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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 10
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Göpel, Erhard: Aus Leipziger Ateliers
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0424

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EUGEN HAMM, BILDNIS MAX SCHWIMMER. 1923

KARL WALTHER, SELBSTBILDNIS. 1930. 22:16cm

andere Themen weit ist der Zoo, wo ihn die unver-
fälschte Bewegung der Tiere zum Zeichnen bringt. Doch
bedroht dort das große Vorbild des Dclacroix die Wirkung.
Am eigensten spricht seine Haltung aus einigen größeren
figürlichen Gemälden, wie dem Bildnis seiner verstorbenen
Frau und aus einem Selbstbildnis, das den Maler mit einer
Binde über dem linken Auge, das ihm der Krieg geraubt
hat, zeigt.

Karl Walther ist in Berlin rasch durch seine mit
einer natürlichen Begabung gemalten Straßenbilder bekannt
geworden. Auf die Gefahr, die dem Maler droht, wenn er
sich der Auseinandersetzung mit neuen Problemen in Kunst
und Natur entzieht, hat Karl Schefßer in einer Besprechung
der zweiten Berliner Ausstellung hingewiesen. Karl Walther
hat im vorigen Sommer in Würzburg gemalt und kleine
Studien mitgebracht, die sich enger noch als bisher an die
große deutsche Tradition der siebziger und achtziger Jahre
anschließen. Ein größeres Bild, die schöne alte Würz-
burger Brücke mit dem Käppele, geht entschlossen an
neue farbige Aufgaben heran, ebenso einige letzthin ent-
standene Leipziger Ansichten. In seinen im Format sehr
großen Porträts der letzten Zeit vermißt man die Bewäl-
tigung der dargestellten Peisönlichkeit, zumal auch male-
risch tote Stellen bleiben. In einigen kleinen Selbstbildnissen
aber ist er der Aufgabe des Porträts nähergerückr.

Aus der Leipziger Landschaft hat auf einem eigenen Weg
Otto Richard Voigt Farbigkeit entwickelt. Sieht man
seine Bilder im Atelier nebeneinander, so stellt sich eine
sprunglose Entwicklung vor Augen. In einzelnen Jahren

diängen sich die Bilder um bestimmte Probleme der Farbig-
keit. Sie beginnen mit einer etwas düsteren Großllächigkeit
(1919), der Einfluß expressionistischer Maler wird in
frühen Aquarellen zwar deutlich, vermag aber nie den
klaren Bildaufbau umzuwerfen, den die natürliche Be-
gabung Voigts als Zeichner in dem Vorstadium der Zeich-
nung löst. Die düsteren Flächen werden später kleinteiliger,
bis eine Pariser Reise und einige Wochen Südfrankreich
die Farbe noch mehr auflichtete. Im Augenblick geht der
Maler, der sich auch als Graphiker ausgezeichnet hat, durch
eine neue dunkle Farbigkeit.

Als plötzlich aus Berlin die Nachricht kam, daß der Maler
Eugen Hamm, Leipziger von Geburt, dem Beispiel des
befreundeten Pascin gefolgt sei, erinnerte man sich in Leipzig
der eleganten Erscheinung, der man hin und wieder im Cafe
oder in Redaktionen begegnet war; immer beherrscht und
von einem gelegentlich sarkastischen Witz. Täglich hatte
man Hamms Karikaturen in einer der Leipziger Tageszeitun-
gen gesehen, zu denen sein Witz selbst die Texte lieferte.
Man wußte wohl, daß Hamm diese Karikaturen als Brot-
arbeit ansah; er war nach Berlin gegangen, da für seine male-
rische Auffassung in Leipzig die Resonanz fehlte. Ein Anwalt
hält jetzt seine Hand auf dem Nachlaß, so daß bisher weder
in Berlin noch in Leipzig eine Ausstellung auf ihn hinweisen
konnte. Die letzten Bilder, die ich von ihm gesehen habe,
waren in dem Stil gemalt, den er auf vielen Reisen in Paris
gewonnen hat, wo er seine Honorare lieber als in Leipzig
verzehrte und wo zu seinen Lehrern und Freunden Matisse
und Pascin zählten. Das Bildnis, das wir abbilden, stammt

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