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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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ode, Wilhelm von: Leipziger Museumsfragen: zum Tode Fritz von Harcks
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Verschiedenes / Inserate
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Leipziger Museumsfragen — Nekrologe — Personalien

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woher in dieser Zeit das Geld dazu nehmen?« Nun, das
findet sich gerade in dieser Zeit der großen Kriegs-
gewinne! Ist doch auch das jetzige Museum aus den
Mitteln einer Stiftung erbaut worden. Die Zeit wird
ja ohnedies dahin führen, daß man wieder billiger
bauen lernt und dann vielleicht auch maßvoller und
geschmackvoller als jetzt meist.

Eine solche Anregung, die, wie ich weiß, ganz im
Sinne unseres verewigten Freundes wäre, wenn er
auch fürchtete, daß die Gewöhnung an den alten
Zustand die Ausführung unmöglich machen würde, er-
scheint doppelt begründet mit Rücksicht auf das reiche
Vermächtnis von Kunstwerken, das dem Museum nach
der Bestimmung von Fritz von Harck zufallen wird.
In dem elterlichen Hause in Leipzig und im Schloß
zu Seußlitz sind sie bisher als Dekoration über die
verschiedenen Räume verstreut, vereinigt würden sie
beweisen, welchen wesentlichen Zuwachs — von den
frefflichen kunstgewerblichen Sammlungen ganz abge-
sehen — das Museum dadurch erhält; einen Zuwachs,
der für die Leipziger Galerie zugleich durch die Schulen,
denen die Gemälde angehören, besonders wichtig ist.
Es sind fast ausschließlich Bilder aus den beiden
Schulen, die hier bisher am dürftigsten vertreten sind:
der italienischen und der älteren deutschen Schule.
Was sie für die Galerie bedeuten, wird sich erst nach
ihrer Zusammenstellung mit den Bildern derselben
Schulen aus älterem Besitz erweisen. Die Leipziger
Galerie besitzt dann in der Tat schon von fast allen
älteren Malerschulen recht beachtenswerte und zum
Teil selbst ausgezeichnete Bilder, von Holländern, dank
namentlich der trefflichen Thiemeschen Sammlung, sogar
eine sehr reiche, ziemlich vollständige Sammlung, so
daß sie mit Galerien wie die von Oldenburg oder
Karlsruhe schon wetteifern kann; sie würde sich noch
wesentlich vorteilhafter darstellen, wenn die minder-
wertigen Stücke ausgeschieden würden. Durch Ein-
beziehung und geschmackvolle Aufstellung der kleinen,
aber gewählten Kunstgewerbesammlung (nebst ihren
wenigen aber vortrefflichen deutschen und italienischen
Bildwerken), deren Erweiterung zu einem besonderen
Museum heute kaum noch möglich, auch nicht mehr
zeitgemäß wäre, würde sich ein höchst reizvoller
Wechsel in den Sammlungen ergeben, durch den zu-
gleich die engen Beziehungen der großen und kleinen
Kunst und des Kunsthandwerks deutlich gemacht
würden. Dadurch würde in diesem Leipziger Museum
ein neuer Typ geschaffen, der sich aus seinen ver-
schiedenartigen Sammlungen naturgemäß ergäbe und
der zugleich in das allzu einförmige heutige Museums-
schema Bresche legen würde. Wenn dann im Erd-
geschoß das Kupferstichkabinett mit einer reichhaltigen
Photographiesammlung und kunstwissenschaftlichen
Bibliothek zur Aufstellung käme, würde das Publikum
die überall ersehnte, aber kaum irgendwo genügend
berücksichtigte Gelegenheit finden zu kunstwissen-
schaftlichen Studien aller Art. Dagegen wäre eine Ver-
einigung einer Ausstellungshalle für das moderne Kunst-
handwerk nebst einer Sammlung neuer kunstgewerb-
licher Gegenstände mit der des älteren Kunsthandwerks,
die man für den Fall eines besonderen Baues für das j

Kunstgewerbe ins Auge gefaßt hat, nach allen Er-
fahrungen, die man dabei in Stuttgart, im Musee des
Arts Decoratifs im Louvre und sonst gemacht hat, eine
sehr unglückliche.

Eine Aufstellung in würdigen Räumen in der Art,
wie wir sie vorstehend skizziert haben, würde erst
zeigen, was Leipzig in seinen Kunstsammlungen besitzt,
sie würde zugleich den Leipziger Kunstfreunden den
Anreiz bieten, die Lücken allmählich auszufüllen
und die Qualität der Sammlung noch zu steigern.
Eine bessere Erinnerung an den verblichenen Freund
seines Museums, ein vornehmeres Denkmal kann
Leipzig Fritz von Harck nicht errichten als einen
Neubau, welcher der von ihm und seinen Mit-
bürgern gestifteten Kunstwerke würdig ist.

NEKROLOGE
Am 14. Mai verschied in Düsseldorf der Maler Anders
Montan, einer der letzten Angehörigen der ehemals so
blühenden schwedischen Künstlerkolonie. Montan, der
bei Malmö am 13. Februar 1845 geboren war, malte mit
Vorliebe Interieurbilder mit künstlichen Lichtquellen. Seinen
Schmieden mit flackerndem Herdfeuer und rußigen Arbeitern
in kräftigblauen Kitteln begegnete man auf den meisten
Düsseldorfer Kunstausstellungen. Auch malte er gerne
Dielen aus alten bergischen und westfälischen Häusern, in
denen die Staffage gegen das liebevoll durchgeführte Klein-
leben zurücktrat. Von den vielen »Düsseldorfer Schweden«,
über die Georg Nordensvan in »Julestemning 1915« einen
sehr lehrreichen Aufsatz (»Düsseldorfere«) schrieb, ist jetzt
nur Henrik Nordenberg übriggeblieben, ein Neffe des
seinerzeit berühmten Genremalers Bengt Nordenberg. c.

Am 3. April fiel vor Ypern als Leutnant in einer
Maschinengewehrkompagnie der Stuttgarter Kunsthändler
und Schriftsteller Dr. Hans Otto Schaller im Alter von
33 Jahren. Schaller hatte in Stuttgart eine Kunsthandlung
eingerichtet, in deren sehr schönen Ausstellungsräumen er
mit Vorliebe der jungen, vorwärts strebenden Künstlerschaft
den Weg in die Öffentlichkeit bahnte. Seine leider nicht
abgeschlossenen wissenschaftlichen Arbeiten galten beson-
ders dem württembergischen Klassizismus. Zu den künstle-
rischen Tagesfragen nahm er in schneidigen, oft leiden-
schaftlichen Äußerungen Stellung. Was er für erstrebenswert
und notwendig hielt — nicht immer hatte er recht —, verfocht
er rückhaltslos und ohne sich und andere zu schonen. Durch
dieses frische Draufgängertum hat er sich ebenso erbitterte
Gegner wie treue Freunde geschaffen. Für das Stuttgarter
Kunstleben bedeutet sein früher Tod einen schweren Verlust.

Professor Karl Doettl, Konservator am Kgl. Konser-
vatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns,
ist im Alter von 62 Jahren in München gestorben.

PERSONALIEN
Geheimer Hofrat Professor Dr. Qeorg Steindorff,
Direktor des Ägyptologischen Instituts der Universität
Leipzig, wurde zum Mitglied der Königlich ungarischen
Akademie der Wissenschaften gewählt.

Der bisherige wissenschaftliche Hilfsarbeiter Dr. phil.
Johannes Sievers ist zum Direktorialassistenten bei den
königlichen Museen in Berlin ernannt worden.

Cassel. Den Malern Georg Burmester, ordentlichem
Lehrer an der Kgl. Kunstakademie, und Hans Meyer-
Cassel, Hilfslehrer an derselben Anstalt, ist das Prädikat
| Professor verliehen worden.
 
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