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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Ausstellung französischer Kunst in Amsterdam
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0127

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Nekrologe — Personalien — Ausstellungen

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mehr andeutungsweise, als ausgeführt. Eine geheimnis-
voll schicksalschwangere Stimmung war hier ausgedrückt,
wie etwa in einem der frühen Maeterlinckschen Dramen.
Von Redon waren ferner zwei nach Gemälden von ihm
in der Gobelin-Manufaktur gewebte Wandschirme ausge-
stellt, Blumenzusammenstellungen von den zartesten Farben
und außerordentlicher Leuchtkraft. Dagegen muteten
Gobelins nach Entwürfen von Cheret, u. a. eine Folge
der vier Jahreszeiten, mit ihren ausgelassen tanzenden und
springenden Gestalten, banal an, wenn man auch der
Meisterschaft in der Beherrschung der Webetechnik nicht
seine Anerkennung versagen konnte: die Farbe der bunten
Fäden schien zuweilen so ätherisch, so zart und dufiig,
wie der Farbenstaub auf den Flügeln eines Schmetterlings.
Redon war auch mit verschiedenen Steinzeichnungen aus
seiner Apokalypse in der kleinen graphischen Abteilung
der Ausstellung vertreten, wo man außerdem noch farbige
Lithos von Maurice Denis, Cezanne und Cottet
sehen konnte. Ein besonderer Raum war der französischen
Kriegsgraphik zur Verfügung gestellt In der Auswahl
dieser aktuellen Blätter hatte man sich einer weisen
Mäßigung beflissen; nur das Elend, die Not und der
Schmerz, die alle Kriegführenden treffen, wurde in den aus-
gestellten Blättern im Bilde gebracht, auch der Heroismus
und der Mut, mit dem die draußen im Felde wie die in
der Heimat all das Furchtbare tragen. Die schrecklichen
Sachen, an denen die französische Kriegsgraphik so reich
ist und in denen eine auf den Grund vergiftete Volks-
phantasie dem verhaßten Gegner die unmenschlichsten
Schändlichkeiten andichtet, fehlten glücklicherweise ganz.
Steinten beherrschte dies Kabinett mit seiner so mensch-
lichen Kunst; es scheint, als ob der Krieg ihm eine neue
Blütezeit beschert hat. Harmloser Art waren die ganz
spaßigen Karikaturen von Poulbot. Von Hansi sah
man einige bunte Blätter, in denen das Elsaß als mit
Sehnsucht nach der französischen »Befreiung« ausschauend
dargestellt wird. Was die in demselben Raum aufgehängten
Photographien von der französischen Front mit Kunst zu
tun hatten, war nicht ersichtlich; offenbar hatten sie die-
selbe Aufgabe, wie die Propagandafilms der französischen
Regierung, die in den Pathe-bioscops vorgeführt werden.
Eine kleine Ausstellung von französischen Ausgaben
deutscher und anderer Musik sollte die Konkuirenz-
fähigkeit des französischen Musikverlages dartun. Unter
den ausgestellten keramischen Arbeiten befand sich vieles
Gute, neben manchem Geschmacklosen. m. d. h.

NEKROLOGE
Der am 19. Januar in Paris im Alter von 87 Jahren
verstorbene berühmte Augenarzt Professor Dr. Richard
Liebreich (geboren 30. Juni 1830 zu Königberg i. Pr.) hat
auch auf künstlerischem Gebiete, wenn auch als Autodidakt,
sehr anerkennenswerte Leistungen zu verzeichnen. Die
Büste des Gynäkologen Wells im Royal College of Physi-
cians in London ist beispielweise sein Werk. Liebreich
beschäftigte sich in den letzten Jahren mit der Technik
der alten Meister und besonders auch mit dem Studium
des Einflusses der Gesichts-Anomalien auf das künstlerische
Schaffen (Greco). In der »Werkstatt der Kunst« (1906
Nr. 16 u. f., Verlag E. A. Seemann in Leipzig) veröffentlichte
er eine Arbeit »Einfluß der Sehstörungen auf die Malerei«.

Der frühere Lehrer für Hochbau an der Berliner Tech-
nischen Hochschule Professor Bernhard Kühn ist am
12. Februar im 79. Lebensjahre gestorben. Er hat über
30 Jahre lang in der Architektur-Abteilung an der Tech-
nischen Hochschule gewirkt.

Vor kurzem starb in Warschau der bekannte polnische
Kupferstecher Josef Holewinski im Aller von 68 Jahren.
Er gehörte zu den wenigen Repräsentanten der Graveur-
kunst in Polen. Nach Beendigung seiner Gymnasialzeit
studierte er bei Styfi und Gerson. Viele Jahre hindurch
erschienen seine Arbeiten in polnischen illustiierten Zeit-
schriften, wo er die Werke Matejkos, Kossaks, Andriollis
und anderer Meister der polnischen Malerei reproduzierte.

Im Alter von 82 Jahren starb der Danziger Maler Prof.
Wilhelm Stryowski, dessen Bilder von der Weichsel, aus
dem Flößerleben und den Judenvierteln ihn zu einem ge-
schätzten Landschafter machten. Er war am 23. Dezember
1834 in Danzig geboren, hatte die dortige Kunstschule und
später die Düsseldoifer Akademie besucht. Die Museen in
Danzig, Budapest und Köln besitzen Werke von seiner Hand.

Carolus-Duran, der meistgenannte französische Bild-
nismaler der Gegenwatt (eigentlich Charles Emile Auguste
Duran), geboren am 4. Juli 1838 zu Lille, ist in Paris im
Alter von 79 Jahren gestorben. Duran hatte erst in seiner
Vaterstadt, dann in Paris studiert, ging mit einem Preise,
den er als Zweiundzwanzigjähriger erhielt, nach Italien,
später auch nach Spanien, wo besonders Velasquez' Werke
großen Einfluß auf ihn ausübten. Berühmt wurde er 1869
durch die »Dame au gant«, jetzt im Luxembourg, die alle
seine Vorzüge vereinigt. Duran hat alle Ehren, deren ein
Künstler in Frankreich gewürdigt werden kann, in seinem
langen Leben genossen. Hochbetagt ging er als Leiter der
französischen Academie der Villa Medici nach Rom. Das
Luxembourg besitzt außer dem genannten Werke noch
zwei andere Hauptstücke, das Museum in Lille eine ganze
Reihe seiner Porträts und Landschaften, die meisten seiner
Bildnisse befinden sich naturgemäß in Privatbesitz. Er
war ein eleganter, glatter Könner; besonders in seinen
späteren Werken wurde er immer flacher. Als ränke-
voller Gegner jeder frischen modernen jugendlichen Kunst-
bewegung war er eine internationale Berühmtheit.

PERSONALIEN

Der Senior der badischen Architekten, Geh. Rat Dr.-
Ing. h. c. Joseph Durm, Oberbaudirektor a. D. und Pro-
fessor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe, voll-
endete am 14. Februar sein 80. Lebensjahr.

Der Göttinger Kunsthistoiiker Dr. Robert Vischer, ein
Sohn von Friedlich Theodor Vischer, feierte am 22. Februar
seinen 70. Geburtstag. Sein kleines Buch über Rubens ge-
hört zum Schönsten, was über den Meister gesagt ist.

AUSSTELLUNGEN

Hamburg. In der inneten Anordnung seiner in den
Räumen des Kunstvereins veranstalteten Sonderausstel-
lung hat der Hamburger Künstlerverein seine Rückkehr
zu seinen alten Friedensgewohnheiten praktisch betätigt.
Die Landschaft führt, Bildnis, Stilleben, bürgerliches
Genreschließen an. An den Krieg erinnern lediglich
einige anspruchslose Ölskizzen und Zeichnungen. Den
in ihren Bestrebungen längst gekannten und für abge-
schlossen geltenden Landschaftern F. Schaper, Ernst Eit-
ner, C. Rahtjen, A. Siebelist, Max Kuchel haben
sich in E. Steinbach, E.H.Edens, Paul Lichtwark, Her-
mann Rieck einige, vorläufig noch auf dem Marsche
zur Erlangung einer bestimmten Eigenart befindliche Be-
gabungen gesellt. Geradezu erstaunlich ist die Frische und
der Fleiß, mit dem der 75jährige Ascan Lutteroth die
Schönheit der niedersächsischen Erde in genau denselben
 
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