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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 11
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Fischoeder, Karl: Bernhard Feldkamp
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0453

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BERNHARD FELDKAMP, SELBSTBILDNIS. 38:46 cm. 1928

BERNHARD FELDKAMP

VON

KARL FISCHOEDER

Man wirft der Kunst von heute vor, daß sie
aus den großen Steinwüsten der Städte
komme, daß sie dem Asphalt, den Cafes, den Bars
entsprungen sei, daß sie durch Zivilisation, Deka-
denz und Reflexion gekennzeichnet werde, daß
Ursprünglichkeit und Tiefe nur aus Natur, Erde,
Lüh, Landschaft hergeleitet werden könne. Viel-
leicht wird heute wirklich zuviel philosophiert und
zu wenig gemalt. Was aber soll man sagen, wenn
gerade das Dorf, der einsame Bauernhof zu philo-
sophieren beginnt? Da lebt in der Bauernschaft
Pye bei Osnabrück ein eigenwilliger, zäher Nieder-
sachse. Der wurde Lehrling bei einem Glasmaler
und warf sich dann, ohne jeden Lehrer, ohne je
eine andere Schule besucht zu haben als die Volks-
schule, auf die Ölmalerei und philosophiert nun
und malt nun in einsamer Landschaft ohne Rück-
sicht auf die Welt und die Zeit. Er erkennt keinen
Maler der Gegenwart oder Vergangenheit an, außer

Henri Rousseau und vielleicht Böcklin und die
Japaner. Er ist einseitig bis zum Fanatismus, er
wird nicht müde der Kunst eine bestimmte Auf-
gabe zuzuerkennen: in der Illusion die bestmögliche
Welt zu scharfen, das Optimum zu erreichen, die
Ganzheit wieder aufzusuchen, die wir verloren
haben.

Bernhard Feldkamp sieht in der Natur die Ganz-
heit, das lückenlose Aufeinanderbezogensein, die
Einheit in der Vielheit. Er ist sich bewußt, daß
dies darzustellen schwer ist, daß im Endlichen das
Unendliche wiederzugeben nahezu aussichtslos ist;
dort aber, wo Symbole verstanden werden, wird
Feldkamp auf Verständnis rechnen können. Schlicht
und anspruchslos treten seine Bilder auf, anscheinend
nackte Wiedergaben der Wirklichkeit. Sauber ge-
arbeitet, zeugen sie von gutem Können; doch da-
hinter steht eine Persönlichkeit, die eine neue Welt
der Ruhe und des Glücks darzustellen bemüht ist.
 
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