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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0038

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55

Sammlungen — Vermischtes

56

Knabenkopfes und von den Federzeichnungen »Das Mäd-
chen auf dem Hirschkäfer«, »Der Reigentanz« und das
große Blatt »An Arnold Böcklin« genannt.

Für den kommenden Winter plant Oreiners Vaterstadt
Leipzig eine umfassende Ausstellung, die über des Meisters
ganze Persönlichkeit, als Maler wie als Graphiker, den
weitesten Aufschluß geben wird. h. w.

Hamburg. Der Kunstverein, dessen altes Heim
demoliert worden ist, ohne daß das neugeplante Aus-
stellungsgebäude an seine Stelle getreten wäre, so daß er
seine Ausstellungszelte hospitierend bald hier bald dort
aufzuschlagen genötigt ist, hat seine Herbstausstellung
diesmal nach der Kunsthalle verlegt. Das Rückgrat des
hier Gebotenen geben die Kriegsbilder von Walther Georgi
ab, die aber weit mehr als durch das vom eigentlichen
Kriege Mitgeteilte, in dem der Künstler gegen die Erinne-
rung an das auf diesem Gebiete von den illustrierten
Zeitschriften Gebotene anzukämpfen hat, durch die sehr
charakteristischen Bildnisse von Kriegsteilnehmern, sowie
durch ganz persönlich geschaute und behandelte Verbin-
dungen von Land und Leuten aus dem Kriegsgebiete
interessieren. Neben Georgi begegnen wir den Hamburger
Malern Friedrich Ahlers-Hestermann und Franz Nölken.
Beide haben seinerzeit in verheißungsvoller Weise mit
lokalen Noten eingesetzt, haben sich aber seither von
ihrem Ursprungsboden in jedem Sinne losgelöst. Im zähen
Festhalten am Kubismus und auf dem Umwege über diesen
in seinen ausgestellten Veduten und in vermindertem Maße
selbst in dem Figurenbilde »Mädchen mit Geige« ist Ahlers-
Hestermann wenigstens zu einiger zeichnerischer Klärung
durchgedrungen, die er freilich einfacher und gründlicher
durch Pflege des reinen Linienstriches hätte erlangen können,
während Nölken in seinem Rückenakt ebenso wie in seinen
landschaftlichen Ausschnitten alles Heil von einem ver-
schwommenen Farben-Nebeneinander anstrebt, in dem
alle Umrißzeichnung rettungslos untergeht.

In der Commeterschen Herbstausstellung, die sich
in der Hauptsache aus einer mit Bedacht gewählten Samm-
lung von Werken Hans Thomas und der Münchner Eichler,
Erler und Jank zusammensetzt, begegnen wir einem neuen
Bildnis von Arthur Nikisch, mit dem der Hamburger Maler
John Philipp seine Galerie nach dem Leben gemalter Be-
rühmtheiten, unter denen sich auch Menzel und Rodin
befinden, bereicherte. Der Maler hat sein Modell mit ver-
schränkten Armen und in leiser Rechtsneigung, wie im
angespannten Horchen wiedergegeben, so daß die An-
nahme, der Dargestellte sei von irgend einem, nur seinem
inneren Ohre wahrnehmbaren Vorgang angezogen, sich
dem Beschauer leicht aufdrängt — jedenfalls die beste
Form, an das so reich bewegte künstlerische Innenleben
dieses Mannes zu erinnern, ohne in Übertreibung (oder
auch in deren Gegenteil) zu verfallen. Einige Steindrucke
und Radierungen von Willi Lange (Motive aus dem Variete,
dem Hafen und seinen Bewohnern usw.) rufen ins Ge-
dächtnis, daß ihr Schöpfer vom schwer arbeitenden See-
mann, der er früher gewesen, aus eigener Kraft den
Wandel zum Künstler zu erzwingen versucht hat. Be-
gabung, vor allem im Erkennen des zeichnerisch Wirk-
samen, ist unzweifelhaft vorhanden, doch trotz des reich-
lichen Jahrzehnts, das seit seiner »Entdeckung« vergangen,
ist W. Lange in seiner tatsächlichen Vertrautheit mit den
Elementen der Griffelkunst noch nicht so weit vorgeschritten, I

um die Zweifel, ob jene, die ihn zum Verlassen seines
sicheren beruflichen Nährbodens ermuntert, im Rechte ge-
wesen sind, restlos zu zerstreuen. h. e. w.

SAMMLUNGEN
Das Musee Rodin. Der Beschluß der Deputierten-
kammer, dem Bildhauer Rodin auf Lebenszeit das Hotel
Biron in Paris zu überlassen mit der Bedingung, daß das
Gebäude mit den darin befindlichen Arbeiten Rodins nach
dem Tode des Künstlers als Musee Rodin dem Staate
anheimfalle, ist nicht ohne Widerspruch geblieben. Eine
Anzahl Künstler, darunter die Bildhauer Antonin Mercie,
Marqueste, Louis Noel, die Maler Luc-Olivier Merson, Leon
Glaize und andere haben ein Schreiben an den Senat ge-
richtet, worin sie diese Körperschaft bitten, dem Beschluß
der Deputiertenkammer nicht zuzustimmen und im allge-
meinen das Prinzip auszusprechen, daß keinem noch leben-
den Künstler derartige Ehren vom Staate erwiesen werden
sollen. Man wird sich erinnern, daß ähnliche Proteste
dereinst gegen die Aufnahme impressionistischer Bilder in
den Luxembourg erhoben wurden. Der Protest gegen
Rodin wird wohl kaum mehr Erfolg haben als jene Pro-
teste gegen Manet, Monet und ihre Genossen.

Im Louvre. Als Entschädigung für die vor zwei
Jahren aus Paris geflüchteten und immer noch nicht zurück-
gebrachten Meisterwerke der Antike und der Renaissance
hat man im Erdgeschoß des Louvre einen neuen Saal mit
Skulpturen eröffnet. Wer im Luxembourg der letzten
20 Jahre bekannt war, findet in den neuen Sälen keine
Überraschung. Einige der jetzt im Louvre gezeigten Werke
waren allerdings schon seit Jahren aus dem Luxembourg
verschwunden, weil man daselbst Platz für neue Erwer-
bungen schaffen mußte, aber alle haben Jahre lang drüben
zur Schau gestanden. Es handelt sich in der Hauptsache
um akademisch korrekte Arbeiten wie »Der Mäher« von
Eugene Guillaume, »Die Mutter der Gracchen« von Cavelier,
»Bacchus als Kind« von Perraud, »Das Liebesgeheimnis«
von Jouffroy, »Das junge Mädchen« von Schoenewerk und
endlich das in diesen Tagen zu aktueller Bedeutung ge-
langte »Souvenir« von Paul Dubois, die bekannte elsaß-
lothringische Gruppe. Paris muß wenig Zeit für Dinge
der Kunst übrig haben, wenn es mit dieser »Entschädi-
gung« vorlieb nimmt.

VERMISCHTES

Aus dem Pariser Figaro erfahren wir, daß in Marokko
durch 350 deutsche Kriegsgefangene in der alten Römerstadt
Volubilis, dereinst eine Stadt von 100000 Einwohnern, die
durch ein Erdbeben verschüttet wurde, Ausgrabungen gemacht
werden, die bereits ansehnliche Ergebnisse gefördert haben.

Das Novemberhett
der Zeitfchrift für bildende Kunft
wird

in der nächlten Woche ausgegeben

Inhalt: Lesser Ury. Von Glaser. — Das Breslauer Erinnerungswerk. Von Dr. Friedrich Schulze. — Wettbewerb für einen Oeneralbebauungsplan
der Stadt Soest i. W. — Ausstellungen in Dresden und Hamburg. — Das Musee Rodin. Im Louvre. — Ausgrabungen durch deutsche
Kriegsgefangene in Marokko. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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