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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 4
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Linfert, Carl: Der Maler Richard Seewald: zu seiner Ausstellung im Kölnischen Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0170

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RICHARD SEEWALD, „PROCIDA". AQUARELL

kelnde Hügligkeit der Natur. Sie sind versonnen
und behalten ihre aggressiven Seiten für sich. Sie
sind Marionetten und haben für große Aktionen,
also auch für jede Art von Leidenschaften, keinen
Ansatz. Ebenso die Landschaft: sie verkörpert die
leidenschaftslose Sucht nach einer schwimmenden
Gefühlsfreude, die auf nichts fixiert ist. Immer ist
es das Pralle und doch zugleich Gutmütige der
Dinge, nie das Drohende. Selbst Architektur, die
er oft malt, hat nichts Strenges. Viele weiße Bauten
sind abgesetzt in die halbfarbige, kühlgewordene
Herbstnatur und bleiben fugenlos und weich. Rissige
Häuser stehen zwischen Bäumen, sie sind nicht
stärker und nicht schwächer als die sanft wuchernde
Natur. Die römische Ruine einer Wasserleitung
biegt sich wie Gewächs, die Bogenpfeiler sind wie
Stengel, fest und saftig.

Eigentlich malerisch gesehen ist von alledem
nur ein allgemeiner, bunter und reicher Prospekt.
Der zwar ist wirklich gefüllt und in sich zufrieden,

eine barocke, halb und halb sogar nüchterne Illusions-
natur. Aber diese Natur ist kombiniert und nicht
im kleinsten naturalistisch. Keine Naturunmittel-
barkeit bringt hier den malerischen Fluß hervor,
der sofort seine Effekte hat wie der Impressionismus
und selbst noch der Expressionismus, indem er die
Effekte sozusagen quer legte durch den betrachten-
den Maler hindurch und die subjektiven Farbemo-
tionen mit hineinnahm. Bei Seewald ist es ein Natur-
gehäuse, das er mit sich trägt, ein bestimmtes „Schema"
von leichter Klarheit, in dem aller Naturbrodem
nur begrenzt hochkommt, ein bestimmtes Normal-
maß hat. Einzelne konkrete, greifbare Dinge der
Natur, aber nur die erwünschten, werden wie Glanz-
lichter diesem zart gefügten „Schema" aufgesetzt.

So ist es ja auch mit den Einzelheiten. Die vege-
tabilischen Formen der Natur z. B. sieht er in einer
großen Einfachheit, die nicht schlechthin die „Un-
schärfe der Vergrößerung" ist, sondern mehr eine
Simplizität, die mit einer bestimmten idyllischen

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