JOACHIM KÄNDLER, KAMPF EINES AUEROCHSEN MIT EINEM WILDSCHWEIN
Abb. r
MEISSENER TIERPLASTIK
VON
OTTO v. FALKE
Bei der Versteigerung von Dubletten des Dresdner
Porzellanmuseums, die im vorigen Herbst in
Berlin stattfand, haben die großen Tierfiguren von
Gottlob Kirchner und Johann Joachim Kandier aus
der Frühzeit der Meißener Manufaktur Aufsehen er-
regt, hauptsächlich durch die Höhe der Preise, die
bei einigen Stücken nahe an 200000 Mark heran-
kamen. Nun sind zwar die Preise im Kunsthandel
bekanntlich nicht immer ein untrüglicher Maßstab
für den Kunstwert, heute noch weniger als früher,
weil allerlei Motive an der Preisbildung mitwirken,
die mit Kunst nichts zu tun haben. Aber in diesem
Fall war die plötzliche, durch die Geldentwertung
erhitzte Begeisterung doch auf einen sehr würdigen
Gegenstand gefallen. Die Tiere Kändlers wurden
nicht bloß bewundert, weil sie teuer waren, sondern
sie wurden auch teuer, weil sie wirklich bewunderns-
wert sind. Wenn sie vorher eine weitreichende
Beachtung noch nicht gefunden hatten, so hängt
das wesentlich mit äußerlichen Umständen zu-
sammen: die eigentlichen Porzellansammler konnten
sich für die zum Teil meterhoben Tiere nicht recht
erwärmen, weil sie mit den normalen Porzellan-
figuren und Geschirren in derselben Sammlung nicht
leicht zusammenzubringen sind; außerdem waren
die großen Stücke im Handel kaum zu finden und
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Abb. r
MEISSENER TIERPLASTIK
VON
OTTO v. FALKE
Bei der Versteigerung von Dubletten des Dresdner
Porzellanmuseums, die im vorigen Herbst in
Berlin stattfand, haben die großen Tierfiguren von
Gottlob Kirchner und Johann Joachim Kandier aus
der Frühzeit der Meißener Manufaktur Aufsehen er-
regt, hauptsächlich durch die Höhe der Preise, die
bei einigen Stücken nahe an 200000 Mark heran-
kamen. Nun sind zwar die Preise im Kunsthandel
bekanntlich nicht immer ein untrüglicher Maßstab
für den Kunstwert, heute noch weniger als früher,
weil allerlei Motive an der Preisbildung mitwirken,
die mit Kunst nichts zu tun haben. Aber in diesem
Fall war die plötzliche, durch die Geldentwertung
erhitzte Begeisterung doch auf einen sehr würdigen
Gegenstand gefallen. Die Tiere Kändlers wurden
nicht bloß bewundert, weil sie teuer waren, sondern
sie wurden auch teuer, weil sie wirklich bewunderns-
wert sind. Wenn sie vorher eine weitreichende
Beachtung noch nicht gefunden hatten, so hängt
das wesentlich mit äußerlichen Umständen zu-
sammen: die eigentlichen Porzellansammler konnten
sich für die zum Teil meterhoben Tiere nicht recht
erwärmen, weil sie mit den normalen Porzellan-
figuren und Geschirren in derselben Sammlung nicht
leicht zusammenzubringen sind; außerdem waren
die großen Stücke im Handel kaum zu finden und
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