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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 11
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Schütz, Wolfgang: Eine Unbekannte Grabstätte in der Mark
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0457

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EINE UNBEKANNTE GRABSTÄTTE IN DER MARK

VON

WOLFGANG SCHÜTZ

Grabstätten für Familien-Generationen sind in der Mark
Brandenburg nur sehr vereinzelt anzutreffen. Die be-
kanntesten Beispiele sind wohl die Anlagen in Tegel für
die Familien Humboldt und Bülow, sowie die einfacheren
Grabreihen auf dem Halleschen Tor-Friedhof in Berlin für
die Familie Mendelssohn.

Fast unbekannt ist dagegen eine umfängliche Grabanlage
aus früherer Zeit in Cunersdorf bei Wriezen. Sie ist um so
bemerkenswerter, als ihr plastisch-architektonischer Schmuck
reicher ist und im Kleinen ein Abbild der berlinischen Bild-
hauerschule darstellt. Mit Schadow anfangend, geht die Reihe
der Grabmonumente weiter über Rauch und seine Schüler
bis zu dem klassizistischen Ausklang des letzten Künstler-
anhangs von Rauch.

Unmittelbar dem Gutsgarten angeschlossen, durch eine
Pforte mit ihm verbunden, konnte kein schicklicherer Ort
gefunden werden, den verstorbenen Schloßherren eine letzte
Ruhestatt zu gewähren. Sie ruhen dort im Tode wie sie im
Leben in der Kirche vereint waren, mit gleichem Standunter-
schiede,die Herrschaft abgesondert von den Bauern. Beschattet
von einer gewaltigen Tanne und umrahmt von dichtem Epheu
liegt dieser stille Winkel da.

Der Gedanke eines fortlaufenden Beerdigungsplatzes mit
einer Nischenfolge von Grabmonumenten stammt von der
Witwe des Generalmajors von Lestwitz, der, umstrahlt vom
Ruhme des Tages bei Torgau, der Letzte seines Geschlechts
gewesen ist. Er erhielt von Friedrich dem Großen das Gut
Friedland als Lehn. Da er keinen Sohn hatte, mußte nach

Anmerkung d e r R e d a k t i o n : Die photographischen Aufnahmen
hat der Verfasser gemacht.

seinem Tode das Gut an die Krone zurückfallen; deshalb
kaufte er für seine einzige Tochter das benachbarte Barfuß-
sche Gut Cunersdorf.

Catharina Charlotte von Lestwitz geb. von Treskow wollte
nach dem Tode ihres Mannes 1788 — angeregt durch eine
heute vernichtete Grabanlage der Gemahlin des Staatsmini-
sters von Gaudi auf dem Friedhof vor dem Ilalieschen
Tor — eine ähnliche Grabstätte ausführen. Durch ihren frü-
hen Tod 1789, ein Jahr nach ihrem Manne, erlebte sie die
Ausführung der Anlage nicht mehr. Erst ihre Tochter, die
Gräfin von Friedland, nahm die Herstellung in die Hand.

Aus den Akten ergibt sich kein genauer Aufschluß, wer
die architektonisch gegliederte Rückwand mit den Halbrund-
nischen entworfen hat. Darf man hier nur Vermutungen an-
stellen, so sind dagegen die Namen der ausführenden Bild-
hauer durch Rechnungsbelege gesichert. Die besten Künstler
der Zeit wurden herangezogen und erhielten im Laufe der
Jahre namhafte Aufträge. Die sehr umfangreiche Korrespon-
denz mit den verschiedensten Künstlern und Handwerkern
zeugt von der hohen Kultur der Auftraggeber, sowie von
der Liebe, mit der die Familie sich der schönen Aufgabe
widmete.

Die erste Entwurfszeichnung der Rückwand scheint mir
auf C. G. Langhans d. Ä. zurückzugehen, wenngleich auch
Namen wie Fr. Gilly, Schinkel und sogar Strack in den Ak-
ten vorkommen. Fr. Gilly1 ist meines Erachtens nicht be-
teiligt, weil der architektonische Stil der Wand nicht seiner
Art entspricht.

Von den Bildhauern steht Schadow in erster Reihe. Nach
1 Fr. Gilly starb 1803 in Karlsbad, wo er Heilung suchte.

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