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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 8
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Berliner Städtische Hochbauverwaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0412

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WALTER KLEMM, MUSTERUNG. RADIERUNG

sen die alleinige und unveränderte Ausführung seines
Entwurfs übertragen. Nicht beruhigen aber darf man
sich bei dem einseitigen und unduldsamen System, das
sich, sehr zum Schaden der Kunst, in der städtischen
Hochbauverwaltung bemerkbar zu machen beginnt.
Im Interesse der Berliner, ja sogar der gesamten deut-
schen Baukunst ist zu wünschen, dass Ludwig HofFmann,
dessen beratender Einfluss gerade in Personalienfragen
weit über die Grenzen seines Berliner Stadtbauamts
hinausreicht, von der Einseitigkeit seiner Kunstanschau-
ungen kuriert werden könnte, dass er auf seine späten
Tage sich noch zu der Erkenntnis durchringen könnte,
dass es Qualität in der Kunst auch da giebt, wo die Form
mehr bildend als „schön", mehr charakteristisch, als fein
und gefällig im akademischen Sinne ist. X.

JOSEF HÖFFLER f

Am 28. März ist in Bergzabern der Bildhauer
Josef Höffler kaum sechsunddreissigjährig an einem
schleichenden Lungenleiden gestorben. Erst seit wenigen
Jahren allgemeiner bekannt, ist es ihm nicht vergönnt
gewesen, in glücklichen Jahren des Schaffens auszureifen.
Er war ein Idealist vom reinsten Wasser, einer von denen,
die nicht lebensklug im landläufigen Sinne sind und keine
Kompromisse zu schliessen verstehen. Ein Mensch von
der Schwere der Umgangsformen und dem tiefen Ernste,
der denen eigen ist, die sich aus eigener Kraft unter
schweren Entbehrungen aus dürftigen Verhältnissen
emporgerungen haben.

Dass HöfFler nicht schon eher unter der Last seines
Schicksals zusammengebrochen ist, hat er im Grunde

Alfred Lichtwark zu verdanken. Dieser war es, der ihn
durch seine Aufträge für die hamburger Kunsthalle
jahrelang über Wasser gehalten und darüber hinaus, so-
lange er konnte, sorgend seine Hände über ihm gehalten
hat. B.

FRIEDRICH OSTENDORF f

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ist der Archi-
tekt Friedrich Ostendorf, vierundvierzig Jahre alt, bei
einem nächtlichen Sturm auf die Lorettohöhe gefallen.
Mit ihm ist eine Persönlichkeit dahingegangen, die in
ihrer Kunst weniger durch starke schöpferische Leistun-
gen als durch ihren Einfluss als Lehrer Bedeutung und
Ansehen gewonnen hatte. Hervorgegangen aus der
Schule des einst hochgefeierten Karl Schäfer war er ein
Anhänger jener doktrinären Kunstauffassung, die in der
Form mehr das Gesetz, den Kanon und die Regel, als
das Ergebnis einer lebendigen Entwicklung erkennt und
gelten lassen will. Mit der Einseitigkeit des Dog-
matikers hat er diese Anschauungen in seinem Lehr-
amt vertreten und sie zuletzt auch in einem archi-
tektonischen Lehrbuch niedergelegt. Das Einleuchtende
seiner Lehrsätze, das unmittelbar Verständliche in die
leichte Anwendbarkeit seiner „Theorie des Entwerfens"
haben ihm einen grossen Kreis von Anhängern verschafft,
dem eine nicht geringere Zahl von Gegnern gegen-
überstand, die in dieser Theorie eine Gefahr für die
moderne Baukunst erkannten. Zu diesen hat auch diese
Zeitschrift gehört, ohne aber zu verkennen, dass nur
eine Persönlichkeit zu wirken imstande war, wie Osten-
dorf gewirkt hat. W. C. B.

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