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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 7
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0359

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Solidität, von dem Handwerksernst und der vornehmen
Getreulichkeit der Nazarenerporträts; wie Harrach
denn in seinem ganzen Empfinden ein verspäteter, in
dem Kreis der Berliner Akademie lebender Nazarener
gewesen ist. Keines seiner Bilder beleidigt durch Eitel-
keit oder Aufdringlichkeit; ihnen allen kommen viel-
mehr vornehme, adelige Charaktereigenschaften zugute.
Einen Maler kann man diesen Schüler Stanislaus von
Kalckreuths in Düsseldorf und Weimar nicht nennen,
aber er war einer der sichersten und geschmackvollsten
akademischen Zeichner. Er wirkte als Maler wie ein
sehr tüchtiger, intelligenter, genauer und gut erzogener
preussischer Beamter. Seine Kunst war gehorsam und
geduldig. Etwas weich, etwas süss, stark detaillierend
und glatt, aber dort wenigstens, wo sie sich unmittel-
bar mit der Natur auseinandersetzte, voll künstlerischer
Haltung. Seine Kunst hatte gute gesellschaftliche For-

men, ohne in Pose zu verfallen, ohne zu lügen; sie hat
nie Qualitäten vorgetäuscht, die sie nicht hatte. Der
milde Christus mit dem Lamm in einer sorgsam durch-
geführten Berglandschaft, wie Harrach ihn darzustellen
liebte, war ein Pastorenchristus; die Bildnisse aber kön-
nen späteren Geschlechtern nicht übel eine Vorstellung
vom Wesen des preussischen Adels zwischen 1870 und
1900 geben, sie haben etwas von gemalten Dokumenten.

K. Seh.
*
Die drei Lithographien Daumiers, die wir abbilden,
sind in den Kriegsjahren 1870 — 71 entstanden. Sie
passen ohne weiteres auch für unsere Tage, weil die
künstlerische Form darin allgemeingültig geworden ist,
weil Daumier von allem aktuell Gefälligen abgesehen
und nur das immer wieder Charakteristische — das ist
stets auch das lebendig Symbolische — dargestellt hat.

MAX SLEVOGT, KUNST UND KUNSTLER IM KRIEGE

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