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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 4
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Linfert, Carl: Der Maler Richard Seewald: zu seiner Ausstellung im Kölnischen Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0171

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Freundlichkeit sich uns zuwendet. Nur das Kleine
wird groß gesehen, das Große wirkt nicht als solches.
Und diese Freundlichkeit vermindert alles Beun-
ruhigende, sie gibt nicht die unterirdischen Kräfte
der Natur, das Wachsen und Vergehen, und keines-

schwichtigung, falls es die melancholischen Gründe
dieser Landschaftsform vergäße.

Denn diese hervorgesprossene Natur kommt ja
nicht wie eine Überschwemmung, als die sie frü-
her (z. B. im siebzehnten Jahrhundert) oft durch

RICHARD SEEWALD, DER BAUM

falls das unbewegt Tote. Sie geht beruhigend ins
breit Genußreiche und gibt uns nur den plötzlich
stillgestellten Eindruck des Reifen, Paradiesischen,
des unzweideutig und endlich nur für den Menschen
angelegten Anblicks, des angenehmen Augen-Blicks
der Natur. Hier liegt das große Talent Seewalds
und zugleich die Gefahr einer koketten Selbstbe-

reiche Farben drastisch stellvertreten war, sondern
sie ist eigentlich blaß und tränend, d. h. etwas blind
und furchtsam. Sie begegnet uns in einer Ver-
dünnung. Die Natur und erst recht wir selbst lei-
den an der Minderung des Naturgefühls. Aber wir
sind ihr hilflos ausgeliefert in der immer enger
besiedelten Landschaft und in der Folge von ge-

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