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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 7
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Berliner Ausstellungen
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Göpel, Erhard: Der Zeichner Greuze
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0328

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obachten, wo Hofer das Naturmotiv preisgibt, und der Ver-
zicht auf den Gegenstand erscheint als ein Vorteil, wenn
er eine Vergewaltigung des Motivs erübrigt, zu der der
Künstler sich gedrängt sah, wenn er die Wirklichkeit dem
Gesetz seines Bildes unterwarf. Der Versuch, Erinnerung
an sinnlich faßbare Erlebnisse, wie einen „Sommertag" mit
reinen Formen zu symbolisieren, führt allerdings in ein
Gebiet, das jenseits der optischen Wahrnehmung liegt. Ein
romantisches Element wird in der notwendig zusätzlich li-
terarischen Deutung eben dort erkennbar, wo das Bild schein-
bar endgültig in sein eigenstes Reich der reinen Formen
sich zurückgezogen hat.

Von der Ausstellung neuer Stichelkunst, die im Rahmen
der Juryfreien gezeigt wird, ist nur soviel zu sagen, daß der
Glaube an die Wiederbelebung der alten Technik im Zeichen
einer neuen Formgesinnung sich nicht zu bewähren scheint.
Die Görlitzer Gruppe, die von Johannes Wüsten geführt
wird, erliegt dem Hange zu archaisierender Rückwendung

zu dem Stile des Goltzius. Anmutige Holzstichillustrationen
des Leipzigers H. A. Müller, Wilhelm Heises bekannte, in
Stein gestochene Blumenstilleben und Robert Mayers in
offener Strichführung in Kupfer gestochene Porträts bilden
den relativ besten Ertrag suchender Bemühung um eine Tech-
nik, die trotz allem kaum mehr lebensfähig sein dürfte.

G.

Berichtigung
In Heft VI, Seite 250, ist ein Stilleben rechts oben abge-
bildet. Es ist irrtümlich Hans Feibusch unterschriftet. Der
Maler dieses — im Künstlerhaus ausgestellten — Bildes ist
Otto Freytag.

Mitteilung
Georg Gronau wünscht auf den Aufsatz H. Beenkens in
Heft V, Seite 210, zu antworten. Wir werden seine Replik
im nächsten Heft bringen.

J. B. GREUZE, RÖTELSTUDIE. 40:31 cm J. B. GREUZE, TUSCHPINSELZEICHNUNG. 37:28,5

AUS DER AKADEMIE IN LENINGRAD. FRÜHJAHRSVERSTEIGERUNG C. G. BOERNER, LEIPZIG

DER ZEICHNER GREUZE

VON

ERHARD GÖPEL

Die besten unter den dreiundzwanzig Zeichnungen des
Jean Baptiste Greuze, die C. G. Boerner im Früh-
jahr versteigern wird, lenken die Aufmerksamkeit auf die
Qualitäten des Greuze als Zeichner. Die Blätter tragen den
Stempel der alten Petersburger Akademie, die über hundert
Blatt des Künstlers bewahrte. Ein Besitz, der in einer deut-
schen Ausgabe 1923 vorgelegt wurde (J. B. Greuze, Unver-
öffentlichte Zeichnungen in der Bibliothek der Akademie
St.Petersburg. München, Holbeinverlag 1923). Die Sammlung

überrascht durch die frische Auffassung der Studien nach
dem Modell, denen im Werk des Zeichners Greuze ein be-
sonderer Platz zukommt.

In raschen Zeichnungen notiert Greuze den ersten Kom-
positionsgedanken. Schöne Beispiele dafür sind die Skizze
zu „Le fils puni" (Ecole des Beaux-Arts, Paris) und die
„Szene mit Hirschkuh" im Städel. Über nervösen Strich-
notizen gibt ein kräftiges Lavis die Modellierung.

In genauen Zeichnungen wird die Komposition bildmäßig

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