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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

DOI issue:
Heft 11
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Dormoy, Marie: Der Alte Tanguy
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0443

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EMILE BERNARD, BILDNIS DES „PERE TANGUY"

DER ALTE TANGUY

VON

MARIE DORMOY

Zur Zeit des alten Tanguy lag die rue Clauzel
im Brennpunkt des Künstlerischen von Paris. Sie
gehörte zum Quartier de Loretto, dessen geheilig-
ter Name — komisch genug — sehr bald zum
Spitznamen hübscher Mädchen wurde, deren
Keuschheit ihre geringste Tugend ist. Jetzt ist die
rue Clauzel düster, schwarz, erfüllt von den Rauch-
schwaden des Bahnhofs Saint Lazare, und man
kann kaum glauben, daß der schmutzige Laden
des Hauses No 14 ein glühender Herd des mo-

dernen Kunstlebens, ja beinahe ein Mittelpunkt re-
volutionärer Bestrebungen gewesen ist.

Aber selbst wenn die rue Clauzel zu Zeiten des
alten Tanguy wie ein Friedhof ausgesehen hätte,
wäre das nicht verwunderlich gewesen, denn in
dem Leben dieses Mannes war alles voller Wider-
spruch. Er stammte aus der Bretagne, kam aus
einer bigotten Familie und beteiligte sich an der
Kommune. Er war arm und hatte kostspielige
Liebhabereien. Nur eines täuschte nicht an ihm:

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