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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 10 (Oktober1938)
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Thomae, Norbert: Gemeinschaftsarbeiten auf der Ausstellung der fünften "Schülerolympiade" deutscher Schülervereinigungen in Rumänien zu Bistritz/Nordsiebenbürgen, Ostern 1938
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0207

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194

1. Lellerbemalung. Gruppenarbeit iö—i^jähriger
Schüler. SelbständiAe Entwürfe, ausgeführt in freien
pinselstrichen.

ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl und in ihrer Ver-
bundenheit mit der großen deutschen Volksgemeinschaft
konnten die Teilnehmer am Mittwoch nach Gstern wieder
auseinander gehen. Dies ;um Verständnis des Ganzen.

Sport und Leibesübungen stehen natürlich an erster
Stelle dieser Veranstaltungen, doch würde man dem Bc-
streben nach möglichst vielseitiger Ausbildung unserer Iu-
gend nicht gerecht weeden, wollte man wissenschaftliche,
bildnerische und werkliche Leistungen nicht auch vor die
preisgerichte stellen. Hier soll vor allem über die auf dem
Gebiete bildnerischer und werklicher Erziehung eingesandten
und in einer kleinen 2lnsstellung gezeigten Arbeiten einiges
gesagt werden.

Zahlenmäßig weitaus am besten waren die Lichtbilder
vertreten. Da die lichtbildnerische Ausrüstung der Schüler
und Schulen sehr verschieden und eine fast ausschließlich
wirtschaftliche Angelegenheit ist, so mußte bei der Bewer-
tung vor allem der Bildausschnitt ins Gewicht fallen. Dem-
gemäß fiel auch der erste preis einem gan; anspruchs-
losen „Rasenstück"-Motiv mit sehr gut gewähltem Aus-
schnitt;u.

Die Vielgestaltigkeit der auf dem Gebiete des „Zeichnens
und Malens" vorliegenden Arbeiten bot dem preisgericht
willkommenen Anlaß, eine Scheidung in die beiden Grup-
pcn „Freie Runst" und „Angewandte Runst" vorzunehmen.
Dadurch gelang es, den Schülern und Erziehern auszuzei-
gen, daß es uns heute nicht mehr nur auf das „Bildchen-
malen" ankonrmen dars. Durch diese Maßnahme soll auch
dcn mehr ;u volkskunstmäßiger Betätigung neigenden
Schülern Gelegenheit zum Ersolg gegeben werden, vor
allem abcr sollen auch Gemeinschaftsarbeiten ausgezeichnet
wcrden könncn. Das Ergebnis dcr pceiszuteilung veran-
schaUlicht dies klar: den ersten preis — Freie Runst —
erhielt der Pastellkops cines 10jährigen Schulcrs, der nun-
mehr an einer Runstakademie eingeschrieben ist.

Der preis füc Angewandte Runst aber sicl auf die Ge-
meinschaftsarbeit ciner Gruppe id—17-Aähriger, die eine
Reihe von Dontellern in 2lnlehnung an die Volkskunst un-
sercs Gaues mit sclbsterfundenen Mustern bemalt hatten:
Bild i. Es muß bemcrkt wcrden, daß bei der Aufgabe-
stcllung der frcie pinsclstrich — ohne Bleistiftvorzcich-
nung — als unbedingtes Erfordernis hingcstellt wurde,
damit keine Verfälschung dcr natürlichcn pinsclstrichsorni
crfolge. Der Arbcitsvorgang des Volkskünstlcrs mußtc
also beim Bemalen streng eingehalten wcrden. — Stoff-
und werk;cuggcrcchte Form. —

Am allgemeincn machte die 2lusstcllung immer noch den
Eindruck cmcr mäßigen Bilderschau. Der Aundige konnte
die cinzelnen „Schulen" crkcnnen, insbcsondcrc dort, wo
die Schüler gan; in der Manicr ihrcr Lchrcr bcsangcn
waren. Es fchltcn auch nicht, die sich „gcbärden wie der

alte Rembrandt und der mit dem Tode ringende Lorinth"
(Bruno Rroll). Gm- und Eppressionismen spuken noch reich.
lich in unseren Schulen herum. Gan; selten ist leider dü«
rerhaft-sachliches Studium, das dem unbändig Vorwärts-
stürmenden ;u simpel scheinen mag, obwohl es diesen gan;
Aungen not täte, daß sie sich nicht auf ihre „Genialität"
verlassen, sondern mit Verständnis liebevoll in ihre Arbeit
vertiefen, unter allen Umständen aber ein phrasen-
loses, handwerklich-gediegenes Rönnen an-
streben.

Es ist;u hoffen, daß manche Arbeiten der Gruppe „An-
gewandte Runst" zu einer mehr handwerklichen Betätigung
im bildnerischen Schaffen anregen helfen.

Hervorzuheben wäre da das Bestreben unserer Bi-
stritzer Schüler, das für das Fest Notwcndige nach Mög-
lichkeit durch ihrer eigenen Hände Acbeit herzustellen; wohl
auch veranlaßt durch die Mittellosigkeit unserer Schule
und dcr Bevölkerung. So wurden beispielsweise die beiden
Druckstöcke ;u den für die preisträger bestimmten zwei-
sarbigen Ehrenurkunden von einer Gruppe 15—id-Aähriger
selbst in Linol geschnitten: Bild r. Das Schneiden dee
einfach und klobig gehaltenen Frakturschrift hatten sich
mehrcre Schüler untereinander aufgeteilt; ein weiterer
Schüler Ubernahm es, für die Tonplatte die großen For-
men des Lorbeerkränzcs in Linol ;u schneiden. So kosteten
die Druckstöcke für die hübsche Urkunde fast nichts und die
ansprechenden schwar; und grün auf weiß gedruckten Ab-
züge bedeuten gleichzeitig die schöne Gabe einer Schulklaffe
an ihre preisgekrönten Rameraden aus nah und fern.

Auch eine Wanderpreis-Plakette sollte gestiftet werden
für die Schule, die jeweilig im Geräteturnen das Beste
leistet. Ach wurde um Rat gcfragt, wenige Tage vor Er-
öffnung der Glympiade. Die Zeit war äußerst knapp;
Schüler und Lehrer hatten mit Vorbereitungen für die
großen Tage alle Hände voll Arbeit. Doch lehnte ich es
cntschieden ab, die plakette irgend einem Meister in Auf-

_l

r. Ehrenurkunde in hcllgrün und schwar; mit zwci
Linolplattcn. Für dic Ramcraden gcschnittcn und gcdruckt
von einer Gruppe 15—ichährigcr Schüler.
 
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