele
(nach Jrdischem) sür immer löscht, was ja
nur einc Wirkung der heil. Communion ist.
Und wenn wir hier Jesum vor Bethanicn
sehen, wie Martha vor ihm kntet und ihn
bittet, zu konimen, da ihr Bruder Lazarus ge-
storben, worauf er ihr die Verheißnng gibt:
„Dein Brnder wird auferstehen!" so haben
wir hier abermals eine Hinweisung auf dtese
Folge der heil. Eucharistie vor uns.

Am untersten Theile des Tuches ist aber
das nür unbekannte Wappen des Stifiers
trefflich ausgeführt; cincn Hcrold nüt zwei
Stäben (Schlägeln?) sieht nian als Helm-
 
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